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Chef abgetaucht Magdeburger warten auf ihren Lohn

Nach einem Bericht über einen Leiharbeiter meldeten sich mehr als zehn Magdeburger. Sie alle kämpfen um ihr Geld - bisher ohne Erfolg.

Von Franziska Ellrich 27.02.2018, 00:01

Magdeburg l Fast 6000 Euro schuldet die Elbe City Dienstleistungen GmbH laut einem aktuellen Gerichtsurteil dem ehemaligen Mitarbeiter Guido Bautz. Das ist der Lohn, für den der Produktionshelfer mehrere Wochen hart gearbeitet hat. Überwiesen wurde das Geld nie.

Sang- und klanglos war seine ehemalige Geschäftsführerin im Dezember 2017 einfach verschwunden. Das Letzte, was die Mitarbeiter von der Chefin ihrer Leiharbeitsfirma bekommen: einen Lohnzettel mit einem Gehalt, das nie überwiesen wurde, und ein Schreiben, dass die Firma verkauft wurde.

Die Volksstimme hatte Anfang Februar über den Vorfall berichtet, den Fall des betroffenen Jan Ehrecke erzählt. Auch ihm stehen noch mehrere Tausend Euro zu.

Nach dem Artikel meldete sich nicht nur Guido Bautz, sondern die Volksstimme erfuhr von mehr als zehn Mitarbeitern, denen das Gleiche widerfahren ist. Sie allesamt wurden von der Elbe City Dienstleistungen GmbH im Stich gelassen.

Im Nachhinein erfuhren die Mitarbeiter, dass sie bereits seit Anfang November bei der Krankenkasse abgemeldet waren. Nachdem die Firma angeblich an einen neuen Geschäftsführer verkauft wurde, geht das Drama erst richtig los.

Zu dem Mann ist nur eine Adresse in Hessen zu finden, weitere Kontaktdaten gibt es nicht. Auf Nachfragen per Post reagiert der neue Eigentümer nicht. Die Mitarbeiter erhielten von ihm von heute auf morgen Kündigungen, manche waren zurückdatiert – vermutlich um Fristen einzuhalten, die so oder so nicht rechtmäßig waren.

Jan Ehrecke wurde nach sieben Jahren im Unternehmen mit einer Frist von wenigen Tagen entlassen. Laut seinem Rechtsanwalt müsste die Kündigungsfrist bei mehreren Monaten liegen.

Guido Bautz war sogar seit 2003 bei der Magdeburger Leiharbeitsfirma angestellt, auch er erhielt die Kündigung mit einer Frist von nur wenigen Tagen. Der Produktionshelfer hatte sofort rechtliche Schritte eingeleitet und kann jetzt einen ersten kleinen Erfolg vorm Arbeitsgericht verzeichnen. Mit einem Versäumnisurteil entschied das Gericht am 20. Februar 2018, dass Guido Bautz noch 5912 Euro zustehen.

So ein Urteil fällt, wenn die andere Partei zu einer mündlichen Verhandlung unentschuldigt nicht erscheint oder sich in einer streitigen Verhandlung nicht zur Sache einlässt. Weiterhin reagieren weder die Ex-Chefin noch der neue Geschäftsführer – auch nicht auf Anfragen der Volksstimme.

Guido Bautz hat seine ehemalige Chefin wegen Betrugs angezeigt. Der Produktionshelfer ist jetzt bei einer neuen Leiharbeitsfirma angestellt – und arbeitet wie zuvor für Enercon. Dort habe man sich gut um die betroffenen Leiharbeiter gekümmert.

Die Volksstimme wollte von dem Windanlagenhersteller wissen, wie man in solchen Fällen handelt. „Ein Insolvenzverfahren eines externen Dienstleisters können unsere Zulieferer leider nicht beeinflussen“, sagt Enercon-Sprecher Felix Rehwald.

Die Rahmenvertragspartner würden sich durch „langjährige Erfahrung in der Personaldienstleistungsbranche“ auszeichnen. Rehwald: „Unseren Zulieferern ist daran gelegen, dass betroffene Leiharbeiter ihre Arbeitsplätze behalten.“ Soweit die Volksstimme weiß, konnten alle für Enercon tätigen Leiharbeiter in einer neuen Zeitarbeitsfirma unterkommen – allerdings teils nur zu den Konditionen eines Neueinsteigers.