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AusstellungDDR-Museum zieht nach Magdeburg

Die Ausstellungslandschaft in Magdeburg wird um ein DDR-Museum erweitert. Das Ostalgie-Kabinett aus Langenweddingen zieht an die Nachtweide.

Von Marco Papritz 15.10.2018, 01:01

Magdeburg l Nach 14 Jahren stand das DDR-Museum im Bördekreis vor dem Aus. Die Abrissbirne rückt 2019 an, die alten Gebäude werden abgerissen, um Platz für eine Kindertagesstätte zu schaffen. Dirk Grüner, Betreiber des Ostalgie-Kabinetts und leidenschaftlicher Sammler von Erinnerungsstücken aus der Zeit der Deutschen Demokratischen Republik, muss nicht seine Koffer, sondern ganze 700 Kartons packen, um die über Jahre zusammengetragenen Exponate zu sichern.

Am 24. Oktober 2018 beginnt der Auszug. Nun steht der Umzugort fest: Es geht an die Nachtweide in Magdeburg. Unternehmer Mike Schrader von der Schrader Haus GmbH holt das Museum in die Landeshauptstadt. „Wir versuchen es im Jahr 2019 entstehen zu lassen. Aber bis dahin brauchen wir viel Kraft und Enthusiasmus, damit es dem Anspruch gerecht wird, den es verdient“, so Grüner, der zusammen mit seiner Familie das Ostalgie-Kabinett aufgebaut hat.

Wer ihn kenne, wisse um seine kritische Haltung gegenüber der DDR, so Schrader. „Ich bekam eine Gänsehaut, als ich durch das Museum ging und die Erinnerungen an all die vielen typischen Produkte geweckt wurden, die uns im Alltag begleitet haben.“ Der Unternehmer ist Unterstützer des 1. FC Magdeburg und des SC Magdeburg und hat im Firmensitz an der Nachtweide zwei Sponsorenzimmer eingerichtet, in denen sich u. a. eine imposante Sammlung von Trikots der beiden Vereine befindet. Auf der Suche nach weiteren Ausstellungsstücken habe er den Tipp bekommen, bei Dirk Grüner nachzufragen.

Mit dem Wissen um das Aus des Kabinetts in Langenweddingen und dem Eindruck, dass das DDR-Museum in Berlin „eher enttäuschend ausgestattet und eingerichtet ist“, reiften die Pläne, in Magdeburg ein solches Haus zu eröffnen. Dabei gehe es nicht um eine Verklärung der Geschichte und auch nicht um den Aufbau einer Konkurrenz etwa zur Gedenkstätte Moritzhof, dessen thematischer Schwerpunkt beim Ministerium für Staatssicherheit (MfS) liegt.

Dirk Grüner: „Wir stellen uns zur Aufgabe, einen Ort der Erinnerungen für die Nachwelt zu schaffen, damit auch in Zukunft noch viele Generationen anschaulich bestaunen können, wie das Alltagsleben in 40 Jahren DDR ausgesehen hat.“ Dafür stehen rund 40 Tonnen Republiksgeschichte – knapp 60.000 Einzelstücke und 30 Schaufensterpuppen – zur Verfügung.

Alle Sachen tragen die Bezeichnung „Original“, sind also keine Nachwendeproduktionen. Von der großen elektrischen Kaffeemühle zum Selbermahlen des „Rondos“, 480 Spirituosen (u. a. eine Flasche „Goldwasser“, die zum Preis von 44 Mark zu haben war), die ersten Filterzigaretten F 58, die ersten Fernseher wie der „Weißensee“ von Stern Radio Berlin und der „Colorlux“ (mit 7000 Mark einst der teuerte Farbfernseher) ...

Die Exponate werden in einer Halle an der Nachtweide ausgestellt, die etwa 600 Quadratmeter fasst und in der einst ein großes Schuhgeschäft eingerichtet war. Dafür ist laut Mike Schrader ein Umbau geplant, ab Herbst 2019 soll es für Besucher zugänglich sein, so das Vorhaben. „Mit der Eröffnung des DDR-Museums erhoffen wir uns für die Landeshauptstadt Magdeburg, dass es damit einen weiteren kulturellen Meilenstein geben wird“, so Dirk Grüner, der das Ostalgie-Kabinett bislang ehrenamtlich führt und mit dem Umzug hauptamtlich im Einsatz sein wird.

„Alles wird ganz ungezwungen, unterhaltsam und museal ausgerichtet werden. Für eine gastronomische Versorgung mit allen DDR-Leckereien möchten wir ebenfalls sorgen“, fügt er hinzu. Er sehe das Museum auch als Beitrag zur Bewerbung Magdeburgs als Kulturhauptstadt 2025.

Fest steht schon jetzt, dass der Platz am Standort in der Neuen Neustadt knapp wird. Pläne für einen großen Wurf, wenn man so will, existieren bereits. Mit dem Umzug sollen die Themenbereiche wie „Konsum“, „Heimelektronik“, „Pionierzeit“ und „Wohnung“ um einen Fuhrpark erweitert werden. Außerdem strebt Mike Schrader den Bau einer Miniaturwelt an. „Ich möchte zum Beispiel das Ernst-Grube-Stadion nachbauen lassen“, spricht der Fan aus ihm.

Apropos: Auch dem FCM und SCM soll Platz eingeräumt werden, wo sich Erinnerungsstücke wie Pokale wiederfinden sollen. Um dies alles unter einem Dach umsetzen zu können, werde eine Ausstellungsfläche zwischen 2000 und 3000 Quadratmetern benötigt, schätzt Mike Schrader. Und die müsse erst einmal gefunden werden.