1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Magdeburg
  6. >
  7. Hoffnung für Preisträger im Abschiebe-Fall

Asylpolitik Hoffnung für Preisträger im Abschiebe-Fall

Eine Roma-Familie in Magdeburg, deren Kinder in einem preisgekrönten Breakdance-Projekt tanzen, soll nach Serbien zurückgeschickt werden.

14.06.2016, 01:01

Magdeburg l Beim 21. Deutschen Präventionstag in Magdeburg vor einer Woche zeigten Nesa, Emanuel und Josif Barjamovic auf der Seebühne ihre neuesten Tanzschritte. Die drei Brüder machen das so gut, dass sie bei Wettbewerben mittlerweile regelmäßig vordere Plätze belegen. Vor zwei Jahren wurde in Halle an das Projekt „Breakchance“, in dem die drei Brüder tanzen, der Integrationspreis des Landes Sachsen-Anhalt verliehen. Doch nun droht der Roma-Familie wie vor einem Jahr die Abschiebung, weil die Duldung erneut abgelaufen ist.

Dagegen regt sich nun Protest. Eine Internetpetition auf der Plattform „Change.org“, die die Ausweisung der Familie verhindern möchte, hat bereits 3600 Unterzeichner gefunden (Stand: 13.  Juni). Gestartet wurde die Petition von der „Flowjob Crew Magdeburg“, eine Breakdance-Formation, die es seit 2008 gibt und die neben Tanz-Veranstaltungen auch viele soziale Projekte organisiert – unter anderen das preisgekrönte „Breakchance Tanzprojekt“.

Das Projekt wird von Alexander Wassilenko mitorganisiert. Der 25-Jährige studiert Soziale Arbeit in Magdeburg und kümmert sich um die drei Brüder. „In Serbien würden die Kinder ins Nichts fallen“, sagt er. Die siebenköpfige Familie gehört zur Minderheit der Roma. „In ihrer Heimat werden sie bedroht“, sagt Wassilenko. Eine Abschiebung sei für ihn Kindswohlgefährdung. Zumal die Brüder sich in Serbien gar nicht verständigen könnten, da sie nur Deutsch fließend sprechen.

Die Familie lebt seit 2011 in Magdeburg. Genau vor einem Jahr berichtete die Volksstimme schon einmal über den Fall. Damals wurde die Abschiebung nach Serbien überraschend ausgesetzt. Der Familie wurde ein weiteres Jahr in der Landeshauptstadt zugebilligt. Ausschlaggebend waren damals Bedenken des Amtsarztes. Er sagte, dass der Vater aus gesundheitlichen Gründen nicht reisefähig sei. Daran habe sich nichts geändert, heißt es von den Unterstützern.

Doch es steht auch die Frage im Raum, was in dem Jahr seit Verlängerung der Duldung eigentlich passiert ist. Denn laut Innenministerium wurde der Fall bislang nicht an die Härtefallkommission des Landes herangetragen. Die Kommission beschäftigt sich mit schwierigen Abschiebe-Fällen. Über die Kommission können im Zweifel Ausweisungen verhindert werden.

Doch die Ausweisung stehe laut Ausländerbehörde Magdeburg sowieso nicht unmittelbar bevor. „Einen Abschiebetermin gibt es derzeit nicht“, sagte Behördenchef Frank Ehlenberger der Volksstimme. Denn der Fall der Familie wird beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) erneut bearbeitet. Bis zur Entscheidung findet keine Abschiebung der Familie statt. „Die Ausländerbehörde Magdeburg prüft parallel gerade die Erteilung einer Aufenthaltserlaubnis aus humanitären Gründen“, so Ehlenberger.