1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Magdeburg
  6. >
  7. Sanfte Eroberung des Magdeburger Stadtparks

Corona-Krise Sanfte Eroberung des Magdeburger Stadtparks

Der Magdeburger Stadtpark war am Wochenende gut besucht, aber nicht überfüllt. OB Lutz Trümper ist empört über mobile Verkaufsstände.

Von Anja Guse 11.05.2020, 13:29

Magdeburg l Endlich wieder raus, endlich wieder toben und klettern. Die sechsjährige Kim aus Neue Neustadt ist am Sonnabend auf dem Spielplatz im Stadtpark Magdeburg kaum zu bremsen. Mit Mama Janina Jahn geht es erst zur Schaukel, dann zu einer Wippe. So wird nach und nach jedes Gerät erkundet.

Es ist Sonnabend, kurz vor 15 Uhr, als die kleine Familie den Stadtpark besucht. Etwa 25 weitere Gruppen mit Kindern tummeln sich auf oder neben dem Spielplatz. Erst einen Tag zuvor wurde dieser wieder freigegeben. Andere Familien machen es sich mit einem Picknick auf der Wiese gemütlich. Zwischendrin ein paar Jogger. Im Hintergrund dreht sich das Riesenrad der Gebrüder Boos. Auf dem Beachvolleyballfeld der Montego-Beach-Bar kommen ein paar junge Männer zusammen und werfen sich ein paar Bälle zu. Und am Adolf-Mittag-See sind die Bänke besetzt mit Spaziergängern und Radfahrern, die eine Rast einlegen. Der Stadtpark ist an diesem sonnigen Tag gut besucht, aber ein Gedränge herrscht nicht. Noch nicht.

Denn nur wenige Minuten später wird es an der Sternbrücke richtig eng. Gleich fünf Verkaufsstände stehen hier. Der Abstand zwischen ihnen beträgt geschätzt keine zehn Meter. Drei davon sind Eiswagen, aus dem vierten werden Würstchen gereicht und am größten Stand gibt es Getränke.

Als am späten Nachmittag immer mehr Magdeburger und Gäste aus dem Umland in den Stadtpark strömen, bilden sich an den Eiswagen Schlangen. Die Menschen kommen sich sehr nahe, versperren zudem den kreuzenden Fußweg.

Die Situation ist Oberbürgermeister Lutz Trümper ein Dorn im Auge. Auch er ist am Sonnabend mit seiner Familie unterwegs, zieht dabei einen Bollerwagen voller Kanister hinter sich her. Sein Ziel: Drei junge Bäume, die er seiner Frau einst zum Geburtstag schenkte. Sie brauchen dringend Wasser. Zugleich nutzt Trümper die Gelegenheit, sich ein eigenes Bild von vor Ort zu machen. Und was er sieht, ärgert ihn.

„Die Wagen stehen viel zu eng. Das werde ich prüfen lassen. Die Menschen kommen sich ja ins Gehege“, meint er. Er selbst habe vergangene Woche verfügt, dass auf städtischen Flächen vorerst kein weiteres Reisegewerbe erlaubt wird. „Wir müssen erst einmal unseren stationären Handel wieder in Schwung bringen“, begründete er gegenüber der Volksstimme.

Mit dem Riesenrad hingegen hat Trümper kein Problem. Der Abstand zwischen den Gästen ist groß genug, die Hygieneregeln werden bestmöglich eingehalten. Die zwei Stände rechts und links davon bleiben hingegen zu. So soll ein Menschenauflauf verhindert werden. „Das ist der Kompromiss“, so Schausteller Boos, der sich freut, sein 55 Meter hohes Riesenrad doch noch betreiben zu können. Allerdings könnte auch hier die Resonanz noch größer sein. Nur etwa ein Zehntel der Kapazitäten werde derzeit von den Besuchern ausgeschöpft.