Ausbau Neue Kitas im Akkord

Vier neue Kitas mit insgesamt 557 Plätzen baut Magdeburg 2017. Mehrere Hundert weitere Plätze wollen freie Kitaträger neu schaffen.

Von Katja Tessnow 26.10.2016, 01:01

Magdeburg l Quasi zwei Fliegen mit einer Klappe schlug der Stadtrat am Montagabend in Sachen Kinderbetreuung. In nicht öffentlicher Sitzung stimmte er sowohl dem Bau von vier neuen Einrichtungen in städtischer Regie zu. Außerdem soll parallel mit freien Kitaträgern über deren Neu- und Ausbauwünsche verhandelt werden.

So werden einerseits die freien Träger nicht düpiert, deren Bauanträge der Oberbürgermeister eigentlich zur Ablehnung vorgeschlagen hatte. Andererseits wird das von der Verwaltung vorgeschlagene Kita-Ausbauprogramm aufgestockt, das aus Sicht vieler Räte und Jugendhilfeexperten ohnedies zu knapp bemessen war – mindestens, wenn künftig auch Flüchtlingskinder und deren Rechtsanspruch auf eine Kita-Betreuung berücksichtigt werden sollen.

„Im Moment ist die Situation der Not gehorchend“, räumte Oberbürgermeister Lutz Trümper nach der Sitzung auf Volksstimme-Nachfrage eine ungewollte Enge in den bestehenden Kindertagesstätten ein. Zwar hat die Stadt seit 2012 fast 1800 neue Plätze durch Aus- und Neubau, aber auch durch die Maximalbelegung bestehender Häuser geschaffen, so dass aktuell gut 10.000 Kinder betreut werden können. Allein, das reicht noch nicht, wie die regelmäßige Mangelstatistik im Kita-Onlineportal und die Klagen verzweifelter Eltern auf Platzsuche belegen.

Weil die Verwaltung nur gerade so und auch nicht immer ohne Wartefrist die Kinder der einheimischen Bevölkerung unterzubringen vermag, müssen die von Flüchtlingen vorerst draußen bleiben. „Wir haben beim Sozialministerium den Antrag auf eine Sonderregelung gestellt“, sagt Trümper und ergänzt, „weil wir in einer Notsituation sind.“

Der Not gehorchend sollen Flüchtlingskinder vorerst nur betreut werden, während ihre Eltern die vorgeschriebenen Integrationskurse besuchen und auch das nicht nach den Maßgaben, die das Kinderfördergesetz in Sachen Personalschlüssel und Raumbedarf vorgibt. „Wir bleiben da leicht drunter“, so Trümper, der dennoch auf Genehmigung hofft. „Es ist nicht vermittelbar, dass wir Eltern aus Magdeburg, die arbeiten gehen wollen, keinen Platz anbieten können, aber Kinder von Flüchtlingsfamilien, deren Aufenthalt noch nicht einmal anerkannt ist, mit Plätzen versorgen.“

Auch vor dem Hintergrund dieser Situation plädiert der Stadtrat für die weitere Aufstockung des Kita-Ausbaus.

Die vier kommunalen Neubauten für rund 9,2 Millionen Euro – geplant im Stadtzentrum, am Herrenkrug und am Olvenstedter Grund – sind beschlossene Sache. Über die Neubauanträge der freien Träger – sie kommen von der Stiftung Evangelische Jugendhilfe, dem Spielwagen e. V., der Stadtmission, dem Malteser Hilfsdienst und dem Sozialwerk der Pfingstgemeinde – soll weiter verhandelt und im Zuge einer neuen Bedarfskalkulation im Frühjahr 2017 entschieden werden.

Die Stadt positioniert sich derweil als Kita-Betreiber neu am Markt. Die vier neuen Einrichtungen und die drei bereits bestehenden kommunalen Kitas sollen 2017 in den neu zu gründenden Eigenbetrieb kommunale Kindertagesstätten eingehen.