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Bandidos Großeinsatz der Polizei bei Rockertreffen

Mit einem massiven Aufgebot hat die Polizei am Sonnabend ein Rockertreffen in Magdeburg abgesichert.

03.07.2016, 12:46

Magdeburg (dpa/tw) l Die Straße abgesperrt, Polizeiwagen postiert und Maschinenpistolen im Anschlag:  Rund 300 Anhänger der Bandidos trafen sich an einem einstigen Magdeburger Vereinshaus im Süden der Stadt. Die Polizei setzte 230 Beamte ein, die teils schusssichere Westen und Sturmhauben trugen.

Die auf schweren Motorrädern und in Kutten angereisten Bandidos wurden auf Waffen durchsucht und ihre Identität festgestellt. Manche Teilnehmer kamen aber auch per Bus. Bilanz: Fünf Strafverfahren wegen verbotener Gegenstände wie Schlagstöcke und Messer sowie kleiner Mengen Drogen. Solche Delikte gebe es bei Rockertreffen immer wieder, meinte ein Beamter vor Ort.

Das Treffen war in einem Wohngebiet organisiert worden. Anwohner hielten sich von den Absperrungen meist fern. "Das kostet bloß einen Haufen Geld", schimpfte ein Mann, der seinen Namen lieber nicht nennen wollte und den Polizeieinsatz aus einem Fenster beobachtete.

In Magdeburg hatte sich der örtliche Club der Bandidos nach Angaben der Polizei vor einigen Jahren aufgelöst. Trotzdem wird das Clubhaus weiterhin für Treffen genutzt. In Sachsen-Anhalt waren zuletzt die mit den Bandidos konkurrierenden Hells Angels bedeutsamer geworden, bis auch sie unter anderem durch einen Prozess wegen Körperverletzung geschwächt wurden.

Rocker sorgen in Deutschland immer wieder für Aufsehen. So starb erst im Juni in Leipzig ein Mitglied der United Tribuns bei einer Schießerei, zwei weitere wurden schwer verletzt. Als mutmaßliche Täter sind zwei Hells Angels in Untersuchungshaft. Die Stadt hatte daraufhin für das Wochenende ein Einreiseverbot für auswärtige Rocker verhängt – Hintergrund war ein zunächst angekündigtes Treffen der Hells Angels. Auch in Leipzig blieb es friedlich.

In einer Selbstdarstellung wehren sich die Bandidos gegen den Vorwurf, eine kriminelle Organisation zu sein. "Straftaten von Mitgliedern werden nicht toleriert, gewollt oder geduldet, sondern konsequent sanktioniert", heißt es auf deren Homepage. Doch immer wieder stehen Rocker wegen Schießereien oder auch Drogenhandel vor Gericht. Allein für Sachsen-Anhalt hatte das Landeskriminalamt die Zahl der Mitglieder der Rockerszene Ende 2015 auf etwa 400 bis 500 geschätzt.

Der Bund Deutscher Kriminalbeamter (BDK) fordert ein Verbot krimineller Rockergruppen. Das sei "kein Allheilmittel, aber ein deutliches Zeichen des Rechtsstaates", sagte BDK-Chef André Schulz der "Welt am Sonntag". Laut Zeitung ging es bei den Eskalationen in der deutschen Rockerszene zuletzt um Einfluss im Geschäft mit Drogen, Prostitution und Schutzgelderpressung.