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Zirkus Politiker gegen Tiere in der Manege

Geht es nach den Grünen im Magdeburger Stadtrat, darf bald kein Zirkus mit Wildtieren mehr auf Flächen der Stadt sein Zelt errichten.

Von Franziska Ellrich 08.08.2017, 01:01

Magdeburg l Eine Raubtiernummer mit mehr als 20 weißen und goldenen Tigern und Löwen, die Tierparade mit einem Nashornbullen sowie das „Elefantenballett“ stehen auf dem Programm des Circus Krone. Mit rund 100 Tieren reisen seit Montag die Artisten, Techniker und Mitarbeiter des Münchener Zirkus an. Ab Donnerstag beginnen die Vorstellungen – mit den Wildtieren in der Manege.

Kritiker haben sich bereits in Stellung gebracht. Das Thema Wildtiere im Zirkus ist umstritten. In europäischen Nachbarstaaten wie Österreich, Großbritannien oder Bulgarien dürfen seit Jahren keine Wildtiere mehr im Zirkus gehalten werden. In Deutschland ist das allerdings noch erlaubt. Bei der Tierrechtsorganisation Peta hat man dafür kein Verständnis. Die Mitglieder haben sich an die Fraktionen im Stadtrat gewandt. Mit dem Appell: Zirkusbetriebe mit Wildtieren sollen künftig auf kommunalen Flächen nicht mehr gastieren dürfen.

Einen Antrag, der genau so ein Wildtierverbot auf Plätzen der Stadt zum Ziel hat, haben jetzt die Stadträte der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen vorbereitet. „Tatsache ist, dass Wildtiere in reisenden Betrieben praktisch nicht tiergerecht gehalten werden“, sagt Timo Gedlich, umweltpolitischer Sprecher der Grünen im Magdeburger Stadtrat. Zur kommenden Ratssitzung am 17. August soll der Antrag der Grünen eingebracht werden. Wenn die Stadträte im September erneut tagen, will auch Lothar Tietge von der Tierschutzpartei das Verbot mit einem Antrag auf den Tisch bringen. Zahlreiche Städte hätten bereits so einen Beschluss gefasst – „wohl wissend, dass die Rechtmäßigkeit eines kommunalen Wildtierverbotes umstritten ist“, erklärt Timo Gedlich.

Max Siemoneit Barum, stellvertretender Betriebsinspektor beim Circus Krone, erklärt im Gespräch mit der Volksstimme: „Unsere Tiere haben es sehr gut.“ Denn genau daran hätten die Mitarbeiter beim Münchener Zirkus ein sehr großes Interesse. „Nur, wenn es den Tieren gut geht, gefällt es den Besuchern bei uns“, sagt Max Siemoneit Barum. Und betont: „Was unsere Tiere betrifft, werden keine Kosten und Mühen gescheut.“

Zu welchen Mitteln Tierschützer greifen, um ihren Standpunkt klar zu machen, weiß Max Siemoneit Barum aus eigener Erfahrung. Der stellvertretende Zirkus-Betriebsinspektor spricht von kleinen Demonstrationen vorm Eingang, von überklebten Zirkusplakaten, von besprühten Fahrzeugen mit der Aufschrift „Tierquäler“ und sogar von durchgeschnittenen Bremsschläuchen.

Für solche Aktionen haben Peppi Wenzel und Thomas Reich von der Sektion Magdeburg der Gesellschaft der Circusfreunde absolut kein Verständnis. Die Zirkusfreunde werden mindestens zwei Shows des Circus Krone besuchen. Es sei „der beste Zirkus“. Die beiden Männer haben sich schon oft hinter den Kulissen umgeschaut, die Tiere besucht. Thomas Reich erzählt, wie intensiv sich die Zirkusmitarbeiter um Nashorn, Pferde und Co kümmern würden.

Die Ansichten der Tierrechtler seien „viel zu extrem“, sagt Peppi Wenzel. Er spricht von einer „Ideologie“, der „totalen Trennung von Mensch und Tier“. Dabei könne das Zusammenleben von Mensch und Tier sehr wohl funktionieren, macht der Zirkusfan deutlich. Und sagt weiter: Vegan zu leben, also ohne tierische Produkte, sei ein Trend – fernab von der Realität. „Diese Menschen wollen sogar, dass sich ein Löwe vegan ernährt.“

Apropos Raubkatze: Neben dem Tierschutz zählt für Grünen-Stadtrat Timo Gedlich in puncto Wildtierverbot auch die Gefahrenabwehr. Er erklärt: „Von Großwildtieren wie Elefanten oder Raubkatzen geht ein hohes Gefahrenpotenzial aus.“ Eine „ausbruchssichere und zugleich verhaltensgerechte Unterbringung solcher Tiere“ sei für ein reisendes Unternehmen wie den Zirkus nur schwer möglich. Gedlich spricht von „mehreren Dutzend teils gefährlichen Ausbrüchen von Tieren im Zirkus pro Jahr“.

Zudem sei laut Gedlich der Verwaltungsaufwand für die Stadt nicht unerheblich. Dazu gehören zum Beispiel die Kontrollen. Stadtsprecherin Kerstin Kinszorra erklärt auf Nachfrage der Volksstimme: „Veranstaltungen mit Tieren werden grundsätzlich tierschutzrechtlich kontrolliert.“ Gesundheits- und Veterinäramt würden unangekündigt auftauchen.

Für den Zirkus sind genau diese Kontrollen ein wichtiges Argument in Sachen Tierhaltung: „Wir gehören zu den am besten kontrollierten Tierhaltern in Deutschland“, sagt Max Siemoneit Barum vom Circus Krone.