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Skulptur entdeckt Das Rätsel des Magdeburger Reichsbank-Adlers

Eine gut 1,40 Meter große Adler-Skulptur thront sein Jahresbeginn über dem Hauptportal des künftigen Dommuseums und gibt Rätsel auf.

Von Stefan Harter 22.01.2017, 08:00

Magdeburg l Der Adler ist gelandet: Stadtführer Gert Sommerfeldt war aufgefallen, dass sich seit einigen Tagen hinter dem Baugerüst am neuen Dommuseum die Vogelfigur versteckt. Er kennt sie gut, hat er sie doch immer wieder beim Vorbeifahren auf dem Tierheim-Gelände an der Rothenseer Straße stehen sehen. Als sie vor einigen Wochen plötzlich verschwunden war, wunderte er sich schon, wo sie abgeblieben war. Jetzt weiß er die Antwort.

Was er jedoch trotz seines durchaus umfangreichen Wissens über die Geschichte seiner Heimatstadt nicht sagen kann, ist, wie und warum der Adler dort überhaupt hingekommen ist. Er kann nur vermuten, dass es irgendwann nach dem Zweiten Weltkrieg geschehen ist, weil es Fotos der Reichsbank aus dieser Zeit gibt, auf der er noch zu sehen ist. „Es waren wohl ideologische Gründe“, mutmaßt er und dass es wohl mit der Symbolik des Tiers als Reichsadler während der Zeit des Nationalsozialismus zu tun hatte. Warum er aber nun gerade am Tierheim landete, ist ihm vollkommen unklar.

Die Volksstimme begibt sich daraufhin auf Spurensuche. Ein Anruf beim Tierheim bringt zunächst keine Klarheit. Leiter Andreas Reichart ist seit kurz nach der Wende dabei und kennt den Adler von Anfang an.

Zu den Hintergründen kann er aber auch nichts sagen. Er erzählt aber, dass einst auch einer der Löwen von der Anna-Ebert-Brücke dem Adler Gesellschaft geleistet habe. Sein Hinweis, den früheren Tierheim-Leiter und zugleich dessen Begründer im Jahr 1976, Dieter Schaaf, zu befragen, bleibt ohne Erfolg. Er ist leider verstorben.

Frank Schuster von der Paul Schuster GmbH war für die Bergung, Aufarbeitung und Installation der Skulptur verantwortlich. Sonst meist gut informiert, was historische Plastiken und Denkmäler im Stadtbild betrifft, war ihm der Adler der ehemaligen Reichsbank bis zum Auftrag durch die kommunale Wobau gänzlich unbekannt. „Ich war sicher oft im Tierheim, aber der Adler war mir bis dahin nie aufgefallen“, sagt er.

Die aus Basalt angefertigte Statue wiege gut und gerne 400 Kilogramm, schätzt er. Seines Wissens nach wurde sie in den 1950er Jahren abgenommen, angeblich, weil Nazi-Symbole darauf zu finden waren. Speziell auf der Kugel, auf der der Adler sitzt, weshalb sie auf der Tierheim-Wiese auch halb im Erdreich vergraben gewesen sein soll. „Da war aber nichts dergleichen drauf“, stellt er klar.

Bei der Wobau als Bauherrin des Dommuseums und künftigen Unternehmenssitzes und damit Auftraggeberin für die Adler-Rückkehr ist auch nicht viel mehr bekannt, wie Matthias Schenk auf Volksstimme-Anfrage erklärt. „Wir wussten, dass er beim Tierheim ist. Und wenn er schon da ist, dann hängen wir ihn auch wieder an seinen angestammten Platz zurück“, sagt er. Die Konsole, auf der er seit der Einweihung des Bankgebäudes 1923 stand, war seit seiner Entfernung leer geblieben.

Damit sind Sie nun gefragt, liebe Volksstimme-Leser. Wer kann etwas zu den Hintergründen sagen? Wer weiß, wann und warum die Adler-Statue entfernt worden war und vor allem, warum sie ausgerechnet auf dem Gelände des Tierheims landete? Helfen Sie mit, die rätselhafte Reise des Reichsbank-Adlers aufzuklären.

Schicken Sie uns ihre Hinweise per Post an Volksstimme Magdeburg, Bahnhofstraße 17, 39104 Magdeburg, per E-Mail an stefan.harter@volksstimme.de oder rufen sie ab Montag unter Tel. 599 95 47 an.