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Beratungsstelle Mit und nicht über die Krankheit sprechen

Mit Florian Sosnowski steht der Kontakt- und Beratungsstelle für Selbsthilfegruppen (Kobes) in Magdeburg ein neuer Leiter vor.

Von Marco Papritz 27.06.2016, 01:01

Magdeburg l „Es sind Menschen, die ein großes Interesse daran haben, etwas an ihrer Situation zu ändern und auf der Suche sind nach Strategien, wie sie mit der Krankheit ihr Leben positiv gestalten können“, beschreibt Florian Sosnowski jene, die sich hilfesuchend an die Kobes wenden. Der 43-Jährige ist der neue Leiter der Einrichtung, die etwa 60 Gruppen, Vereine, Initiativen und Projekte in der Landeshauptstadt betreut. Die Kontakt- und Beratungsstelle, die vom Caritasverband für das Dekanat Magdeburg, der Landeshauptstadt und den Krankenkassen getragen wird und im Gesundheitszentrum Hasselbachplatz ihren Sitz hat, richtet sich damit auf einen Weg ein, der mit einer aktiveren Gestaltung beschritten wird.

Mit dem neuen Leiter werden Projekte angestrebt, die einzelne Krankheitsbilder bekannter machen. „Ziel ist, Betroffenen die Angst vor der Krankheit zu nehmen. Krebserkrankten soll zum Beispiel gezeigt werden, dass sie mit ihrer Diagnose nicht alleine sind und es gut ist, über Ängste und Sorgen zu sprechen und sich der neuen Lebenssituation zu stellen“, so Sosnowski. Ab September werde es dazu Vorträge geben, bei denen einzelne Themen der Selbsthilfegruppen näher beleuchtet und Referenten für Fragen zur Verfügung stehen werden. Sosnowski: „Die von der Kobes betreuten Gruppen sind offen. Das heißt, dass jeder Interessierte sie aufsuchen kann, um herauszufinden, ob das was für ihn ist.“

Nun rücken jüngere Menschen verstärkt in den Blickpunkt, denn für sie gibt es vergleichsweise nur wenige Angebote. Im Oktober bringen die Caritas und der Paritätische Wohlfahrtsverband und weitere Träger, die sich im Bereich der Selbsthilfe bewegen, ein Programm für die junge Selbsthilfe auf den Weg. „Es wird andere Anspracheformen beispielsweise auf einer eigens konzipierten Internetseite sowie Konzepte geben“, kündigt der Leiter an. Die Betroffenen, die unter Krankheitsbildern wie etwa Depressionen und Burnout leiden, würden zunehmend immer jünger werden, so einer der Gründe. Zumindest lassen darauf jene schließen, die sich hilfesuchend an die Einrichtung wenden.

Genau dies tat Marcus Behrens vor acht Jahren, als er über einen Artikel der Volksstimme auf das Angebot der Selbsthilfegruppe für Schüchternheit und Sozialphobie aufmerksam wurde, die in diesem Jahr seit zehn Jahren besteht. „Gleich beim ersten Treffen habe ich gemerkt, dass ich mich dort gut aufgehoben fühle. Es tat gut zu erfahren, dass ich nicht allein bin und auf Verständnis treffe“, so Behrens. Er fungiert mittlerweile als Gruppensprecher. Einen klassischen Leiter gebe es nicht, „denn das ist unser Treffen, den Inhalt der Treffen bestimmen die Betroffenen.“ Mittlerweile würden sich immer mehr Teilnehmer einfinden, bei denen das Krankheitsbild der Sozialphobie ärztlich diagnostiziert worden ist. Wegen des gestiegenen Interesses sei auch eine zweite Gruppe gegründet worden. Ab sofort trifft sich die Gruppe jeden ersten und dritten Mittwoch im Monat von 17 bis 18.30 Uhr in den Räumen der Kobes. Interessierte können sich per E-Mail an gesprächskreis-sozialphobie-md@web.de melden.

Den Eindruck, dass sich immer mehr Jüngere hilfesuchend an die bei der Kobes geführten Selbsthilfegruppen und Initiativen wenden, teilt Marcus Behrens. „Der Altersdurchschnitt der ersten Gruppe beträgt 35 Jahre“, macht er deutlich.

Der Weg der inhaltlichen und organisatorischen Beratung für Gruppen etwa beim Stellen von Anträgen für eine finanzielle Unterstützung und dem zur Verfügungstellen von Räumlichkeiten sowie Hilfestellungen für den Aufbau neuer Initiativen und Gruppen wird auch weiterhin von der Einrichtung verfolgt. Für Hilfesuchende fungiert sie als Ansprechpartner. „Die Intention ist, sie weiterzuvermitteln“, so Sosnowski. Eine fachliche Beratung obliege den Experten. Die Hilfesuchenden haben sich in der Regel bereits mit ihrer Krankheit auseinandergesetzt und benötigen Unterstützung und Hinweise darauf, wie sie mit ihr den Alltag bestreiten. „Was ihnen ein Arzt nicht vermitteln kann. Hier in den Gruppen treffen sie auf andere Betroffene, die ihre Erfahrungen weitergeben“, sagt Christine Büchner. Sie ist vom Deutschen Allergie- und Asthmaverband als Ansprechpartnerin für Allergie- und Asthmaberatung eingesetzt worden und jeden 2. und 4. Montag im Monat von 10 bis 12 Uhr „für Gespräche unter Betroffenen“ zu sprechen.

Die Bandbreite der von der Kobes betreuten Gruppen reicht von Krebs- und Diabeteserkrankten über Hörgeschädigte (Träger der Hörprothese Cochlea-Implantat) bis sozialen und psychischen Erkrankungen. Die Einrichtung sei so gut vernetzt in der Stadt, dass „jedem geholfen werden kann. Es soll nicht über sondern mit der Krankheit gesprochen werden.“

Die Kobes ist im Breiten Weg 251 unter Tel. 40 22 41 84 zu erreichen.