1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Magdeburg
  6. >
  7. Das älteste Pflaster des Breiten Wegs

Ausgrabung Das älteste Pflaster des Breiten Wegs

Bei Ausgrabungen am neuen Domviertel in Magdeburg haben Archäologen den ältesten Pflasterstein vom Breiten Weg gefunden.

Von Stefan Harter 10.06.2016, 01:01

Magdeburg l „Man hat einfach kleine Rollsteine in Modder geworfen“, umschreibt Thomas Weber vom Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie mit einfachen Worten die Entstehung der kleinen Platte, die vor seinen Zuhörern liegt.

Der Festungsbeirat der Stadt Magdeburg hat sich zu einer Besichtigung der Baugrube für das neue Domviertel am Breiten Weg angemeldet. Während die Ausgräber gerade Mittagspause machen, werfen die Fachleute einen Blick auf die „Fundgrube“.

Weber bezeichnet das unscheinbare Pflaster als das älteste des Breiten Wegs. Mit dem modernen Straßenbau sei es natürlich nicht zu vergleichen, meint er. Zwei Hufeisen, die damals wohl vom Pferd verloren wurden, blieben einfach liegen – und so bis heute erhalten. Vor 800 Jahren soll das etwa gewesen sein, schätzen die Archäologen aufgrund ihrer Untersuchungen.

Davor gab es an dieser Stelle praktisch nichts anderes. Denn direkt darunter schließt sich eine eiszeitliche Sedimentschicht an, die circa 20 000 Jahre alt ist. Auch die wurde bereits freigelegt und sogar noch weiter in die Erdgeschichte führt der Spaten. Denn die älteste Schicht, die am Fuß der über vier Meter tiefen Grube zu sehen ist, ist nach Webers Angaben vor 130 000 Jahren entstanden.

Von oben nach unten lässt sich die Baugeschichte an dieser Stelle gut nachverfolgen, erklärt Thomas Weber den Beiratsmitgliedern. Zunächst kommen die Keller der gründerzeitlichen Häuser, die im Zweiten Weltkrieg zerstört wurden.

Dort stößt man auch auf Reste der einstigen Festungsmauer. So habe man auch „eine ganze Menge Totenköpfe“ gefunden. Sie sollen vom Friedhof der alten Sudenburger Kirche stammen und wurden wohl wenig pietätvoll in die Baugrube für die Festungsmauer geworfen, erklärt der Landesarchäologe.

Darunter gibt es noch ältere Funde der früheren Sudenburg, die außerhalb der Stadtmauern lag. Hier entdeckte man Keller aus dem Hochmittelalter, also aus Zeiten, von denen es auch keine historischen Ansichten mehr gibt, wie Weber erklärt.

Sie gehen mehr als 1000 Jahre zurück. Ähnliche Funde gab es bei der Landeszentralbank, am Südverbinder des Museums und bei der Tiefgarage am Friedensplatz, zählt er auf.

Die Ausgrabungen sind noch nicht zu Ende. Denn direkt entlang des Fußwegs am Breiten Weg verläuft noch eine benutzte Gasleitung. Erst wenn die verlegt ist, können die Archäologen mit ihren Untersuchungen bis an den Bürgersteig heranrücken, der die künftige Gebäudegrenze sein wird.

Die Wohnungsgenossenschaften MWG und Otto von Guericke sowie die kommunale Wobau wollen dort einen Wohn- und Geschäftskomplex errichten.