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Albinmüllerturm Sehnsucht nach Magdeburger Turmcafé

Im Albinmüllerturm Magdeburg sollte längst wieder Leben einziehen. Passiert ist nichts. Das sorgt bei Stadträten für hohen Puls.

Von Martin Rieß 14.09.2018, 01:01

Magdeburg l Der Magdeburger Albinmüllerturm gilt im wahrsten Sinne des Wortes als ein Höhepunkt des Neuen Bauens der 1920er Jahre. Doch von dem Café, das Architekt Albin Müller hier vorgesehen hatte, ist nichts zu sehen. Nach der Wende geschlossen steht der Raum in der Konstruktion aus Glas und Stahl nach wie vor leer.

Mitglieder des Kulturausschusses haben in ihrer Septembersitzung dem Raum einen Besuch abgestattet – und zeigten kein Verständnis dafür, dass der historische Raum ungenutzt ist. Ausschussvorsitzender Oliver Müller (Die Linke) sagt: „Nach einem Arbeitsbesuch an dieser Stelle hatte unser Ausschuss vor zwei Jahren einen Antrag an den Stadtrat auf den Weg gebracht, dass hier wieder Leben einziehen soll.“ Der Stadtrat Magdeburg hatte dieses Ansinnen unterstützt.

Sicher: Es ging in dem Antrag nur um eine Prüfung, wie der Raum wieder nutzbar gemacht werden könnte. Und eine Prüfung ist von der Konsequenz her zunächst ein zahnloser Tiger. „Doch dass seitdem gar nichts in dem Sinne passiert ist, ist doch ein deutliches Zeichen dafür, dass das Thema nicht ernst genommen wird“, sagt Bündnisgrünen-Stadtrat Sören Herbst während des Besuchs. Ratskollegin Carola Schumann von der FDP bringt diese Kritik auf den Punkt: „Wo kein Wille ist, ist kein Weg. Und wo ein Wille ist, da gibt es eine Lösung.“

Als symptomatisch für das Desinteresse der Verwaltung und des Betreibers machen die Stadträte auch die für Besucher nutzbaren Bereiche aus: Es gibt keine Erläuterungen zu dem Turm, zu seinem Architekten und der Deutschen Theaterausstellung 1927, zu der das Gebäude errichtet wurde. Die Stadträte finden nicht einmal einen kleinen Hinweis auf Albinmüller. Dafür eine Hausordnung – nicht mehr als 50 Personen dürfen gleichzeitig auf den Turm – und ein Plakat mit Werbung für den Elbauenpark.

Klar ist sicher, dass ein Café, wie es in den 1920er Jahren nach den Plänen des Architekten und Gestalters Albinmüller geschaffen worden war, ist heute kaum noch denkbar. Eine Gastronomie auf der kleinen Fläche zu betreiben, wäre kaum wirtschaftlich machbar.

Und auch in Sachen Brandschutz, der für Gaststätten und Restaurants gilt, ist der Raum auf der Spitze des Turms schlecht ausgestattet. Es gibt beispielsweise nur eine enge Treppe und keinen zweiten Fluchtweg. Und um einen solchen oder Barrierefreiheit zu schaffen, wären Veränderungen an dem Bauwerk erforderlich, die mit den Vorgaben des Denkmalschutzes kaum zu vereinbaren wären.

Auf der anderen Seite sieht beispielsweise Sören Herbst das noch längst nicht als ausreichenden Grund, den Raum für die Magdeburger und ihre Gäste nicht wieder zugänglich zu machen. „Zum Beispiel sollten doch für private Feiern andere Voraussetzungen gelten als für den Betrieb einer Gaststätte. Wir sollten in diese Richtung und auch mit dem Blick auf Kultur überlegen, was aus dem Raum gemacht werden kann.“

Ohne Zweifel darf man davon ausgehen, dass auch an einer solchen Nutzung abseits des klassischen Turmcafés viele Menschen interessiert wären. Immerhin bietet sich von dem Turm aus ein unvergleichlicher Blick auf die Elbseite der Magdeburger Altstadt und auch über den Rotehornpark als grüne Lunge der Landeshauptstadt.

Kann man diesen Arbeitsausflug als politisches Statement betrachten? „Aber sicher“, sagt der Kulturausschussvorsitzende Oliver Müller. „Gemeinsam haben wir uns im Kulturausschuss bei unserem Besuch im ehemaligen Turmcafé darauf geeinigt, gemeinsam einen Antrag für die Stadtverwaltung vorzubereiten.“ Inhalt: Die Wiedernutzbarmachung der Räume für die Öffentlichkeit.