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Beirat für Ausländer Gemeinsam am Ball für mehr Integration

Knapp 14 700 Ausländer leben in Magdeburg. Um deren Anliegen zu vertreten, gibt es seit 2010 den ehrenamtlichen Integrationsbeirat.

Von Michaela Schröder 25.01.2016, 00:01

Magdeburg l „Integration ist eine sehr wesentliche Aufgabe der Stadtentwicklung. Wir verstehen uns als Brücke zur Verwaltung“, sagt die Integrationsbeauftrage Polina Ivanova. Seit Mai 2015 ist die 27-Jährige Vorsitzende des Integrationsbeirates. „Wir wollen uns für die gleichberechtigte Teilhabe der in Magdeburg lebenden Migranten einsetzen und deutsch-ausländische Initiativen unterstützen bei ihrem Einsatz für eine gelingende Integration“, ergänzt die gebürtige Russin.

Derzeit kümmert sich der Integrationsbeirat, bestehend aus acht Mitgliedern mit Migrationshintergrund und vier Vertretern der Ratsfraktionen, verstärkt darum, Sprachbarrieren im Alltag zu überwinden. Mit der wachsenden Zahl an Flüchtlingen steigt auch die Nachfrage nach Dolmetschern. Der Integrationsbeirat möchte einen zentralen und funktionierenden Pool an Dolmetschern einrichten. „Dolmetscher waren als Vermittler schon immer wichtig, aufgrund der Flüchtlingskrise ist ihre Bedeutung noch einmal gestiegen“, erzählt Polina Ivanova.

Doch noch wichtiger sei die Beherrschung der deutschen Sprache. Das „Verstehen“ und „Verstandenwerden“ sei der Schlüssel für die Bewältigung des normalen Alltags und der sozialen Integration. Doch laut der Integrationsbeauftragten mangelt es an Sprachkursen für Flüchtlinge in Magdeburg. „Zwar gibt es mittlerweile rund 30 Einrichtungen und Initiativen in Magdeburg, die Deutschkurse anbieten, aber es fehlt an Räumlichkeiten. Dadurch kann die hohe Nachfrage nicht abgedeckt werden“, sagt Polina Ivanova. Durch ein pädagogisches Austauschprogramm kam die gebürtige Russin vor fünf Jahren nach Magdeburg. Die gelernte Deutsch- und Englischlehrerin arbeitete zunächst als Fremdsprachenassistentin. Seit diesem Schuljahr unterrichtet sie an der Grundschule „Am Fliederhof“ in Neu-Olvenstedt und leitet hier eine Sprachgruppe mit 25 Flüchtlingskindern.

Die Integrationsbeauftragte möchte zukünftig stärker in die Öffentlichkeit treten. „Nur wenige wissen, dass es in Magdeburg einen Integrationsbeirat gibt. Wir werden von den Bürgern nicht stark genug wahrgenommen“, findet die 27-Jährige. Der Integrationsbeirat habe keine Alibifunktion, sondern engagiere sich aktiv, macht Polina Ivanova deutlich.

Eine wöchentliche Sprechstunde des Beirates soll dazu beitragen, Berührungsängste abzubauen. „Wir sehen unsere Aufgabe unter anderem darin, den ausländischen Mitbürgern bei ihren alltäglichen Problemen zu helfen. Aber genauso möchten wir den Deutschen zur Seite stehen, damit Fragen und Problemstellungen, die das gemeinsame Miteinander betreffen, nicht unbeantwortet bleiben“, erzählt die Vorsitzende.

Rund um die Themen Integration und Asyl gibt es immer wieder Fragen, aber auch Kritik und Anregungen von Menschen mit Migrationshintergrund und ihren deutschen Nachbarn. „Denn nur wenn wir offen und ehrlich miteinander umgehen, unsere Augen auch nicht vor Kleinigkeiten bis hin zur Fremdenfeindlichkeit verschließen, können wir in der Zukunft friedlich und erfolgreich zusammenleben und das große Ziel Integration mit Leben füllen“, ergänzt Polina Ivanova.

Dass es unter den Magdeburgern Fragen gibt und dass ein Interesse bestehe, habe die Meile der Demokratie am 16. Januar gezeigt. „Wir kamen mit vielen deutschen und ausländischen Bürgern ins Gespräch. Vor allem ging es um die Beschulung von Migrantenkindern und die Beschäftigung von Ausländern. Viele fragten aber auch nach, wie sie Flüchtlingen helfen können“, berichtet Polina Ivanova.

Magdeburg sei eine weltoffene Stadt und die Magdeburger seien in der Mehrheit solidarisch gegenüber der zugewanderten Minderheit der Landeshauptstadt, lautet das Fazit der 27-Jährigen. Ihr Engagement für den Beirat kommt nicht von ungefähr. Seit fünf Jahren ist sie auch stellvertretende Vorsitzende der Deutsch-Russischen Gesellschaft Inturia e. V. „Ich habe schon immer mit Menschen mit Migrationshintergrund gearbeitet. Ich kenne die Probleme, die auf einen zukommen, wenn man in einem fremden Land ist“, so Polina Ivanova. Vorwiegend gibt es Fragen zum Aufenthaltsrecht und Probleme mit den Behörden, berichtet die junge Frau aus ihren Arbeitsalltag. „Es sind vor allem Familien und junge Männer, die Hilfe suchen“, so Ivanova.

Laut seiner Satzung berät der Beirat den Stadtrat in allen Angelegenheiten, die Migranten in Magdeburg betreffen. Er kann Defizite und Wünsche öffentlich machen. Die Förderung der Integration und der Abbau von Vorurteilen sind seine Hauptaufgaben.