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BlaualgenRätsel um Rohr im Barleber See in Magdeburg

Nach dem Kampf gegen Blaualgen wird am Barleber See das Ende der Restaurierung gefeiert. Ein entdecktes Rohr gibt Raum für Spekulationen.

14.10.2019, 23:01

Magdeburg l „Mindestens 60 Jahre haben sie am Barleber See jetzt Ruhe!“ So lautet die Prognose von Professor Olaf Mietz vom Institut für angewandte Gewässerökologie. Gut 70 Seesanierungen hat der Experte bereits begleitet. Solch ein gutes Ergebnis wie am Badesee im Nordosten Magdeburgs habe er noch nicht gehabt, sagt er. „Er hat sich von einem Blaualgensee zu einem Bergsee verwandelt“, erklärt er angesichts der guten Gewässerqualität.

Bis zu acht Meter tief kann man mittlerweile Richtung Grund schauen. Ein Ding der Unmöglichkeit noch vor wenigen Wochen. Dass dabei auch Unerwartetes zu Tage tritt, könnte nun bei der Lösung des bislang größten Rätsels um die Algenplage helfen. Denn wie diese entstehen konnte, ist bislang unklar. Am Westufer haben die „Seetherapeuten“ jetzt aber ein Rohr entdeckt, das gut versteckt im Schilf aus dem Wasser tritt. Unter der Oberfläche verliert es sich in den Tiefen des Sees.

Erst am Freitag sei es gefunden worden, bestätigt Stefan Matz vom Fachbereich Schule und Sport am 14. Oktober 2019 bei einer Fahrt über den See mit Magdeburgs Oberbürgermeister Lutz Trümper. Sowohl für Olaf Mietz als auch für Karsten Rinke, der die Seesanierung für das Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung von Anfang an begleitet hat, könnte das unbekannte Rohr Quelle des Nährstoffanstiegs sein.

Denn warum der See innerhalb so kurzer Zeit „kippen“ und dadurch das Wachstum der Blaualgen rasant ansteigen konnte, vermochte bislang keiner der Experten zu erklären. „Wir haben alles untersucht: Badegäste, Wasservögel, Grundwasser – nichts konnte das Phänomen erklären“, sagt Rinke. Ein Taucher soll jetzt erkunden, wohin das Rohr führt, außerdem wird eine Kamera hindurchgeschickt. Für zwei weitere Zuflüsse gibt es entsprechende Aufzeichnungen im Archiv der Stadt, sagt Mietz. Das dritte Rohr sei aber nirgends verzeichnet.

Der Barleber See wird in den kommenden Monaten weiter überwacht. Je nachdem, wie sich der Phosphorgehalt entwickelt, wird im Frühjahr 2020 entschieden, ob die vorsorglich bestellten 250 Tonnen Polyaluminiumchlorid auch noch ausgebracht werden.

Olaf Mietz wird noch bis Weihnachten am See sein, um Barsche einzusetzen. 1000 Exemplare sind schon drin, weitere 2500 bis 3000 sollen folgen. Sie sollen kleinere, pflanzenfressende Fische jagen, die sich nach dem Verschwinden der Algen sprunghaft vermehrt haben.

Überzeugt von seiner Arbeit wagte Professor Mietz am Montag selbst den Sprung ins 14 Grad Celsius kühle Nass zum offiziellen Abschluss der Seesanierung. Begleitet wurde er u. a. von den SCM-Schwimmern Rob Muffels und Linus Schwedler.

Nun kann auch die Umgestaltung des Strandbades angegangen werden, wie OB Trümper auf Volksstimme-Anfrage bestätigte. Diese lag wegen des Blaualgenproblems auf Eis. Die Pläne dazu gibt es aber schon lange. Aktuell hofft die Stadt Magdeburg darauf, dass ein Antrag für Bundesfördermittel bewilligt wird. Gut drei Millionen Euro sollen ab 2020 investiert werden.