1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Magdeburg
  6. >
  7. Hüpfen im Stadion: Alles ist viel schlimmer

EIL

Arena Magdeburg Hüpfen im Stadion: Alles ist viel schlimmer

Die Schäden durch das Hüpfen in der Magdeburger MDCC-Arena sind schlimmer als bisher gedacht.

Von Rainer Schweingel 22.11.2016, 16:49

Magdeburg l Das Hüpfen der Fans in der Magdeburger MDCC-Arena schadet dem Bauwerk stärker als bislang angenommen. Das teilte die Stadtverwaltung Magdeburg am Dienstag mit. Das geht aus ersten Ergebnissen einer baudynamischen Untersuchung hervor, bei der während des Heimspiels am 5. November 2016 Messungen an der Nordtribüne (Block 3 – 6) vorgenommen wurden.

Damals spielte der 1. FC Magdeburg gegen Hansa Rostock vor nahezu ausverkauftem Haus. Dabei gab es auch eine hervorragende Stimmung, zu der auch mehrfach das gleichförmige rhythmische Hüpfen gehörte, das die Tribünen stark in Mitleidenschaft zieht. Betroffen ist vor allem die Nordtribüne, auf der die Ultras zu Hause sind.

Die Ergebnisse der Untersuchung haben offenbar dramatische Folgen. Die Stadtverwaltung hat sich deshalb mit einem Appell an die Fans gewandt. Er lautet daher: Fans, bitte unterlasst das Hüpfen auf den Rängen!

Nach Angaben der Stadtverwaltung hat die mit den Messungen beauftragte Ingenieursfirma während des Rostock-Spiels aufgrund der hüpfenden Stadionbesucher Beschleunigungen von 5 m/s² festgestellt. Diese Werte liegen deutlich über der sogenannten Panikgrenze. Damit wird das Gefühl beschrieben, angesichts tatsächlicher oder angenommener Gefahr, fliehen zu müssen, so die Verwaltung weiter.

Dafür reiche schon ein Wert von 3,0 bis 3,5 m/s² aus. Die Berechnungsergebnisse zeigen laut der Experten aber auch, dass Beschleunigungen weit über 10 m/s² erreicht werden können, wenn die Hüpffrequenz, z.B. durch die Taktgebung eines Trommlers, nur geringfügig erhöht wird. Zum einen bedeutet das, dass die Panikgrenze um das Dreifache überschritten wäre, zum anderen können bei solchen Beschleunigungen abhebende Kräfte in der Fertigteil-Konstruktion der Tribünen auftreten, hieß es weiter.

Die noch vor dem fertiggestellten Gutachten veröffentlichten Zahlen belegen, dass sowohl Panikausbrüche durch stürzende Stadionbesucher als auch das Lösen eines einzelnen Fertigteils nicht mehr ausgeschlossen werden können. Da ohne das Gutachten das weitere bauliche Vorgehen noch nicht feststeht, kann nur durch Verhaltensänderungen der Stadionbesucher eine temporäre Entlastung der Tribüne erreicht werden, so die Stadtverwaltung. Deshalb fordert die Stadtverwaltung von allen Besuchern der MDCC-Arena, das Hüpfen während des Stadionbesuchs strikt zu unterlassen.

Im Sommer 2016 hatte die Volksstimme erstmals über Hinweise berichtet, dass sich durch das rhythmische Hüpfen der Magdeburger Fußballfans die Standzeit des Stadions verringert. Daraufhin hatte der Eigenbetrieb Kommunales Gebäudemanagement ein Gutachten in Auftrag gegeben, das darstellen soll, wie hoch die Schwingungen der Tribünen sind, um belegbare Daten für das weitere Vorgehen in Richtung einer Sanierung zu erhalten.

Die Landeshauptstadt Magdeburg stehe mit der Betreibergesellschaft des Stadions, MVGM, und dem 1. FC Magdeburg als Mieter in enger Abstimmung, hieß es weiter. Durch das Bauordnungsamt der Landeshauptstadt wird derzeit eine Anordnung erstellt, die dem 1. FC Magdeburg vor dem nächsten Heimspiel noch zugestellt wird und die weitere Maßnahmen enthält, um Personenschäden auszuschließen.