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Corona-Krise Klinikclowns trotzen dem Besuchsverbot

Clownerie auf dem Campus des Uniklinikums Magdeburg. Wegen der Corona-Krise hatten die Klinik­clowns einen Open-Air-Auftritt.

Von Martin Rieß 20.03.2020, 00:01

Magdeburg l Bunte große Seifenblasen wehen über den Platz in Magdeburg. Es erklingen Gejauchze, Mundharmonika und Ukulele. Frosine versucht, die Seifenblasen einzufangen, was ihr aber nicht so recht gelingen möchte. Hanno wird kurze Zeit später versuchen, die beiden Skulpturen auf dem Campus des Universitätsklinikums zu überreden, doch bitte zwei Meter Abstand voneinander zu halten. Auch das wird ihm nicht gelingen. Ein kleines gemeinsames Ständchen von Frosine und Hanno, ein pantomimisches Spiel zwischen Stine und Bibou – die Elemente des improvisierten Programms fließen an diesem Tag ineinander.

Denn was am 19. März 2020 auf dem Rasen neben dem Eingang geboten wurde, war eine Premiere. Ohne vorher zu trainieren und viel abzusprechen. Der Grund: Seit Montag gilt wegen der Coronakrise zum Schutz der Patienten und der Mitarbeiter des Universitätsklinikums ein Besuchsverbot. Beim Besuch können für Kinder Ausnahmen gemacht werden. Aber nicht für die Klinikclowns.

Kein Grund zur Trauer, fanden aber die Klinikclowns und inszenierten also jenen Auftritt vor Fenstern der Kinderklinik. Die Patienten waren extra von den Beschäftigten drinnen über diese Vorstellung informiert worden, und eine Reihe von ihnen hatte sich tatsächlich hinter den spiegelnden Fensterscheiben positioniert, um einen Blick auf das bunte Treiben vor der Tür zu erhaschen. Nur: Mit der direkten Interaktion mit den Patienten funktionierte es aufgrund dieser Umstände nicht.

Bernadette Deibele sagt: „Für die Kinder, die jetzt im Krankenhaus liegen, ist ein wenig Freude sicher besonders wichtig: Sie können jetzt ja nur noch in Ausnahmefällen Besuch empfangen, weshalb sie sich über jede Abwechselung freuen werden.“ Das sahen auch Mitarbeiter und Passanten so, die das Spiel der Clowns im Vorbeigehen mitbekamen und auch den einen oder anderen kleinen Applaus spendierten. Vielleicht streiten sich ja die Gelehrten noch, ob Lachen gesund macht. Doch schaden kann es nur in den seltensten Fällen.

Von den Magdeburger Klinikclowns waren gestern Bernadette Deibele als Frosine, Kerstin Reichelt als Stine, Robert Wischeropp als Hanno und Célia Bernez als Bibou zu erleben.

Während dieses Open Air eine Premiere für die Magdeburger Klinikclowns ist, ist der Auftritt bei den Klinikclowns für Célia Bernez eine Premiere. Seit zehn Jahren lebt die Französin in Magdeburg, ist Dozentin am Sprachenzentrum der Otto-von-Guericke- Universität.

Sie sagt: „Schon als ich studiert habe, fand ich das gut: Freude ins Leben kranker Kinder zu bringen.“ Damals in Frankreich fehlt wohl die Zeit, hier in Magdeburg über all die Jahre meinte sie, dass ihr Deutsch nicht gut genug sei. „Aber jetzt spreche ich eben so, wie ich spreche, und das wird auch funktionieren“, sagt sie. Und nebenbei: Als Clown darf sie all das tun, was sie sonst nicht darf.