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Coronavirus Wenn die Braut in Magdeburg Schwarz trägt

An einer bundesweiten Aktion beteiligt sich die Magdeburger Brautausstatterin Birgit Bierstedt: Ihre Modelle tragen Schwarz.

Von Marco Papritz 10.02.2021, 00:01

Magdeburg l Die Gefühle überkommen Birgit Bierstedt, während sie über ihr Geschäft spricht. Im November 2019 hat sich die 60-Jährige mit dem Laden „Zauberhaft 2.0“ am Marktplatz „Olven I“ (Stadtteil Neu-Olvenstedt) einen Traum erfüllt und ein Geschäft für Brautmode eröffnet. „Nach vier Jahrzehnten Schichtarbeit“, wie sie anmerkt. Mit ihrem Geschäftsmodell, Braut- und Festkleider auf Kommission anzubieten, trifft Birgit Bierstedt auf große Resonanz. Kundinnen nicht nur aus Magdeburg finden den Weg zu ihr.

Der Laden läuft, wie man umgangssprachlich sagt. Bis im Frühjahr des vergangenen Jahres die Corona-Pandemie ausbrach und zunächst für eine sechswöchige Zwangspause sorgte. „Als ich dann wieder öffnen konnte, war eine große Verunsicherung bei der Kundschaft zu spüren. Denn es war unklar, wie es weitergeht.“ Sprich, ob der wohl schönste Tag im Leben eines Paares während der Corona-Krise überhaupt begangen werden kann – und wenn ja, wann und unter welchen Umständen Hochzeiten möglich sind.

Diese Fragen wurden mit dem neuerlichen Lockdown und den Geschäftseinschränkungen, die den Einzelhandel im erheblichen Maße beeinträchtigen und zum Stillstand zwingen, beantwortet. Mit einem Hilferuf an die lokale und Bundespolitik machen derzeit knapp 600 Läden der Branche auf sich aufmerksam. Die Schaufenster und damit die Visitenkarten der Geschäfte sind mit schwarzen Kleidungsstücken dekoriert, die symbolisch für die Trauer stehen, die die Inhaber derzeit in sich tragen. Glücksmomente, die mit ihrem Besuch eigentlich einhergehen, sind längst den Existenzsorgen der Inhaber gewichen. „Ich bin wie in einer Starre“, sagt Birgit Bierstedt, die eigentlich sehr offen und kommunikativ ist. Wie viele andere aus dem Einzelhandels- und Dienstleistungsbereich trägt sie die Hoffnung, dass die Zeit des Stillstands bald ein Ende haben könnte.

Mit großen Erwartungen ist die heutige Konferenz der Bundesregierung und der Ministerpräsidenten verbunden, die sich über den weiteren Verlauf der Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus verständigen. Ladenbetreiber wie Birgit Bierstedt haben ihre Hausaufgaben gemacht und ein umfangreiches Konzept erarbeitet, das die Brautmodenberatung als Dienstleistung ermöglichen könnte. Unter anderem soll der Besuch der Braut mit einer Begleitung ausschließlich als Einzeltermin nach vorheriger Terminbuchung möglich sein, „wie das sonst auch eher der Fall ist“.

Spontanbesuche sind strikt untersagt. Die Beratung und Kleiderauswahl erfolgen unter Berücksichtigung aller aktuellen Abstands- und Hygieneregeln, das Ankleiden übernimmt die Begleitperson. Als so etwas wie eine Sprecherin für die Branche tritt Maritta Emser auf, die aus dem Erfolgsfernsehformat „Zwischen Tüll und Tränen“ bekannt ist und einen guten Ruf genießt. Seit Mitte Dezember verfügt die Brautbranche über keine Einnahmen, wie sie in einer Mitteilung verdeutlicht.

Birgit Bierstedt hat sich mit ihren Anliegen wie andere Brautausstatter an Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) sowie die Industrie- und Handelskammer gewandt. „Hier geht es nicht um Einzelne, betroffen sind auch Dienstleister wie Friseure und die Gastronomie. Eben alle, die dazu beitragen, dass eine Hochzeit ein unvergesslicher Moment im Leben eines Paares wird“, sagt Birgit Bierstedt. „Wir alle kämpfen um unsere Existenz, nur zusammen finden wir Gehör.“