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Bahnfahren Neuer Betreiber auf Linie Magdeburg-Berlin

Eine neue Gesellschaft übernimmt Ende 2022 die Zugverbindung Magdeburg-Berlin. Ein Chaos wie beim Wechsel zu Abellio soll ausbleiben.

Von Martin Rieß 08.02.2019, 00:01

Magdeburg l Neue Farben auf einer wichtigen Eisenbahnlinie, die den Raum Magdeburg erschließt: Der Regionalexpress RE 1, der Magdeburg mit Berlin und mit Städten im Jerichower Land und in Brandenburg verbindet, wird ab Ende 2022 nicht mehr von der Deutschen Bahn betrieben. In der Ausschreibung bekam die Ostdeutsche Eisenbahngesellschaft (Odeg) den Zuschlag. In der Vergangenheit war das Unternehmen bislang in Sachsen-Anhalt im Raum Stendal aktiv.

Start
Der Wechsel von der Deutschen Bahn zur Odeg ist für Dezember 2022 vorgesehen. Der Vertrag hat eine Laufzeit über zwölf Jahre bis Dezember 2034.

Züge
Für den RE 1 sind Neufahrzeuge vorgesehen. Geplant ist der Einsatz von sechsteiligen Triebfahrzeugen vom Typ Desiro HC des Herstellers Siemens. Diese erreichen eine Höchstgeschwindigkeit von 160 Kilometern pro Stunde. Sie haben 637 Sitzplätze und 49 Fahrradabstellplätze. Odeg-Geschäftsführer Arnulf Schuchmann sagte der Magdeburger Volksstimme: „Damit bieten wir fast 100 Sitzplätze mehr als die bisherigen Züge.“

Auf Wunsch der Länder können auch achtteilige Züge beschafft werden. „Da diese allerdings für einige Stationen auf der Strecke zu lang sind, ist noch offen, ob und wie die Option gezogen wird“, sagt der Odeg-Geschäftsführer. Denkbar sei beispielsweise, dass lange Züge nur an den geeigneten Stationen halten, was wiederum deren Fahrzeiten etwas minimieren könnte.

Mit einem durchgehenden Kaiser-Otto-Express ganz ohne Zwischenstopp hatte sich die Deutsche Bahn vor einigen Jahren auf den Markt gewagt. Mangels Nachfrage war dieses Angebot wieder eingestellt worden.

Komfort
Eingesetzt werden sollen Doppelstocktriebwagen. Die Neufahrzeuge bieten zwei barrierefreie Toiletten je Fahrzeug und zwei Einstiegshöhen an den Servicewagen, die barrierefreien Einstieg auch bei verschiedenen Bahnsteighöhen ermöglichen. Die Fahrzeuge verfügen über Armlehnen, Klapptische, Steckdosen, Wlan und Fahrgastinformationsbildschirme. Die 1. Klasse hat Sitze mit speziellem Lederbezug.

Sicherheit
Neu ist auch eine Videoaufzeichnung mit Aggressionserkennungssystem. Arnulf Schuchmann erläutert: „Dabei handelt es sich um eine Technik, die Lautstärke oder Bewegungen auswertet und entsprechende Informationen weiterleitet.“ Sprich: In Situationen, in denen Reisende durch andere Reisende in Gefahr geraten, soll das System automatisch die Zugbegleiter, gegebenen- falls auch den Sicherheitsservice der Bahn und die Bundespolizei alarmieren.

Taktung
Von einer 20-Minuten-Taktung im Großraum Berlin werden auch die Passagiere in Sachsen-Anhalt profitieren: „Damit werden die Züge, die bis nach Magdeburg durchfahren, entlastet“, erläutert der Odeg-Geschäftsführer. Der RE 1 fährt zwischen Magdeburg und Berlin im Stundentakt.

Marego
Bislang können in den Zügen der Deutschen Bahn in Magdeburg, dem Landkreis Börde, dem Jerichower Land und dem Salzlandkreis sowie in die anliegenden Kommunen die Tickets des Verkehrsverbunds Marego genutzt werden. In diesen Tarifverbund werden auch die Züge des RE 1 der Odeg eingebunden sein, so der Geschäftsführer des Unternehmens.

Zuverlässigkeit
Mit dem jüngsten Fahrplanwechsel, bei dem das sogenannte Dieselnetz u. a. mit den Zügen zwischen Magdeburg, Haldensleben und Wolfsburg und zwischen Magdeburg, Halberstadt und dem Harz vom Unternehmen Abellio übernommen wurde, hat es massive Ausfälle aufgrund fehlenden Personals gegeben. So etwas möchte die Odeg verhindern.

Der Herausforderung ist sich das Unternehmen bewusst. Der Geschäftsführer sagt: „Es gibt für unser Odeg-Team richtig viel zu tun.“ Anders als der Mitbewerber wolle man Planungsfehler vermeiden. Arnulf Schuchmann sagt: „Einfach ist die Situation dennoch nicht: Da in Berlin und Brandenburg insgesamt mehr Bahnverkehr angeboten wird, können wir auch nicht einfach Kollegen der Deutschen Bahn übernehmen. Denn das Unternehmen benötigt diese Mitarbeiter selbst.“ Optimistisch ist die Odeg aber, da sie mit einem eigenen Ausbildungszentrum selbst ausbildet.

Außerdem würden bis zur Übernahme der RE1-Verbindung die Odeg-Mitarbeiter das gleiche Gehaltsniveau erreichen wie die Kollegen der Deutschen Bahn. „Wichtig ist für uns sicher, motivierte Mitarbeiter zu finden“, sagt der Geschäftsführer. Die entsprechenden Arbeitsabläufe zu erlernen, sei bei gesundheitlicher Eignung für nahezu alle Bewerber in allen Bereichen des Unternehmens möglich.