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Brauerei Magdeburger Bier für die Gaststätten

Seit 2017 wird in Magdeburg wieder Sudenburger Bier gebraut. Dabei setzen die Sudenburger auch auf die Gastronomie.

Von Martin Rieß 27.11.2018, 00:01

Magdeburg l Der herb-würzige Duft von Malz liegt in der Luft in der Halle an der Brenneckestraße in Magdeburg. Stahlglänzende Kessel und Tanks bestimmen hier das Bild. Mittendrin ist Mark Anton Hiller unterwegs. Er ist einer der beiden Braumeister, die hier für die Herstellung des Sudenburger Biers zuständig sind.

Bis vor ein paar Jahren war kaum denkbar, dass in dieser Halle Bier gebraut wird. Ja: Es war nicht einmal denkbar, dass in der sachsen-anhaltischen Landeshauptstadt überhaupt wieder Bier in größeren Mengen gebraut wird.

Grund: Nach der Wende 1990 war das Magdeburger Braukombinat von einem Investor übernommen worden, der nicht sonderlich an einer Pflege der Traditionen interessiert war. Statt einer Produktpflege für die angestammten Sorten wurde ein neues Pils auf den Markt gebracht. Doch das kam bei den Verbrauchern nicht besonders gut an, so dass es bald wieder vom Markt verschwand. Und mit ihm die traditionsreichen Braustätten in Magdeburg.

Ulf Steinforth ist nicht nur gebürtiger Magdeburger. Er meint auch: „Bier braucht Heimat." Und im Umkehrschluss: wohl auch Heimat braucht Bier. Der 51-Jährige, der seit der Wende den SES-Boxstall aufgebaut und sich als Boxpromoter einen Namen gemacht hat, kaufte daher im Jahr 2014 die Rechte am Sudenburger Bier, das von 1882 bis 1989 in dem Magdeburger Stadtteil gebraut wurde. Mangels entsprechender Kapazitäten konnte dieses zwar zunächst nicht in Magdeburg gebraut werden – doch der Weg war klar: Es sollte wieder ein Bier entstehen, das an die Traditionen der Elbestadt anknüpft.

Daher wurde, nachdem die Idee vom neuen alten Magdeburger Bier gut angenommen wurde, in einen eigenen Standort investiert. 2017 wurde die eigene Brauerei in der Brenneckestraße eröffnet. Und die ist dank steigender Nachfrage gut ausgelastet.

Zwar gibt es inzwischen den Trend zum Craft-Bier und damit zum Brauen im kleinsten Maßstab. Und das Sudenburger Brauhaus zählt mit einer Produktion von weniger als 20 Hektolitern pro Jahr immer noch zu den Mikrobrauereien. Doch trotzdem muss es sich in einem hart umkämpften Markt behaupten, in dem die Produzenten von Massenbieren und der Handel mit Kampfpreisen gegeneinander antreten. Klar ist den Sudenburgern dabei, dass sie über den Preis keinen Wettbewerb gewinnen können.

Daher geht es zum einen um die geschmackliche Einzigartigkeit. Zum Einsatz kommen daher hochwertige Malzsorten, um beispielsweise die kräftigen Farbtöne des Biers sicherzustellen. Und das Bier bekommt Zeit, um in den Tanks teils über Wochen zu reifen.

Neben den geschmacklichen Aspekten geht es zum anderen auch ums Äußere. Christof Hawerkamp, der sich ums Marketing für das Sudenburger kümmert, sagt: „Wir haben uns bewusst für kräftige Farben statt für silber- oder goldglänzende Schnörkel auf unseren Etiketten entschieden.“ Das Pils kommt seitdem in Rot und Grün und damit in den Farben der Stadt Magdeburg daher. Das Bockbier ist in Blau und Gelb gehalten, und das Helle präsentiert sich in einem Orangeton mit dem Abbild einer Frau.

Ein Bier speziell für Frauen? Wohl kaum. Die Idee, eine kühle Blondine zu zeigen, hatte Christof Hawerkamp bereits in Hamburg, als er am Wiederaufstieg der dortigen Traditonsmarke Astra arbeitete. Diese Idee Wirklichkeit werden zu lassen, konnte er dann in der Sudenburger Brauerei in Magdeburg. Zudem: Gerade das Helle liegt gerade im Trend, gewinnt auch bei anderen Bierherstellern an Marktanteilen.

Dass es sich bei dem Bier aus Magdeburg dennoch um ein herausragendes handelt, beweist der kulinarische Stern, der ihm verliehen wurde. Eine Jury hatte das Helle aus dem Süden Magdeburgs als ein besonderes Erzeugnis der sachsen-anhaltischen Lebensmittelwirtschaft ausgemacht.

Neben dem Flaschenbier, das ausschließlich in den 0,33-Liter-Maurerflaschen mit Bügelverschluss angeboten wird, konzentrieren sich die Sudenburger jetzt verstärkt auf die Gastronomie. Grund: Eigentlich ist Bier ein Frische­erzeugnis, das sich immer weiter entwickelt. Diese Entwicklung wird für Flaschenbiere im Handel heute normalerweise unterbrochen, um das Bier über Monate lagern zu können. Dazu wird das Bier pasteurisiert.

Auf dem Weg bis in den Zapfhahn in der Gastronomie können aber Kühlketten und auch ein zügiger Verbrauch abgesichert werden, so dass hier den Biertrinkern ein ursprüngliches und heute kaum noch bekanntes Geschmackserlebnis geboten werden kann. Gerade für dieses Segment haben die Braumeister ein altes Bier wieder aufleben lassen: das „Rubin“. Bei diesem dunklen Bier handelt es sich um ein Produkt, das allein über die Gastronomie vertrieben wird und das es daher im Handel nicht zu kaufen gibt.

Neben den Partnern in der Gastronomie hat das Neun-Mann-Unternehmen in der Brenneckestraße sich inzwischen auch einen Namen als Caterer gemacht. Das Brauhaus hat sich im Laufe der vergangenen Jahre die entsprechende Ausstattung zugelegt. Mit zum Programm gehören dabei markante Fahrzeuge wie ein schwarzer Barkas, auf dem die drei Flaschenbiere der Brauerei abgebildet sind.

Eine weitere Idee, die im Sudenburger Brauhaus vorangetrieben wird, sind die 0,75-Liter-Flaschen. In diese wird zu besonderen Anlässen das zweimal im Jahr gebraute Braunbier abgefüllt. Unter anderem gab es eine auf 2000 Stück limitierte Sonderedition zur Eröffnung von Africambo 2, einer Erweiterung des Magdeburger Zoos.

Mark Anton Hiller hat sich inzwischen einigen frisch abgefüllten Fässern im benachbarten Lager zugewandt. Er sagt: „Als Braumeister muss ich in unserem kleinen Unternehmen natürlich die gesamte Produktionskette bis zur Abfüllung im Blick behalten.