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Kundgebung Protest-Party am "Hassel" in Magdeburg

Mehr als 150 Personen haben am 22. September 2017 an Hasselbachplatz in Magdeburg unter dem Motto "Hassel für alle" demonstriert.

Von Franziska Ellrich 22.09.2017, 23:33

Magdeburg l Der Zwist zwischen Feiernden und den Anwohnern sowie Gewerbetreibenden am Hasselbachplatz hat am Freitag ein neues Ausmaß angenommen: Lautstark tönt am Freitagabend die Musik aus den Boxen auf der Ladefläche des grünen Transporters, der direkt am Hasselbachplatz, am Ende der Liebigstraße, positioniert wurde.

Die Gruppe namens Bad Kids (Böse Kinder) hat zu Kundgebung und Party aufgerufen. „Wenn ihr versucht uns zu vertreiben, dann gibt’s halt Stress“, heißt es in der Ankündigung. Mehr als 150 Menschen sind dem Aufruf gefolgt.

Sie wollen ein Zeichen „gegen das neue Sicherheitskonzept der Stadt“ setzen und sich gegen die immer stärker werdenden Verdrängungsprozesse in Magdeburg, zum Beispiel durch steigende Mieten, positionieren, sagt Christian Simon von den Bad Kids. Hintergrund: Über den Lärm und Dreck von Feiernden am Hasselbachplatz haben sich in den vergangenen Monaten immer öfter Anwohner, Passanten und die Gewerbetreibenden vor Ort beschwert.

Die Situation am Kreisverkehr auf Magdeburgs Kneipenmeile war deswegen Thema im Stadtrat. Ordnungsbeigeordneter Holger Platz machte dabei deutlich: Auch der Abbau der Bänke und die Beschallung mit klassischer Musik sind Optionen.

WLAN-Hotspots wurden bereits abgeschalten, gemeinsame Streifen von Polizei und Ordnungsamt finden regelmäßig statt. Am Freitag sind allerdings bis Redaktionsschluss weder Beamte des Ordnungsamtes noch der Polizei vor Ort zu sehen. Bis dahin bleibt die Lage ruhig.

Die Demonstranten sprechen jeden Passanten an und verteilen große Stapel Flyer, auf denen sie sich „gegen Mietwucher und soziale Verdrängung“ aussprechen. Gefährlich wird es zwischenzeitlich, als junge Männer die Straße des Kreisverkehrs mit Bierflaschen und einem orangen Verkehrskegel versperren, die Autofahrer müssen scharf abbremsen.

Christian Simon erklärt auf Nachfrage der Volksstimme, dass der Hassel „seit Jahrzehnten Magdeburgs beliebte Barmeile“ ist und macht deutlich: „Das Herz der Stadt schlägt nun mal laut.“

Währenddessen werden die ersten Bierkästen zu den Bänken getragen, kleine Bierfässer auf den Mülleimern positioniert. Eine Bank ist neu dazu gekommen, Mitglieder der Bad Kids haben sie bereits vor der Demo aufgestellt. Auf einem Schild an der Bank steht eingraviert: „Kein Platz für Holger Platz.“ Bereits in der Ankündigung der Bad Kids wurde der Ordnungsbeigeordnete persönlich angegriffen. Dazu äußern wollte man sich bei der Stadt Magdeburg allerdings nicht.

Nur kurze Zeit nachdem am Freitagabend die Kundgebung begonnen hat, schließt der erste Gewerbetreibende seine Türen ab. „Eigentlich war geplant, dass wir abends auch mal länger geöffnet haben, aber das ist nicht möglich“, sagt der Café-Besitzer. Seine Gäste würden einfach nicht gern dort sitzen, wenn sich am Abend immer mehr Menschen an den nahe gelegenen Bänken versammeln und aus den Boxen, die sie dabei haben, laute Musik schallt. Wiederholt seien seine Blumenkästen zerstört worden, ganz zu schweigen von dem Dreck, den er am nächsten Tag immer vorfindet.

Was die Beschwerden von Anwohnern betrifft, die genug haben, vom Uringestank, dem Erbrochenen und den Glasscherben am Morgen, macht Chistian Simon deutlich: „Das sieht auf keiner Barmeile anders aus.“ Und: Wer die Miete am Hasselbachplatz bezahlen kann, könnte sich auch überall anders eine Wohnung leisten.

Eine junge Frau, die mit ihren Freunden extra für die Kundgebung zum Hasselbachplatz gekommen ist, erklärt: „Dass es so einen belebten Platz gibt, spricht doch eigentlich für die Stadt.“ Viel schlimmer wäre es doch, wenn es in Magdeburg nicht so eine belebte Ecke geben würde.