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Dantons Tod Auf Magdeburgs Bühne fließt viel Blut

Am Sonnabend ist im Theater Magdeburg Premiere für "Dantons Tod". Pro Vorstellung werden 30 Liter Blut benötigt.

Von Peter Ließmann 20.01.2018, 01:00

Magdeburg l Eine Oper erkennt man daran, dass viel gesungen wird und am Ende einer tot ist! Diese etwas flapsige Beschreibung trifft auf die Oper „Dantons Tod“ auf jeden Fall auf sehr dramatische Weise zu. Komponist Gottfried von Einem lässt den Revolutionsführer Danton am Ende seiner Oper auf der Guillotine sein Leben aushauchen. Die Oper hat am 20. Januar 2018 im Theater Magdeburg Premiere – und es wird am Ende Blut fließen, sehr viel Blut.

„Genau 30 Liter werden es sein“, sagt Erik Neßler. Er ist Chef der Requisite am Theater Magdeburg. Richtiges Blut? „Nein, natürlich nicht“, sagt Erik Neßler. Im Theater werde das berühmte Theaterblut verwendet. Eine Mischung aus Gemüse- und Fruchtsäften.

Aber das im Fachhandel zu bekommende Theaterblut ist sehr teuer. „Wenn wir für Dantons Tod Theaterblut gekauft hätten, wäre das in die Tausende Euro gegangen.“ Denn immerhin werden für sieben geplante Vorstellungen insgesamt 210 Liter Kunstblut benötigt. Die Requisiteure des Theaters haben darum in die eigene Trickkiste gegriffen und selbst Theaterblut hergestellt.

Keine ganz leichte Aufgabe, denn Dantons Blut muss ein paar wichtige Eigenschaften haben. „Es muss zum Beispiel in einer ganz bestimmten Geschwindigkeit fließen, also eine entsprechende Konsistenz haben. Es darf nicht zu schnell und nicht zu langsam fließen, denn die Fließgeschwindigkeit muss zur Musik passen“, erklärt Erik Neßler eine der Anforderungen an den künstlichen Lebenssaft.

Dann sei auch die Farbe wichtig. „Die Zuschauer sollen die Illusion bekommen, dass es Blut ist, was sie auf der Bühne sehen.“ Ein weiteres Problem: der Geruch. „Das Kunstblut darf natürlich nicht irgendwie nach Blut riechen, die Schauspieler könnten sonst nicht damit arbeiten.“ Blut sei eine sehr emotionale Sache. Schon der Geruch von richtigem Blut löse Gefühle und Assoziationen bei vielen Menschen aus. „Unser Blut riecht darum nach Fruchtsaft. Das funktioniert für die Schauspieler“, so Erik Neßler.

Und das Magdeburger Theaterblut darf auch nicht klebrig sein und muss sich rückstandslos abwaschen und auch aus den Kostümen wieder ohne Probleme herauswaschen lassen. „Nach jeder Vorstellung müssen die Bühne und die betroffenen Technikbereiche sehr schnell wieder sauber sein.“

In zahlreichen Versuchen haben die Theater-Requisiteure die richtige Rezeptur für Dantons Blut ausprobiert und sich dabei auch mit dem Bühnenbildner abgestimmt. „Der muss mit entscheiden, ob ihm das Blut für das, was er in seinem Bühnenbild damit ausdrücken will, auch gefällt.“

Stellt sich noch die Frage nach der Rezeptur. „Die verraten wir nicht“, sagt Erik Neßler mit einem Lächeln im Gesicht. „Das ist jetzt keine großartige Erfindung, aber Requisiteure haben auch so ihre geheimen Zutaten, Rezepte und Techniken, die sie nicht gern preisgeben.“

Übrigens: Dantons Blut wird für jede Vorstellung neu angerührt. „Auf Vorrat können wird das nicht machen, denn die Säfte würden wahrscheinlich anfangen zu gären und zu stinken“, sagt Erik Neßler.