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Corona-Krise Magdeburgs Tourismus hinter Plexiglas

Magdeburgs Hoteliers bereiten sich auf die Wiedereröffnung ihrer Häuser vor. Mit einem Besucheransturm rechnen sie jedoch nicht.

Von Karolin Aertel 20.05.2020, 01:01

Magdeburg l Hotels dürfen wieder öffnen – ab Freitag für Gäste aus Sachsen-Anhalt, ab kommenden Donnerstag für Touristen aus ganz Deutschland. Die Erwartungshaltung der Hoteliers ist jedoch gering. Mit Reservierungs- und Besucheranstürmen, wie es beispielsweise an der Ostsee der Fall war, rechnen sie nicht. Normalerweise liege die Auslastung dieser Tage – insbesondere in Hinblick auf Pfingsten – bei nahezu 100 Prozent, weiß Ingo Rektorik, Geschäftsführer des Hotels „Geheimer Rat“ in Stadtfeld. Stattdessen gebe es zwar vereinzelt Reservierungsanfragen, von einer Auslastung sei man aber meilenweit entfernt. „Wer zehn Prozent erreicht, ist schon gut dabei.“

Hendrik Grebe, Inhaber des „Art-Hotel“ im Hundertwasserhaus und des „Hotel Stadtfeld“, bestätigt dies: „Wir sind von voller Auslastung im März und April auf null. Innerhalb von zwei Tagen gingen 800 Stornierungen ein. Etwa 270 000 Euro habe ich dadurch verloren.“ Die Hotels habe er danach komplett geschlossen.

Nun, kurz vor der Wiedereröffnung, gebe es zwar ein paar Reservierungen, doch nicht annähernd in der Größenordnung wie sie vor der Corona-Krise im Buche standen. Nach etwa zehn Wochen Zwangspause sind Touristen und Hoteliers gleichermaßen verunsichert. Die Abstands- und Hygienevorgaben hat Ingo Rektorik in seinem Haus bereits zu Beginn der Corona-Krise umgesetzt. Denn für Geschäftsreisende und Besucher, die aus familiären Gründen reisten, hatte sein Hotel geöffnet.

So sind die Mitarbeiter am Empfang durch eine Plexiglasscheibe geschützt, Markierungen am Boden weisen auf die Abstandsregelung hin, Desinfektionsspender befinden sich an allen Zugängen zu öffentlichen Räumen, Masken werden dort getragen, wo es nötig ist, und Gäste erhalten vielfach Hinweise zu Abstands- und Hygieneregeln. Frühstück bekommen die Besucher als Lunchpaket und jeder, der das Hotel betritt, ob Gast oder Handwerker, wird dokumentiert, um etwaige Infektionsketten nachvollziehen zu können.

„Wir haben darüber hinaus alles Überflüssige aus den Zimmern entfernt – Kugelschreiber beispielsweise, oder Zusatzkuschelkissen.“ Reinigungs- und Hygienepläne, wie sie das Land vorgab, verärgern ihn hingegen: „Was hat man denn gedacht, wie die Zimmer vorher gereinigt wurden?“

Auch Hendrik Grebe hat in seinem Hotel sämtliche Vorkehrungen getroffen und seine Mitarbeiter aus der Kurzarbeit zurückgeholt. „Wir haben Desinfektionsstrecken eingebaut, arbeiten mit Mundschutz und haben beispielsweise nur noch einen Rezeptionsplatz statt zwei.“ Ein hoher Aufwand, den Magdeburgs Hoteliers betreiben müssen, um Gäste empfangen zu können. Aus diesem Grund habe sich die Geschäftsführung des Ratswaage-Hotels entschlossen, erst am 25. Mai zu öffnen. Die Schulung der Mitarbeiter, das Umräumen des Restaurants, die Koordinierung in der Küche – „um es gewissenhaft umzusetzen, nehmen wir uns die Zeit“.

Obgleich die hygienischen Vorgaben klar sind, steht eine Konkretisierung der Verordnung für die Wiederaufnahme des Hotelbetriebes noch aus. „Wir schweben mit den Auflagen in der Luft“, erklärt Ingo Rektorik. Fragen, beispielsweise wie hoch die maximale Gästezahl sein darf oder wie lange ein Zimmer leer bleiben muss, ehe es wieder vermietet werden darf, sind nach wie vor ungeklärt. „Klar ist es schön, dass wir wieder öffnen dürfen, aber kann ich meine Leistung für den Gast erfüllen?“

Eine Frage, über die Marion Ringel gar nicht erst nachzudenken braucht. Die Inhaberin des „Ringel Hostel“ in der Otto-von-Guericke-Straße kann die strengen Hygiene-Vorschriften nicht erfüllen. „Gemeinschaftsbäder, Mehrbettzimmer – wie soll das gehen?“ Sie lässt ihr Hostel zu.