1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Magdeburg
  6. >
  7. Solidarität nach Großfeuer in Autohaus

Brandstiftung Solidarität nach Großfeuer in Autohaus

Mindestens ein Jahr wird es noch dauern, bis die Schäden im Rothenseer Autohaus in Magdeburg nach dem Großfeuer beseitigt sind.

Von Stefan Harter 16.03.2018, 00:01

Magdeburg l „Schon am Montagmorgen stand für uns fest: Wir machen weiter“, sagt Joachim Fanger, Geschäftsführer des Rothenseer Autohauses in Magdeburg. Da war noch gar nicht abzusehen, was das Feuer alles angerichtet hatte.

Am späten Abend des 26. Januars 2018 war das Feuer ausgebrochen und hatte die komplette Werkstatt vernichtet. Später stellte sich heraus: Es war Brandstiftung. „Die ganze Spezialtechnik war weg, es gab keine Werkzeuge mehr“, sagt der Chef von 97 Mitarbeitern. Ihnen wollte er mit der Kampfansage am ersten Arbeitstag nach dem Brand die notwendige Sicherheit geben. „Wir halten zusammen“ war die Botschaft.

Längst können alle Mitarbeiter wieder arbeiten, teilweise werden sich die Schreibtische geteilt. In der Burger Niederlassung der Unternehmensgruppe wird ein Teil der Reparaturen der Kunden durchgeführt. „Wir haben dafür extra ein Schichtsystem eingeführt, so dass dort früh bis spät gearbeitet wird“, sagt Fanger.

Über eine Gruppe des Kurznachrichtendienstes Whatsapp stehen alle Kollegen miteinander in Kontakt und helfen sich gegenseitig. Ihr Name: „Wir stehen wieder auf“.

Mitte März wurde in der Spielhagenstraße in Magdeburg eine neue Ausweichwerkstatt fertiggestellt, die noch in der ersten Woche nach dem Brand angemietet werden konnte. Sie ist für den Betrieb wichtig: 22 Hebebühnen wurden zerstört, in Burg gibt es aber nur 4. Mit der neuen Werkstatt in Magdeburg-Stadtfeld gibt es nun Entlastung.

„Die Kunden bringen ihre Fahrzeuge wie gewohnt zu uns nach Rothensee“, sagt Fanger, seine Mitarbeiter bewegen sie dann hin und her. „Es ist eine Riesenlogistik“, sagt er.

Auch für das Geschäft grundlegende Dinge wie Telefon und Internet mussten erst wieder hergestellt werden. Was das Feuer von den Akten in Papierform übrig gelassen hat, könne man noch nicht absehen. „Zum Glück konnte unser Server wieder zum Laufen gebracht werden“, meint Fanger.

Schwierigkeiten gibt es aber auch bei Kleinigkeiten. So sei es bislang nicht möglich gewesen, die verbrannten Fahrzeuge ordnungsgemäß abzumelden, erzählt er. Denn die Meldestelle braucht dafür deren Kennzeichen, die aber in den Flammen verlorengegangen sind.

Die Kraft des Feuers sieht man auch an den Stahlträgern, die den Verkaufsraum zusammenhalten. Sie sind nach oben gebogen. Deshalb muss zunächst ein Baustatiker prüfen, was alles saniert werden muss. Auch um die Böden steht es eher schlecht, weil darunter der Teilebereich der Werkstatt war und sie somit von unten verbrannt sind.

Die zerstörte Werkstatthalle wurde innerhalb von zwei Wochen nach dem Feuer abgerissen. Eine neue wird es definitiv geben. Wann sie gebaut wird, könne er heute noch nicht sagen. Schließlich sei es aktuell auch schwer Baufirmen zu finden. Er rechne aber damit, dass es mindestens noch ein Jahr dauern wird, bis der Standort am August-Bebel-Damm wieder vollständig hergestellt sein wird.

Was ihn besonders beeindruckt hat, war die große Solidarität, die er und seine Mitarbeiter nach dem Brand erfahren haben. „Viele Unternehmen und auch andere Autohäuser haben ihre Hilfe angeboten. Ein Kantinenbetreiber hat uns zweimal einfach so Mittagessen gebracht“, berichtet Fanger. Der Elektriker habe einen Großauftrag liegen lassen, um ihnen zu helfen und die Stromversorgung wieder herzustellen.

Die Schäden, die der verheerende Brand hinterlassen hat, belaufen sich aktuell auf 6 Millionen Euro, wobei Fanger davon ausgeht, dass dies immer noch nicht reichen wird. Trotz dieses Rückschlags blickt er positiv in die Zukunft. „Mit Zusammenhalt kann man das schaffen“, sagt er.

Unterdessen soll es nach Volksstimme-Informationen einen Verdächtigen geben, der das Feuer im Rothenseer Autohaus gelegt haben soll. Offiziell bestätigt wird dies von der Polizei aber nicht.