1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Magdeburg
  6. >
  7. Das sind die Kreativen aus dem Salon

5. Kreativtreff  Das sind die Kreativen aus dem Salon

Vertreter der Kreativbranche haben sich in Magdeburg getroffen.

Von Martin Rieß 05.09.2015, 01:01

Magdeburg l Kreativität bedeutet Vielfalt – das wurde auch bei der fünften Ausgabe des Magdeburger Kreativsalons deutlich. Dieser fand im Haus des Handwerks statt.

Unter den Gästen war Timo Heße von Arte Möbel, einem Handwerksunternehmen mit einer mehr als 100 Jahre währenden Tradition. Er sagt: „Es lohnt sich, nach Lösungen zu suchen, die auf die Umgebung passen. Und dann ist es möglich, mit dem knapper werdenden Rohstoff Holz etwas Besonderes zu schaffen.“ Als außergewöhnliche Arbeiten nennt er eine Vinothek in Binz, aber auch Aufträge von Giuseppe Franco und Arnold Schwarzenegger aus den USA.

Statt Holz nutzt Nino Müns von Münsmedia Bits und Bytes als Werkstoff für seine Produkte: Er hat für eine Reihe von Kunden in der Region – darunter die Stadtverwaltung und die SWM – Lösungen für das Internet erstellt. Er sagt: „An diesem Thema kommt heute niemand mehr vorbei.“ Gerade auch, seitdem die Menschen immer mehr das Handy als Zugang zum Internet nutzen. „Da die Menschen sich beispielsweise im Internet den nächsten Friseur suchen, muss der mit einer für Mobiltelefone geeigneten Präsentation dort vertreten sein“, erläutert der Magdeburger Unternehmer. Oft lohnt es sich, nach individuellen und kleinen Lösungen zu suchen, wenn Online-Angebote erst einmal ausprobiert werden sollen.

Frank und Juliane Schuster von der Paul Schuster GmbH berichten davon, wie immer wieder spannende Lösungen benötigt werden: „Der Hirsch auf dem Alten Markt steht beispielsweise aus statischen Gründen auf einer Stahlbetonsäule, die nur mit sechs Zentimeter dicken Sandsteinplatten verkleidet ist. So etwas herzustellen erfordert schon ein wenig Fingerspitzengefühl.“ Ein anderes Beispiel für Herausforderungen in seinem Handwerk ist die Treppe am Sudenburger Tor an der Kreuzung Breiter Weg/Danzstraße: „Da musste die Genauigkeit des Betonbaus mit der gewachsenen Ungenauigkeit des alten Gemäuers zusammengeführt werden.“

Die Fußballer Marius Sowislo (1. FCM) und Telmo Teixeira-Rebelo (Germania Halberstadt) haben vor einem Jahr Sam-For-City gegründet. „Dieses Netzwerk soll Leistungssportler und die Wirtschaft zusammenbringen“, erläutert der FCM-Kapitän.

Robin Zöffzig wird vom Moderatorenduo als einer der ambitioniertesten Jungmaler bezeichnet. Der in Leipzig lebende Magdeburger berichtet, wie er bei einem Chinaaufenthalt seine eigene Interpretation traditioneller chinesischer Seidenmalerei gefunden hat: „Ich bin einfach mit der fernöstlichen Physiognomie nicht so gut zurechtgekommen und habe die Technik dann einfach zur Darstellung europäischer Motive genutzt“, berichtet er. Immer wieder spielt bei ihm die Neun eine Rolle – eine Glückszahl in China.

Ein echter Handwerker unter den Kreativen des Abends ist Sebastian Böhm. Als Starfriseur arbeitet er auch für Kunden in aller Welt. Er berichtet: „Ich lasse mich oft von den Menschen auf der Straße inspirieren. Das funktioniert in Magdeburg ebenso wie in Berlin.“ Überhaupt: Immer diese Frage nach Berlin. „Was soll ich denn in Berlin? Hier in Magdeburg bin ich zu Hause, habe Freunde und Verwandte.“ Und eben auch das Thema in seinem Friseurladen Hairricane. „Und hier ist es etwas ganz Wunderbares, eine echte Keimzelle für Kreativität, wenn Junge mit Älteren zusammenarbeiten.“ Als Beispiel nennt er frische Ideen 15-Jähriger, die bei ihm auf die Erfahrung und das Wissen 63-Jähriger treffen. Wenn zwischen den Menschen Vertrauen und Achtung herrsche, sei dies eine besonders gute Voraussetzung, um neue Ideen zu entwickeln.

Im Selma und Rudolph, dem Restaurant im Haus des Handwerks, ist nicht allein zu sehen, was das vorn beschriebene Unternehmen Arte Möbel an anspruchsvollen Einrichtungen zu leisten vermag. Hier profitiert neben dem Auge vor allem der Geschmackssinn von der Kreativität der Menschen. Dirk Warras, Geschäftsführer des Restaurants, erläutert worauf es ihm ankommt: „Es geht uns darum, hochwertige Gerichte vorrangig aus den Produkten der Region anzubieten“, sagt er. Dazu hat er sich Partner in der Region gesucht – zum Beispiel den Bördegarten in Erxleben. Schon jetzt geht es darum zu planen, was dort im kommenden Jahr angebaut wird und im Haus des Handwerks auf den Tisch kommt. Ebenfalls ein wichtiger Grundsatz: Möglichst alles von den geschlachteten Tieren, die angeliefert werden, wird auch verwendet. Will heißen: Es gibt eben nicht jeden Tag ein Filetstück. Nicht bevor der Rest vom Rind verspeist ist.

Burghard Grupe, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Magdeburg, hatte in seinen Begrüßungsworten übrigens darauf hingewiesen, dass jedes Handwerk eine kreative Leistung erfordere. Bei dem einen mehr, bei dem anderen weniger. Auf jeden Fall gebe es aber von der Universität in Göttingen eine Studie, dass im Handwerksbereich vom Instrumentenmacher bis zum Restaurator in Sachsen-Anhalt 4300 Menschen arbeiten. Sie erwirtschaften einen Umsatz von 300 Millionen Euro im Jahr.