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Barrierefreiheit Es holpert an Magdeburgs Haltestellen

Die neu gebauten Haltestellen am Südring in Magdeburg sind für Rollstuhlfahrer mit Hürden verbunden.

Von Christina Bendigs 25.02.2020, 00:01

Magdeburg l Um barrierefreie Haltestellen so zu gestalten, dass Menschen mit einem Handicap dort gut zurecht kommen, hatte die Stadt Magdeburg den Magdeburger Standard für barrierefreie Haltestellen entwickelt. Erstmals an den Haltestellen am Südring umgesetzt, steht dieser jedoch bei Rollstuhlfahrern in der Kritik.

Jörg Schrader von den Elbrollis erklärte vor Ort, worin das Probleme besteht. Dieses liegt nicht in den Haltestellen selbst begründet, sondern in den Übergängen an den Kreuzungen. Die sind nicht komplett barrierefrei gestaltet worden, sondern nur auf einem Teilstück. Die Rampe, über die Rollstuhlfahrer vom jeweiligen Bord auf die Fahrbahn gelangen, sei zu schmal, erklärt Jörg Schrader. Ein einzelner Rollstuhlfahrer könne die Straße dort zwar passieren. Doch oft stehen an den Kreuzungen auch Mütter mit Kinderwagen und andere Fußgänger, so dass die Rollstuhlfahrer zum Teil die Rampe nicht erreichen können.

Zudem seien die Rampen zu steil gebaut, so dass es zu einem Rückschlag kommt, wenn der Rollstuhlfahrer die Rampe passiert. Jörg Schrader ist selbst sportlich aktiv, für jemanden, der jedoch nicht so sportlich ist, könnte das zum Problem werden. Als Problem empfindet er auch das geriffelte Pflaster, das sehbehinderten und blinden Menschen als Leitsystem dient, für Rollstuhlfahrer aber deutlich mehr Kraft erfordert, um es zu passieren.

Bereits während einer Versammlung der Magdeburger Verkehrsbetriebe in Buckau hatte sich ein Rollstuhlfahrer zu Wort gemeldet und den Magdeburger Standard kritisiert. Die Magdeburger Verkehrsbetriebe selbst sind für die Gestaltung der Haltestellen jedoch nicht verantwortlich. Der Bau der Haltestellen und Übergänge obliegt der Stadt.

Die Gestaltung der Übergänge spiegele geltende Normen für die Barrierefreiheit im öffentlichen Straßenverkehr wider, erklärt Pressesprecher Michael Reif auf Volksstimme-Nachfrage. „Darin berücksichtigt werden sowohl die Belange von Rollstuhlfahrenden als auch die von Menschen mit anderen Behinderungen“, so Reif weiter. Der Stadtrat habe den Magdeburger Standard mit einem Beschluss für verbindlich erklärt.

Bei der Erstellung des Magdeburger Standards habe unter anderem der Behindertenbeauftragte mitgewirkt. Zudem seien die zu gestaltenden Details in einem umfangreichen Beteiligungsverfahren mit verschiedenen Akteuren innerhalb und außerhalb der Stadtverwaltung abgestimmt, so Reif weiter. Dies treffe auch auf die Ausformungen der Borde an Querungen zu, wozu auch die Rollstuhlrampen gehören. Im Detail könnten hierfür jedoch nur Rampenformsteine verbaut werden, die auf dem Markt verfügbar sind.

Sofern es mit den aktuell verbauten Steinen Schwierigkeiten gebe, „werden wir die weitere Entwicklung von Formsteinen auf dem Markt beobachten“, so Reif. Die grundlegenden Maße stünden jedoch mit dem Magdeburger Standard fest. Und innerhalb der geltenden Normen seien die Gestaltungsspielräume begrenzt.

An der Kreuzung Halberstädter Straße/ Südring /Wiener Straße wurde der Magdeburger Standard erstmalig in Teilbereichen angewendet. Michael Reif: „Sofern es hier zu Erkenntnissen über mögliche Probleme kommen sollte, können diese für neue Planungen berücksichtigt werden.“ Bislang seien der Stadt jedoch keine Beschwerden bekannt gewesen. Er erinnerte daran, dass die Haltestellen an der Kreuzung derzeit durch baustellenbedingte Umleitungen stärker frequentiert würden, als bei der Planung der Haltestellen vorgesehen gewesen sei. Wenn die Bauarbeiten am Damaschkeplatz abgeschlossen sind, werde sich die Zahl der Umsteiger und Straßenbahnlinien wieder auf ein normales Maß einpegeln, was sich auch auf die Nutzung der dort vorhandenen Übergänge positiv auswirken werde.

Prinzipiell gelte der Magdeburger Standard für alle zukünftigen Bauvorhaben, nicht jedoch rückwirkend für die zuvor geplanten Bauabschnitte der 2. Nord-Süd-Verbindung der Straßenbahn.