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Camping Das „Ferienhaus“ am Barleber See

Pünktlich mit den letzten Lockerungen wurden auf dem Magdeburger Campingplatz am Barleber See wieder mehr Gäste begrüßt.

Von Ivar Lüthe 09.06.2020, 01:01

Magdeburg l Vor der Corona-Krise erlebte das Camping einen wahren Boom. Immer mehr Menschen setzen auf den Urlaub in den eigenen vier Wänden auf vier Rädern und in der Natur. Gewinner des Trends sind dabei auch die Campingplätze. Jahr für Jahr verzeichnen sie einen Zuwachs an Gästen und Übernachtungen von mehr als zehn Prozent.

Das spürt man auch beim Campingverein Barleber See. In diesem Jahr jedoch begann die Saison coronabedingt mit etlichen Hürden und Verspätung. Zunächst durften nur die Dauercamper den Platz aufsuchen, ihre Parzellen pflegen und in ihren Wohnmobilen oder Wohnwagen übernachten. Die Gemeinschaftsräume wie Duschen und Toiletten jedoch mussten geschlossen bleiben.

Erst ab Mitte Mai lockerte sich die Situation etwas, Kurzzeitcampern aus Sachsen-Anhalt mit ihren Wohnmobilen war es erlaubt, die heimischen Campingplätze anzusteuern. Touristen außerhalb Sachsen-Anhalts war es noch nicht gestattet. „Die mussten wir dann wieder wegschicken“, erzählt Helmut Bresch, der Vorsitzende des Campingvereins Barleber See. Die Einhaltung der Bestimmungen wurde auch hier genau überprüft. Zwei Mal sei die Polizei vor Ort gewesen, um zu schauen, ob auch alles seinen rechtmäßigen Gang gehe. Zu beanstanden gab es nichts.

„Anfangs war die Euphorie noch nicht so groß. Aber eingefleischte Magdeburger Camper kamen“, sagt Helmut Bresch. Erst mit den jüngsten Lockerungen Ende Mai, als dann auch das touristische Campen gestattet wurde, kam pünktlich zu Pfingsten die Anreisewelle.

Regeln gelten jedoch weiterhin. Von den gängigen Hygiene- und Abstandsregeln bis hin zur Meldepflicht für Besucher. Gäste der Dauercamper und die Kurzzeitcamper müssen bereits bei Betreten der Anlage in einer Anwesenheitsliste erfasst werden. Ein ziemlicher bürokratischer Aufwand. Doch zumindest kann die Campingsaison starten.

Wie immer hat die Medaille zwei Seiten: Die Corona-Krise hat für einen zusätzlichen Boom beim Camping gesorgt. Schließlich ist der Campingurlaub eine sichere Form des Reisens in Corona-Zeiten. Urlauber, die mit Wohnmobil oder Wohnwagen anreisen, können kontaktarm unterwegs sein, schlafen und wohnen in ihren eigenen vier Wänden, verfügen zumeist über eigene sanitäre Anlagen. Für Abstand ist auf Camping- und Wohnmobilstellplätzen ohnehin gesorgt.

Beim Campingverein Barleber See hat die Corona-Krise für eine gestiegene Nachfrage nach Dauercampingplätzen gesorgt. „Die Nachfrage hat sich verdoppelt“, sagt Helmut Bresch. Camping und Dauercamping werde auch vermehrt von jungen Familien nachgefragt, sagt er.

Ein Beispiel dafür ist Familie Alsleben aus Magdeburg: Vom Zelt über das erste Wohnmobil bis hin nun zum Dauercampingplatz am Barleber See verlief ihr Werdegang als Camper. Die junge Familie startet in diesem Jahr in ihre dritte Saison als Dauercamper. „Wir möchten es nicht mehr missen. Gerade in der Zeit, als noch die strengen Kontaktbeschränkungen galten, war es ein Segen, aus den vier heimischen Wänden herauszukommen und hier in unserer Parzelle sein zu können“, sagt Alice Alsleben. Sie, ihr Mann Florian und Sohn Albert (3) sind gerade dabei, sich ihr Sommerdomizil weiter einzurichten.

Im April/Mai zieht es die junge Familie aus Ottersleben raus an den Barleber See. Bis in den August hinein verlegen sie ihr Heim in den Norden der Stadt. Von hier aus geht es zum Kindergarten und zur Arbeit, abends wieder zurück auf die Parzelle. „Das ist zwar ein wenig umständlicher mit dem Pendeln, es fühlt sich dafür aber jeden Tag wie Urlaub an, wenn wir hier sind“, erzählt Alice Alsleben.

Sie schwärmt vor allem von der Gemeinschaft, die auf dem Campingplatz gelebt werde. „Man ist füreinander da. Und für Kinder gibt es nichts Schöneres, als hier sein zu können. Wenn wir das hier nicht hätten, wäre ich todtraurig“, sagt sie.

Wie auch Helmut Bresch bemerkt sie, dass die Form des Dauercampings für Familien attraktiver wird: „Es werden immer mehr junge Familien, die sich für das Dauercamping entscheiden. Und wenn uns Freunde hier besucht haben, dann schwärmen auch sie davon.“ Ein Kleingarten, der ebenso zu Corona-Zeiten sich größerer Beliebtheit und Nachfrage erfreut hat, kam für sie nicht infrage. „Das wäre mir zu viel Arbeit. Hier muss ich nur mal Rasen mähen – und habe den See direkt vor der Nase“, sagt sie und lacht.

Der Campingverein Barleber See hat inzwischen den Beschluss gefasst, den Dauercampern, die in der Corona-Zeit Einbußen bei den Leistungen hinnehmen mussten, bei der Rechnungslegung für diese Saison entgegenzukommen, sagt Helmut Bresch. Der Verein habe in den vergangenen Jahren solide gewirtschaftet und auch in der Corona-Krise weder Hilfsgelder noch Pachtnachlässe bei der Stadt beantragt.

Und mehr noch: Der Verein plant weitere Investitionen auf dem Gelände. Unter anderem sollen Solaranlagen auf den Sanitäranlagen installiert werden und das Gelände weiter attraktiv gestaltet werden. Doch zunächst steht am 9. Juni ein Gesprächstermin in der Stadtverwaltung an, wie es mit dem Pachtvertrag weitergehen soll, sagt Helmut Bresch.