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Algenpest Barleber See erlebt blaues Wunder

Bürger wollen mit einer Online-Petition die Sanierung des Magdeburger Badegewässers Barleber See erzwingen.

Von Peter Ließmann 21.12.2017, 00:01

Magdeburg l Seit dem 20. November 2017 läuft die Unterschriftensammlung für eine Online-Petition, mit der der Magdeburger Stadtrat dazu bewegt werden soll, über den Zustand des Barleber Sees offiziell zu beraten. Mehr als die Hälfte der notwendigen Unterschriften sind zusammen, es fehlen aber noch über 700.

Einen großen Teil „der Strecke“ haben Detlef Ohm und seine Mitstreiter bereits geschafft, allerdings liegt auch noch ein dicker Brocken vor ihnen: rund 750 Unterschriften werden für die Petition „Barleber See in großer Gefahr“ noch benötigt. „Wir brauchen insgesamt rund 3500 Unterzeichner, allerdings müssen 2000 davon Magdeburger sein“, sagt Detlef Ohm im Volksstimme-Gespräch am Barleber See.

Es bleiben noch genau 60 Tage, dann ist die Laufzeit der Petition beendet. Die Gruppe vom Barleber See — zehn Aktive — hat sie über die Internetseite „openPetition Deutschland“ ins Leben gerufen. Sozusagen per Mausklick kann unterschrieben werden. „Wir sind aber auch jeden Tag noch unterwegs und sammeln Unterschriften per Liste“, sagt Detlef Ohm. „Vor allem meine Frau ist dabei sehr, sehr unermüdlich.“

Mit der Petition, die direkt an Magdeburgs Oberbürgermeister Lutz Trümper adressiert ist, will die Gruppe erreichen, dass das Thema „Algen und Blaualgen auf dem Barleber See“ wieder auf die Tagesordnung des Stadtrats gesetzt wird. Im Oktober 2017 hatte der Stadtrat über das Problem beraten. Grund dafür war ein Antrag der Gartenpartei-Fraktion. Die forderte, 100.000 Euro für den Barleber See im Haushaltsplan 2018 zur Verfügung zu stellen, um die Wasserqualität des Sees zu verbessern. Der Antrag wurde von der Mehrheit des Stadtrats „abgebügelt“, wie man am Barleber See findet. Darum auch die Petition.

„Im Augenblick hat das Wasser im See eine Temperatur von fünf Grad plus, es sind folglich keine Algen oder Blaualgen zu sehen. Ab 15 Plusgraden geht es aber los, ab 20 Grad entwickeln sich die Blaualgen, und der Wind treibt sie von einem Ufer zum anderen. Wenn Südwind ist, bekommen wir es am Nordufer ab“, zeigt Detlef Ohm auf den See hinaus.

Ab Juni bis in den Oktober hinein habe das Seewasser eine Temperatur von 21 Grad gehabt. „Das Ergebnis ist bekannt, Algenbefall und auch Badeverbote wegen Blaualgen.“ Blaualgen gelten als gesundheitsschädlich. Und schon jetzt prophezeit Ohm: „2018 wird der Barleber See sein blaues Wunder erleben.“ Er glaubt auch nicht daran, dass das noch zu verhindern ist.

Der See benötige wohl eine Art Grundsanierung, seit 2015 habe sich dessen Zustand verschlechtert. Auf dem Grund hat sich viel Schlick angesammelt, der bilde Faulgase. „Ein guter Nährboden für Blaualgen“, meint Detlef Ohm. Was man genau dagegen tun könnte, hat die Petitionsgruppe per Internet recherchiert. Ausbaggern, Schlamm beseitigen, Uferbereiche rund um den See pflegen.

„Zu DDR-Zeiten wurde Aluminiumsulfat großflächig im See ausgebracht. Das hat geholfen“, sagt Detlef Ohm. „Aber wir sind keine Fachleute. Um den See zu retten, müssten Spezialisten beauftragt werden.“

Sind die für die Petition dringend notwendigen Unterschriften noch nicht zusammen, so sei aber doch bereits Bewegung in die Sache gekommen. „Wir haben einen Brief an OB Trümper geschrieben und auch stellvertretend Antwort vom zuständigen Fachbereich Schule und Sport bekommen“, berichtet Detlef Ohm.

Demnach sollen zwischen 100.000 und 170.000 Euro speziell für den Barleber See bereitgestellt werden. „Das wäre ein Anfang, aber das reicht unserer Meinung nach gerade mal für die Analyse des Algen- und Blaualgenproblems“, sagt Ohm.

Auf jeden Fall wollen die zehn Barleber-See-Freunde weiter intensiv Unterschriften für die Petition sammeln. „Und wir wollen den Magdeburgern näherbringen, dass es ,ihr‘ See ist, den sie schützen müssen“, hofft Detlef Ohm auf noch mehr Interesse für das Problem.