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Amateurtheater Spielfreude und Zukunftsangst in Magdeburg

Trotz Corona - die Magdeburger Theaterkiste spielt ab 31. Juli 2020 wieder Theater.

Von Michaela Schröder 27.07.2020, 01:01

Magdeburg l Keine Proben, keine Bühnenauftritte, kein Publikum, keine Eintrittsgelder – zu den großen Leidtragenden in der krisengeschüttelten Kulturlandschaft zählen auch die Amateurtheater. „Die Corona-Pandemie erschwert die Arbeit nicht nur für große Theaterhäuser, sondern auch für uns Amateurgruppen. Zudem entsteht finanzieller Schaden“, sagt Thomas Stieghahn, Vereinsvorsitzender der Theaterkiste Magdeburg. Seit 1994 ist er Darsteller und Regisseur bei der Amateurgruppe.

Die Corona-Pandemie sorgt bei dem Ensemble für Sorgenfalten. „Wir haben in den vergangenen Jahren viele Herausforderungen gemeistert. Doch Corona macht alles kaputt, was man sich mühsam aufgebaut hat“, blickt Thomas Stieghahn auf die vergangenen Wochen zurück.

Zwei Auftritte hatte die Theaterkiste erst in diesem Jahr – noch vor Corona. Dem Amateurtheater fehlen die Einnahmen und damit das Geld für nachfolgende Projekte. Bei Kostümen und Bühnenbildern werde man zukünftig erstmal Abstriche machen müssen.

Auch wenn die Theaterkiste nur ein Amateurtheater sei, habe man dennoch einen professionellen Anspruch. „Wir haben die gleichen Probleme wie jedes andere freie Theater auch. Wir müssen Miete und Versicherungen zahlen. Werbung, Bühnenbau, Requisiten, wir gehen dabei in Vorleistung und sind daher auf die Einnahmen angewiesen “, erklärt Thomas Stieghahn.

Schon jetzt blicken die Theaterleute mit Besorgnis in Richtung Dezember. Seit über 25 Jahren führt das Ensemble ohne Unterbrechung Weihnachtsmärchen für Jung und Alt auf. Neun Vorstellung sind geplant. Doch das diesjährige Weihnachtsmärchen werde wohl nur vor der Hälfte des Publikums stattfinden können. Somit fällt die Hälfte der Einnahmen weg, doch die Ausgaben für Technik und Heizkosten bleiben gleich.

„Zudem werden wir wohl Stammgästen absagen müssen. Wir wissen nicht, welche langfristigen Auswirkungen die Situation auf das Theater hat“, erzählt Thomas Stieghahn. Es herrsche eine große Unsicherheit, und ob das Publikum dem Theater die Treue halte.

„Doch wir nehmen die Situation an, wie sie ist und werden uns arrangieren. Doch stirbt das Alte Theater, ist das auch für uns das Ende“, sagt Thomas Stieghahn. Seit 2007 hat die Theaterkiste in dem Veranstaltungshaus ein festes Zuhause gefunden. Seit März ist das Alte Theater jedoch aufgrund der Corona-Pandemie geschlossen.

Jetzt startet die Magdeburger Theaterkiste gemeinsam mit dem Alten Theater ein Sommer-Spezial, um ein Zeichen für die Kultur zu setzen. Unter dem Namen „Altes Theater im Hof“, führt die Theaterkiste in den kommenden Wochen insgesamt elf Veranstaltungen auf.

„Der Ausfall einer kompletten Saison täte allen weh. Es wird nicht einfach, doch es ist machbar. Gibt dir das Leben Zitronen, dann mach Limonade daraus“, sagt Janett Stieghahn von den Theaterleuten.

Für das Hoftheater werde der Innenhof des Alten Theaters für 80 Zuschauer ausgestattet, natürlich unter Berücksichtigung der aktuell herrschenden Hygienevorschriften. „Das bedeutet aber nicht, dass Stühle aufgestellt werden und das wars“, so Janett Stieghahn.

Es soll ein den Stücken entsprechendes Ambiente zum Abschalten entstehen. „Die Zuschauer sollen den Abend genießen und gut unterhalten werden. Es wird auch einige Überraschungen geben. Man darf gespannt sein“, verspricht Janett Stieghahn. Natürlich werde es auch eine Schlechtwettervariante gben, damit die Vorführungen nicht ins Wasser fallen müssen. „Wir lassen keinen im Regen stehen und wechseln dann ins Alte Theater“, sagt Thomas Stieghahn.

Gespielt wird das Stück „Der Geizige“ von Molieré, welches mit viel Humor und Beziehungsdramen ausgestattet ist. Außerdem spielt das Improvisationstheater „Imaginär“ und als Premiere wird eine völlig neue Sparte aufgeführt: „Krimaginär“. Hier entscheidet das Publikum mit, wie ein Kriminalfall stattfindet und ausgeht.

Bereits vor einigen Jahren hatte die Theaterkiste schoneinmal die Idee im Innenhof zu spielen. Mit den jüngsten Corona-Lockerungen wurde die Idee jetzt wieder aufgegriffen, da hier die Vorschriften leichter umsetzbar seien für das kleine Theater.

Seit einer Woche proben die Theaterleute wieder, bis dato lag das Vereinsleben seit Anfang März auf Eis. Denn ein größeres Treffen oder eine Versammlung war coronabedingt nicht möglich. „Wir freuen uns, dass wir wieder proben können. Es war sehr seltsam sich in all den Wochen nicht zu sehen. Im Theater wächst man sehr zusammen, wie eine Familie“, erzählt Janett Stieghahn

Das Hoftheater soll keine einmalige Sache sein. Der Verein will schauen, inwieweit sich das Sommer-Open-Air etabliert.

„Trotz aller Umstände versuchen wir auch positiv in die Zukunft zu schauen“, sagt Thomas Stieghahn. So sei man derzeit auf der Suche nach einem neuen Theaterstück – und Zuwachs auf der Bühne sei natürlich immer willkommen.