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Baustellentour Magdeburger Brücke als Fotomodell

Bei einem Tag der offenen Baustelle konnten sich Magdeburger an der Anna-Ebert-Brücke umschauen.

Von Tom Wunderlich 19.07.2019, 23:01

Magdeburg l Bereits seit 2015 rollt kein Schwerverkehr mehr über die Anna-Ebert-Brücke zwischen den Magdeburger Stadtteilen Brückfeld und Werder. Einzige Ausnahme bilden Straßenbahnen, die nur mit Schrittgeschwindigkeit fahren dürfen. Seit 2016 laufen die Sicherungsarbeiten am Brückenbauwerk selbst. Doch was ist seitdem eigentlich geschehen? Das Tiefbauamt gab nun erstmals für die Magdeburger einen Einblick in die Großbaustelle bei einem Tag der offenen Baustelle.

Für Detlef Fritsch ist das ein besonderer Tag. „Wann hat man denn schon mal die Gelegenheit, hier unter die Brücke während der Bauarbeiten zu kommen“, sagt der Magdeburger. Viele Jahre lang habe er am angrenzenden Heumarkt gewohnt. „Ich hab sogar die zwei großen Hochwasser 2002 und 2013 miterleben müssen“, so der heute 58-Jährige. Mit Besorgnis hätten er und seine Nachbarn damals auf die Anna-Ebert-Brücke geschaut. „Das Hochwasser ist immer weiter angestiegen“, erinnert er sich. Irgendwann sei die Brücke dann auch für den Verkehr gesperrt worden. Danach sei es nur noch eingeschränkt weitergegangen.

Das bestätigt Haiko Schepel vom Tiefbauamt. Er ist vor fünf Jahren aus der freien Wirtschaft zur Stadt Magdeburg gewechselt und kümmert sich nun um das Sorgenkind der Stadt. „Man muss sich vor Augen führen, dass diese Brücke Gewaltiges leistet“, so der Brückenfachmann. Derzeit seien, bedingt durch die Umleitungen vom Breiten Weg, bis zu 350 Straßenbahnen am Tag auf der historischen Brücke unterwegs. „Dazu kommen noch einmal rund 20.000 Pkw in 24 Stunden.“

Damit dies möglich sei, werde die Brücke derzeit grundsaniert. Beim Rundgang über die Baustelle erläutert er die verschiedenen Maßnahmen, die sich den meisten Nutzern der Brücke entziehen. Diese finden nämlich darunter statt. Nicht nur der ehemalige Heumarkt-Anwohner Fritsch zeigt sich davon beeindruckt. Auch die anderen Besucher zeigen sich sehr interessiert an den Maßnahmen. Die Resonanz beim Teil 1 des Baustellentages war so groß, dass die Besucher in drei Gruppen aufgeteilt werden mussten. Ein zweiter Tag soll im August 2019 stattfinden.

Derzeit sei man auf einem guten Weg bei der Notsicherung der 1882 erbauten Brücke. Rund 600 Bauleute hatten diese und die Zollbrücke gleichzeitig in gerade einmal zwei Jahren aufgebaut. „Eine gewaltige Leistung, wenn man sich das heutzutage mal vor Augen führt“, so Schepel. Fritsch und die anderen stimmen ihm zu. Aber auch die jetzigen Maßnahmen beweisen die Höchstleistungen der einzelnen Baufachmänner. „In jedem der elf Gewölbe mussten über 2000 Bohrungen gemacht werden, um eine spezielle Masse zur Sicherung einzubringen.“

Selbst nach dem Abschluss der aktuellen Bauarbeiten ist noch lange kein Ende in Sicht. Wie Haiko Schepel weiter erklärt, stelle nachsickerndes Wasser von oben ein Problem für das sanierte Bauwerk dar. Jedes Mal wenn wieder Feuchtigkeit eindringe, komme auch Salz in den unteren Teil der Brücke.

„Langfristig gesehen bedeutet das für die Steine hier Schäden.“ Einfach so das Problem zu beheben, gehe auch nicht ohne weiteres. Erst mit der zukünftig parallel verlaufenden Pylonbrücke sei eine Grundsanierung möglich. „Das wird aber nicht vor 2023 der Fall sein. Bis dahin müssen wir versuchen, die Anna-Ebert-Brücke so gut wie nur möglich zu pflegen“, so der Fachmann.