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Abriss Jägerhütte in Magdeburg ist erlegt

Mit dem Abriss der „Jägerhütte“ verschwindet ein Stück Gastronomie-Geschichte aus Magdeburg. Das Gasthaus war 2006 abgebrannt.

Von Rainer Schweingel 30.09.2017, 01:01

Magdeburg l Kratzend frisst sich die Baggerschaufel durch die Reste der „Jägerhütte“ und lässt den Schutt auf einem Haufen zusammenfallen. Was da krachend aus dem Greifer plumpst, ist ein Stück Magdeburger Gastronomie-Historie.

Die „Jägerhütte“ war zu DDR-Zeiten eines der begehrtesten Restaurants. Plätze? Oft nur mit dem berühmten „Vitamin B“, sprich Beziehungen.

Neben dem Haus des Handwerks und dem „Gastmahl des Meeres“ (Volksmund „Fischerufer“ oder „FU“) an der Jakobstraße gehörte das Restaurant unter dem Spitzdach zwischen Heinrich-Heine-Weg und Scherbelsberg im Stadtpark zu den angesagtesten Adressen. Wildbret war hier die Spezialität, bis das Restaurant 2006 abbrannte – und nie wieder öffnete.

Stattdessen dümpelte das brandgeschädigte Haus weiter vor sich hin. Was nicht schon verfallen war, wurde ein Opfer von Wind und Wetter, Diebstahl und Vandalismus

Trotzdem hatte zunächst der alte Betreiber beteuert, das Haus aufzubauen. Allerdings kam es nie dazu. Hintergründe sollen Schwierigkeiten mit der Finanzierung u. a. wegen ausstehender Versicherungszahlungen nach dem Brand gewesen sein.

Auch die Stadt als Eigentümer hatte bis zuletzt Versuche unternommen, Haus und Standort als gastronomisches Ziel wiederzubeleben. In einem ersten Schritt machte die Stadt von ihrem sogenannten Heimfallrecht Gebrauch. Der Erbbaupachtvertrag mit dem letzten Pächter wurde dafür gekündigt.

Objekt und 1665 Quadratmeter Land fielen wieder an die Stadt. Aber auch die Kommune konnte den Durchbruch nicht erzielen. Trotz mehrerer Ausschreibungsrunden meldeten sich keine Interessenten. Im Stadtrat war deshalb vor einem Jahr das Urteil über die „Jägerhütte“ gefällt worden: Abriss für 50.000 Euro.

Damit werden zumindest drei Ziele erreicht: Die Reste der „Jägerhütte“ können nicht von Vandalen genutzt werden. Zudem sind die Unfallgefahr und ein Schandfleck beseitigt.

So verschwindet das Gasthaus endgültig von der Bildfläche ähnlich wie das „Gastmahl des Meeres“ an der Jakobstraße. Das war 2007 zugunsten eines Seniorenheimes verschwunden. Wiederbelebt wurde dagegen die Gastronomie im Haus des Handwerks. Nach der Komplettsanierung der Villa gibt es dort wieder ein Restaurant – wenn auch an neuer Stelle im Keller. Für die „Jägerhütte“ wurde nun allerdings das Halali geblasen – sie ist nun endgültig „erlegt“.

Welche Erinnerungen haben Sie an die „Jägerhütte“ im Stadtpark? Schreiben Sie uns: lokalredaktion@volksstimme.de