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Corona-Krise Erste Besuche in Magdeburger Pflegeheimen

Die Senioren in Magdeburgs Pflegeeinrichtungen dürfen wieder Besuch empfangen. Wie läuft das und was sagen die Senioren?

Von Ivar Lüthe 22.05.2020, 01:01

Magdeburg l Auf der Terrasse im Service-Wohnen der Lebenshilfe an der Leipziger Straße 1a herrscht fröhliche Stimmung. Einige der Senioren, die hier wohnen und leben, haben sich zum Kegeln getroffen. Mit gebührendem Abstand verfolgen sie die erzielten Ergebnisse. Kegeln steht bei ihnen schon seit Wochen hoch im Kurs. Es bringt Abwechslung, sie sind in Gemeinschaft.

Noch höher im Kurs steht bei ihnen seit einigen Tagen aber der Nachmittag. Denn dann ist Besuchszeit. Nach fast zwei Monaten coronabedingtem Besuchsverbot dürfen die Angehörigen seit dem 11. Mai 2020 wieder zu Besuch kommen. Zwar nur jeweils eine Person und auch nur für eine Stunde am Tag, aber immerhin.

„Es war schon sehr traurig, dass kein Besuch kommen durfte“, sagt Waltraud Stöter. Der 92-Jährigen fehlte der regelmäßige Besuch ihres Sohnes schon sehr in den zurückliegenden Wochen. „Man wusste, dass kein Besuch kommen darf, damit musste man sich abfinden“, erzählt die Seniorin. Doch leicht gefallen ist ihr die Zeit nicht, wie sie sagt.

„Wir haben in der Zeit dann viel öfter telefoniert. Aber als mein Sohn das erste Mal jetzt wieder zu Besuch kommen durfte, das war ein toller Moment“, sagt Waltraud Stöter und strahlt. Die Mitarbeiter der Lebenshilfe hätten sich viel Mühe gegeben, die Senioren zu beschäftigen und abzulenken, ihnen Angebote zu unterbreiten, die Lockerungen der Besucherregeln durch das Land waren jedoch das größte Geschenk der vergangenen Tage, sagt sie.

Egon Strehlow (79) geht es ähnlich. „Die Lockerung war eine tolle Sache“, sagt er. Endlich durfte ihn seine Tochter wieder besuchen kommen. Auch sie beide haben die vergangenen Wochen viel telefoniert, um das Besuchsverbot zumindest ein wenig zu überbrücken. „Mit dem Besuchsverbot musste man sich abfinden. Das war nun mal so. Aber ich bin gut versorgt worden. Und wenn mir meine Tochter etwas vorbeibringen wollte, hat sie es unten beim Empfang abgegeben“, erzählt Egon Strehlow.

Von Aschersleben war er extra nach Magdeburg gezogen, um in der Nähe der Tochter sein zu können. Dass sie sich dann fast zwei Monate nicht sehen konnten, war nicht leicht. „Man musste das Beste draus machen“, sagt der 79-Jährige.

Matthias Tassler, Bereichsleiter beim Service-Wohnen der Lebenshilfe, weiß um die schwierige Zeit für die Senioren während des Besuchsverbots. „Wir hatten uns schon frühzeitig entschieden, keine Besuche mehr zuzulassen, um unsere Senioren zu schützen. Wir haben viel mit den Angehörigen gesprochen, um die geänderten Umstände zu erläutern. Die Entscheidung stieß zumeist auch auf Verständnis bei den Bewohnern und ihren Angehörigen“, sagt Matthias Tassler.

Die Zeit des Besuchsverbots bedeutete für das Personal einen höheren Betreuungsaufwand, um den Senioren mehr Beschäftigung zu bieten. Da aufgrund der Eindämmungsverordnung die benachbarte Tagespflege der Lebenshilfe geschlossen werden musste, wurde von dort zusätzliches Personal herangezogen.

Auch im Haus mussten einige Dinge verändert werden. In den Gemeinschaftsbereichen musste zur Einhaltung der Mindestabstandsregelung mehr Platz geschaffen werden, um beispielsweise das gemeinsame Frühstück trotzdem stattfinden lassen zu können. Auch kleinere Spaziergänge wurden durch zusätzliches Personal möglich, denn dies ging nur in 1:1-Betreuung, berichtet Matthias Tassler.

Dass nun auch unter bestimmten Voraussetzungen wieder Besuche erlaubt sind, ist gut, sagt der Hausleiter. „Wir haben ein Besucher-Zeitfenster von 15 bis 17 Uhr eingerichtet. Die Angehörigen müssen sich anmelden und für die Dokumentation in einer Liste registrieren und auch wieder austragen, wenn sie das Haus verlassen. Außerdem gilt natürlich Mundschutzpflicht sowie Desinfektion im Haus“, sagt Matthias Tassler.

Empfangen dürfen die Bewohner ihren Besuch auch nur in ihren angemieteten Appartements, Treffen in den allgemein zugänglichen Bereichen des Hauses sind nicht erlaubt. „Die Besuchszeit wird rege genutzt und auch eingehalten. Unsere Bewohner und ihre Angehörigen freuen sich über die Möglichkeit, ihre Lieben wiederzusehen. Und wir freuen uns über strahlende Gesichter“, bilanziert der Bereichsleiter.