1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Magdeburg
  6. >
  7. Trümper: "Riesenentlastung für uns"

Asylpolitik Trümper: "Riesenentlastung für uns"

Magdeburgs Oberbürgermeister Lutz Trümper befürwortet die Pläne einer zentralen Aufnahmestelle für Flüchtlinge in der Landeshauptstadt.

Von Katja Tessnow 10.09.2015, 01:01

Magdeburg l „Das wäre eine Riesenentlastung für uns“, sagt Lutz Trümper, „und ein Riesenfortschritt, wenn wir von den schrecklichen Abschiebemaßnahmen entlastet werden.“ Die Pläne des Landes zur Schaffung zentraler Flüchtlingsheime mit 6000 Plätzen in Sachsen-Anhalt erfüllen wesentliche Forderungen von Trümper. Flüchtlinge sollen von ihrer Ankunft in Deutschland bis zu einer Dauer von einem halben Jahr in den Landesheimen untergebracht und erst nach Klärung ihrer Chancen auf ein Bleiberecht auf die Kommunen verteilt werden. Aktuell landen nach Trümpers Angaben Hunderte – allein am vergangenen Freitag seien es mehr als 400 gewesen – in Magdeburg an, die nicht einmal ihren Antrag auf Asyl eingereicht hätten. Zu Wochenbeginn hatte Trümper von einer „kaum noch beherrschbaren Lage gesprochen“, wofür ihm Linke und Grüne eine verfehlte Das-Boot-ist-voll-Rhetorik attestierten. „Ich kritisiere die Geschwindigkeit, in der Kommunen den Zustrom bewältigen sollen. Aktuell geht es nur noch um die Frage, wo die Menschen ein Bett finden. Die Integrationsarbeit beginnt erst danach.“ Trümper befürchtet, sie könnte auf der Strecke bleiben – mit schwerwiegenden gesellschaftlichen Folgen.

Den Beifall für ankommende Flüchtlinge an deutschen Bahnhöfen und dessen mediale Begleitung nennt Trümper „einseitig“ und kann wenig mit der „Jubelstimmung“ anfangen. „Das beschreibt nicht die Realität. Die Spendenbereitschaft ist auch in Magdeburg groß, aber wenn eine Flüchtlingsunterkunft in der Nachbarschaft entstehen soll, bekomme ich viel Ablehnung und Sorge zu hören. Da kommt die Wahrheit ans Licht.“

Rein zahlenmäßig hält Trümper die aktuelle Flüchtlingsbewegung in die Stadt für verkraftbar. „Die Zahlen schockieren mich nicht.“ 2100 Flüchtlinge machen im Verhältnis zur Einwohnerzahl nicht einmal ein Prozent aus. Trümper wünscht sich die zügige Ausweisung jener, die keinen Anspruch auf Asyl haben. „Wir brauchen jeden Platz für jene, die unsere Mitbürger werden sollen.“ In ihren Anstrengungen, ausreisepflichtige Menschen abzuschieben, werde die Stadt nicht nachlassen. Die Verwaltung hat zwei neue Stellen ausgeschrieben. Gesucht werden „Sachbearbeiter für aufenthaltsbeendende Maßnahmen“. Das Abschiebeteam der Ausländerbehörde soll auf elf Mitarbeiter verstärkt werden. Unterstützer von Flüchtlingen sind empört und machen ihrem Ärger im Internet Luft. Trümper sagt: „Ich verstehe die Kritik nicht. Wir setzen nur Recht und Gesetz um.“ Insgesamt werde die Verwaltung bis 2016 voraussichtlich 43 neue Stellen vorwiegend zur Betreuung und Begleitung von Flüchtlingen schaffen.

Für Menschen mit gesichertem Bleiberecht strebt Trümper eine schnelle Unterbringung in Wohnungen an. „Meine Wunschvorstellung ist eine syrische Familie und sechs deutsche Nachbarn, damit das Umfeld deutsch spricht und die Menschen eine Chance haben, sich zu integrieren.“ Eine Unterbringung von Flüchtlingen in Zelten oder Sporthallen lehnt Trümper kategorisch ab.

Lauftext