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Innenstadttrubel Magdeburg, die Feiermeile

Einen nahtlosen Übergang der drei Festveranstaltungen in Magdeburgs Innenstadt haben am Pfingstwochenende mehr als 150.000 Besucher erlebt.

17.05.2016, 01:01

Magdeburg l Das Magdeburger Publikum sei sehr wetterfest, freut sich Arno Frommhagen von der IG Innenstadt, einem Zusammenschluss der Gewerbetreibenden. Mit mehr als 150.000 Besuchern seien zwar insgesamt etwas weniger Gäste zu den Festen gekommen, als im vergangenen Jahr, aber in Anbetracht des schlechten Wetters sei man doch zufrieden.

Das Europafest fand bis Montag rund um den Alten Markt statt. Zwischen Ständen aus den Ländern im Dreieck Russland, Irland und Italien wurde neben kulinarischen Spezialitäten auch ein vielfältiges Programm geboten. Insgesamt traten auf den fünf Bühnen rund 130 Künstler auf.

Aber auch die politische Debatte kam nicht zu kurz. An vielen Ecken wurde über Europa diskutiert. Passanten kamen mit Politprominenz aus Sachsen-Anhalt ins Gespräch. Zu denen, die den Austausch suchten, zählte etwa der CDU-Landtagsabgeordneter Tobias Krull (CDU). „Häufig fragen die Leute, was Europa bringt. Ich erkläre dann, dass auch im Magdeburger Ring Europa in Form von Fördergeldern drin steckt“, sagte er.

Auch der Europaabgeordnete Arne Lietz (SPD) war unter den Besuchern. Er plädierte im Gespräch mit Passanten, dass man mit allen reden und auch zuhören muss. „Wir müssen uns argumentativ mit Rechtspopulisten auseinandersetzen“, sagte er in Anspielung auf das Erstarken rechtpopulistischer Parteien in Europa. Zu denen, die viel zugehört haben, gehörte Daniel Adler von den Jungen Europäischen Föderalisten (JEF). „Viele haben keine Fragen, sondern wollen etwas loswerden. Wenn es gut läuft, entwickelt sich ein Gespräch“, sagte er. So wie mit der Magdeburgerin Madeleine Kunze (29), die mit ihrem Sohn Lucas (5) über das Fest schlenderte. „Europa ist eine gute Sache. Ich würde mir aber wünschen, dass die Staaten noch mehr zusammenarbeiten“, sagte sie.

Wenige Schritte weiter fanden sich die Innenstadtbesucher im Stadtfest wieder. Dabei zeigte sich an den Ständen, dass Schmalzkuchen nicht nur etwas für die Weihnachtszeit sind. „Die könnte ich das ganze Jahr über verputzen. Außerdem nähern sich ja die Temperaturen der Winterzeit an“, begründete Mareike Naumann mit einem Schmunzeln den Kauf des süßen Gebäcks.

Mitmachaktionen standen bei Kindern und Jugendlichen hoch im Kurs. Julia Haberland etwa versuchte sich auf Anleitung in einem Achterknoten. Der vierjährige Ben Joel Müller zeigte seine Kletterfähigkeiten. Auch entlang des Breiten Weges konnte internationale Küche, beispielsweise mit polnischen Pfannenspezialitäten sowie indischem Essen und Getränken à la Bollywood, genossen werden. Wenn sich hin und wieder einmal die Sonne zeigte, kamen auch die vor dem Postgebäude aufgestellten Liegestühle zum Einsatz. „Sie sorgen schon für Vorfreude auf den Sommerurlaub, bald geht es nach Mallorca“, sagte Cindy Rehms beim Probesitzen.

Apropos Probe: Die Runden im Riesenrad nutzten die Fahrgäste, um hoch oben einen Schnappschuss von sich und dem Dom- oder Hundertwasserhaus-Panorama im Hintergrund zu machen. „Bei der vierten Runde hatte ich den Dreh raus, wann die Gondel die beste Position erreicht hat. Von dort oben hat man einen herrlichen Blick über das Treiben beim Fest und über die Dächer der Stadt“, freute sich Marc Zimmermann.

Freude war auch bei Gérard Kolew angesagt. Beim Fest im Biergarten des Sudenburger Brauhauses auf dem Platz an der alten Staatsbank (dem zukünftigen Dommuseum) stemmte der Magdeburger einen Ein-Liter-Maßkrug am längsten in die Luft. Siegerzeit: 4.15 Minuten. WBO-Junioren-Weltmeister Tom Schwarz ließ es sich übrigens nicht nehmen, 21 Tage vor seinem Boxkampf auf der Seebühne im Elbauenpark, beim Spaßwettbewerb mitzumachen. Seine Zeit von 3.31 Minuten reichte für Platz 3.

Die richtig schweren Jungs stemmten unter Anfeuerungsrufen des Publikums ein 50-Liter-Fass in die Höhe. Für Teilnehmer der sogenannten Strongman-Wettbewerbe galt es bei der Deutschen Meisterschaft im Bierfassstemmen, das 62 Kilogramm schwere Behältnis (Inhalt und Fassgewicht zusammengerechnet) binnen einer Minute möglichst oft über den Kopf zu stemmen. „Die Arme werden dabei natürlich ausgestreckt“, so der Hinweis des Schiedsrichters.

Christian Tiede aus Berlin war mit 21 Stößen nicht zu schlagen. Zum Vergleich: 16 Stöße standen für den zweiten Platz zu Buche. Für einen Eintrag in die Geschichtsbücher hat es für Andreas Brixa nicht gereicht. Beim Weltrekordversuch, die Apollons-Achse mit insgesamt 238 Kilogramm anzuheben, rutschte dem als weißen Riesen bekannten Kraftsportler aus Krefeld die Achse stets aus der Hand. Der Boxtag, unter anderem mit Athleten des SV Lindenweiler, zog am Sonntag die Zuschauerblicke auf sich.

Die Polizei konstatiert den Festlichkeiten „einen hohen Publikumsverkehr. Es blieb alles friedlich“, so Sprecher Marc Becher.