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Behindertensport Magdeburger treffen blind ins Ziel

Der Blindenlandesverband hat in Magdeburg erstmals ein Schießen veranstaltet. Der Sport soll dauerhaft etabliert werden.

Von Stefan Harter 18.12.2017, 13:00

Magdeburg l Blinde, die schießen? Die Presseeinladung des Blinden- und Sehbehindertenverbands Sachsen-Anhalt e. V. macht auf jeden Fall neugierig.

Im Verbandssitz am Hanns-Eisler-Platz in Magdeburg hat Christa Pekx am 16. Dezember 2017 ihre Simulationsanlage aufgebaut. Der Magdeburger Dieter Wendel hat das Übungsgewehr im Anschlag. Obwohl er nichts sehen kann, landen seine Schüsse im Ziel.

Das Geheimnis sind die Kopfhörer, die er trägt. Über sie hört er Töne. Je nach Bewegung wandern sie nach links oder rechts, nähert er sich der Mitte der Zielscheibe, ändert sich die Tonhöhe. Drückt er im richtigen Moment den Abzug, wird sein Treffer registriert.

Mit 95,4 Punkten ist Dieter Wendel an diesem Nachmittag einer der Besten. „Das hat auf jeden Fall Spaß gemacht“, lautet sein Fazit nach den 20 Schüssen.

Geschossen wird nicht mit echter Munition oder Diabolos wie im Wettkampf, sondern mit Licht. „Wir schießen eigentlich Fotos“, sagt Christa Pekx, die selbst schwer sehbehindert ist. Sie ist im Auftrag des Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverbands bundesweit unterwegs, um das Schießen bekannter zu machen. Die Aktion Mensch macht das Projekt möglich, damit der Blindensport gefördert wird.

Am Lauf des Gewehres ist eine Kamera angebracht, die Lichtsignale Richtung Zielscheibe sendet. Die Bewegungen werden dann in die Töne umgewandelt, die der Schütze hört. Das Prinzip funktioniert auch bei sehenden Menschen. Im Test findet auch der Volksstimme-Reporter mit Hilfe der Kopfhörer das Ziel.

„Das Schießen fördert die innere Ruhe und Konzentration. Es kann auch bei Tinnitus-Beschwerden helfen“, sagt Christa Pekx. Selbst ADHS-Kindern hat sie damit schon helfen können. Außerdem spielt der soziale Kontakt eine große Rolle. „Man trifft Freunde, tauscht sich aus“, sagt die Trainerin. Angeboten wird es für jedes Alter, selbst im Rollstuhl kann geschossen werden.

Frank Brehmer ist Sportbeauftragter beim Blinden- und Sehbehindertenverband Sachsen-Anhalt. Er will das Blindenschießen in Magdeburg etablieren. „Wir bieten bereits Torball und Kegeln an. Jetzt suchen wir einen Sportschützenverein, bei dem wir dauerhaft einen Blindenschießstand einrichten können“, erzählt er. Gespräche mit dem Landesschützenverband habe es bereits gegeben. „Es muss ein Verein für Luftgewehre sein“, ergänzt er. Interessenten können sich beim Landesverband melden.

Es soll nicht das einzige neue Sportangebot für Blinde und Sehbehinderte in Magdeburg sein. „Ab Februar 2018 bieten wir im Stadtteiltreff Oase die Möglichkeit zum Tischball, also Tischtennis für Blinde, an“, kündigt Brehmer an.

Kontakt gibt es unter Telefon 0391/2896239 oder per E-Mail an info@bsvsa.org.