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Corona-Schutz Tausendfache Hilfe aus Magdeburger Drucker

„Maker vs Virus" war in Magdeburg ein großer Erfolg. Tüftler stellten Schutzausrüstung für medizinisches Personal her.

Von Ivar Lüthe 28.06.2020, 01:01

Magdeburg l Als im März deutlich wurde, dass im Kampf gegen das Coronavirus jede Menge Schutzausrüstung für das medizinische Personal fehlte und die Beschaffung sehr schwer und langwierig war, schlossen sich bundesweit unter dem Motto „Maker vs Virus“ Tüftler zusammen, um zu helfen. In Magdeburg waren es zu Beginn etwa 20 Freiwillige, die mit ihren 3-D-Druckern und CNC-Fräsen auf eigene Kosten Gesichtsschilde herstellten.

Zentrum des Magdeburger Hilfsprojektes war die freie Mitmachwerkstatt „Macherburg“ vom Verein Grünstreifen in der Porsestraße in Buckau. Die Macherburg ist Heim für Tüftler und jeden, der ein Projekt, aber nicht die nötigen Maschinen und kompetenten Helfer hat. Hier sowie daheim bei Tüftlern und Unterstützern entstanden die ersten Gesichtsschilde, mit denen sich das medizinische Personal, das in direktem Kontakt mit Infizierten oder Verdachtsfällen steht, schützen kann.

Anfragen von Kliniken, Arztpraxen und anderen Einrichtungen trudelten ein, das Netzwerk der Macher wurde immer größer. Zunächst wurden in der Macherburg alle gefertigten Schilde gesammelt und dann an die Kliniken und Praxen selbst ausgeliefert oder verschickt. Irgendwann wurde die Macherburg zu klein, die Nachfrage nach den Schutzschilden und damit das Projekt immer größer.

In der Otto-von-Guericke-Universität fanden die Macher Unterstützung. Die Uni stellte dem Hilfsprojekt Räume zur Verfügung. Hier konnten Warenannahme, Kommissionierung und Nachbearbeitung erfolgen, erzählt Spencer Detje. Der 25-jährige Student aus Magdeburg ist einer der Ansprechpartner in dem Magdeburger Projekt. „Viel Unterstützung haben wir auch von Kris Jürgens vom Studierendenrat der Uni bekommen. Er hat einen großen Teil der Abwicklungen koordiniert und auch geleitet“, so Spencer Detje.

Nachdem die Freiwilligen anfangs alles selbst koordiniert hatten, wurde die Verteilung später über den Krisenstab der Landeshauptstadt organisiert. Und auch das Netzwerk der Magdeburger Macher wurde größer und größer. Über die Maker-Gruppen aus Braunschweig und Leipzig kam weitere Unterstützung.

Sie halfen der Magdeburger Gruppe mit zahlreichen im Spritzgussverfahren hergestellten Gesichtsschilden. „Insgesamt sind rund 11.000 Gesichtsschilde an den Magdeburger Krisenstab gegangen, darunter waren etwa 2000 selbst 3D-gedruckte Shields. Weitere 800 3D-gedruckte Shields gingen direkt an Krankenhäuser und medizinische Einrichtungen“, bilanziert Spencer Detje.

Im Moment ruht das Magdeburger Hilfsprojekt, aktuell werden keine weiteren Gesichtsschilder hergestellt. Derzeit sind genug da, es gibt sogar einige Reserven. Doch auch wenn im Großraum Magdeburg der Bedarf derzeit gedeckt ist, bricht die Unterstütung der Macher nicht ab: „Wir schauen, wo wir gegebenenfalls auch außerhalb Deutschlands helfen können“, sagt Spencer Detje und denkt dabei an Länder in Südamerika wie Chile oder Brasilien, wo derzeit das Virus arg wütet.

Und sollte es in Deutschland zu einer zweiten Welle kommen und die Unterstützung der Maker benötigt werden, dann werde man wieder parat stehen. „Das Netzwerk ist aufgebaut, wir können jederzeit die Produktion wieder hochfahren und die Leute zusammentrommeln“, sagt Spencer Detje.