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Corona Magdeburger Friseure in Hektik und Vorfreude

In kaum einem Friseursalon in Magdeburg stehen derzeit die Telefone still. Die Vorfreude auf die Wiedereröffnung ist groß.

Von Christina Bendigs 27.02.2021, 08:00

Magdeburg l Als klar war, dass die Friseure ihre Läden wieder öffnen dürfen, stand Inga Sölligs Telefon kaum still. „Ich habe schon fast einen Telefonschaden“, sagt sie sie schmunzelnd. Allein am ersten Tag meldeten sich rund 300 Kunden, die einen Termin haben wollten. Und so sind die Termine bis April auch schon weitgehend vergeben. Die Freude über die Wiedereröffnung nach dem coronabedingten Lockdown, der zehn Wochen dauerte, ist sowohl aufseiten der Kunden als auch aufseiten der Mitarbeiter groß. Wenn Kunden länger auf einen Termin warten müssen, würden sie mit Verständnis reagieren.
In Vorbereitung auf die Eröffnung hat Inga Söllig zusätzlich zu den anderen Hygienemaßnahmen noch Luftreiniger gekauft, die den Großteil eventueller Viren aus der Luft filtern sollen. Ansonsten seien sie und ihr Team im Hinblick auf Hygienekonzepte bereits gut aufgestellt. Langweilig sei es ihr während der Zeit des Lockdowns nicht geworden. Es gab genug zu tun, unter anderem nutzte sie die Zeit, um den Aufenthaltsraum zu malern und zu erneuern. „Man ist fast jeden Tag hier, aber vor dem ersten Öffnungstag ist man jetzt doch aufgeregt“, sagt sie, die sich nicht nur auf ihre Kunden, sondern auch auf ihre Kollegen freut.
Auch Inhaberin Petra Lange vom Salon Hin und Hair freut sich auf den Neuanfang. Und wenn die Pandemie die Friseure auch vor Probleme stellte: „Das soll bei der Wiedereröffnung kein Thema sein“, sagt sie. Sie wolle nicht bedauert werden. Stattdessen wollen sie und ihr Team den Kunden eine Auszeit von Corona bieten, sie sollen auf andere Gedanken kommen. Unter anderem habe sie auch FFP2-Masken in bunten Farben bestellt, um das Beste daraus zu machen. Damit sich alle auf die Wiedereröffnung einschwören können, gibt es im Vorfeld sogar ein Online-Training mit einem Motivationstrainer. Luftreiniger hat auch sie bestellt, und ansonsten seien sie aus der Zeit vor dem Lockdown bereits auf die geltenden Hygienebedingungen eingestellt.
In den nächsten Wochen sind noch vereinzelt Termine zu haben. Ihr Vorteil ist ein Online-Bestellsystem für Termine. Über das Internet konnten sich die Kunden anmelden. Dadurch war das Aufkommen von Telefonanrufen nicht ganz so groß. Alle freuen sich auf den Neustart und hoffen, dass die Kunden ihre Frisuren bald auch ins Theater, Restaurant oder eine Bar ausführen können und Lockerungen auch für andere folgen werden.
„Wer zuerst kommt, mahlt zuerst“, dieses Prinzip galt auch im Laden von Friseurmeisterin Katja Portius, die den Salon Haupt-Haar in Sudenburg leitet. Auch sie traf auf Verständnis. „Die Kunden sind froh, wenn sie überhaupt erst mal ihren Termin haben“, sagt sie. 25 bis 30 Anrufe nimmt sie derzeit täglich entgegen – etwa das Doppelte dessen, was sonst in ihrem Salon an Anrufen aufläuft. Alle freuen sich auf die Wiedereröffnung: „Es war eine schlimme Zeit, sowohl für Selbstständige als auch für Angestellte und eine Tragödie für die privaten Haushalte.“ Sie selbst sei alleinerziehende Mutter, habe Hartz-IV beantragt, auch wenn davon noch nichts gekommen sei. „Man beschränkt sich dann auf das Minimum“, erzählt sie und ist froh, dass es nun wieder losgeht. Um möglichst viele Kunden bedienen zu können, hat sie die Öffnungszeiten ihres Geschäftes vorerst verlängert – bis 20 Uhr, statt normalerweise 18 Uhr.
Friseur zu sein, sei der schönste Beruf, den es gibt, sagt Kathrin Wilke vom Salon Hair Design. Und dass sich die Kunden nun so sehr freuen, dass sie wieder zum Friseur gehen können, sei auch für sie ein schönes Gefühl. Der Laden sei erst einmal gründlich geputzt worden. Um möglichst vielen Kunden den Genuss eines frischen Haarschnitts bieten zu können, werde es in den ersten Wochen eine Art Notversorgung geben. Für aufwendige Färbetechniken sei noch keine Zeit. Am Telefon würden sich zum Teil Dramen abspielen und Tränen fließen, wenn Kunden länger auf einen Termin warten müssten. Bei der Fülle von Anrufen lägen die Nerven teils blank. Doch die meisten seien verständnisvoll.
Die Zeit des Lockdowns habe Kathrin Wilke genutzt, um sich intensiv um ihre Azubis zu kümmern. So viel Zeit habe sie sonst nicht für die beiden jungen Leute im ersten und zweiten Lehrjahr. Hygienemäßig sei sie vorbereitet: „Es gibt im Laden mehr Desinfektions- als Oxidationsmittel“, sagt sie schmunzelnd und ist froh, dass sie endlich wieder arbeiten kann.