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Deichbau Hochwasserschutz wird zum Hindernis

Spundwände sollen den Deich in Magdeburg Pechau stabilisieren. Doch Tiere, die den Deich nicht überqueren können, verzögern den Baustart.

Von Michaela Schröder 28.09.2016, 01:01

Magdeburg l Über viereinhalb Kilometer hinweg sollen Spundwände in den Pechauer Deich geschlagen werden, die ihn bis zum Beginn des Neubaus des Deiches stabilisieren. Doch der angekündigte Baustart könnte sich verzögern – durch Kleintiere, die den Deich nicht überqueren können.

Der Baustart für die Sanierung des Deiches vom Pechauer Siel bis zur Haberlandbrücke ist auf unbestimmte Zeit vertagt. Die Frage nach der notwendigen Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) stellt ausgerechnet die Sanierung des am meisten gefährdeten Deichabschnittes vor große Probleme.

Der Deich soll daher auf einer Länge von 4,4 Kilometern durch Spundwände zumindest so weit stabilisiert werden, dass er einem möglichen Hochwasser standhält und genügend Zeit liefert, die UVP durchzuführen.

Der Einbau der Spundwände soll laut Planung des Landesbetriebs für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft (LHW) im November beginnen, berichtete Pechaus Ortsbürgermeister Bernd Dommning auf der jüngsten Ortschaftsratssitzung.

Der Baubeginn sei jedoch abhängig von den Gesprächen mit dem Umweltamt. Denn die überstehende Spundwand verhindert für Kleintiere, wie Reptilien und Nagetiere, das Überqueren des Deiches. Eine Lösung muss her.

Sogenannte Tierbrücken sollen die zerschnittenen Lebensräume wieder verbinden. Mit Galgenhumor reagierten die Pechauer Ortschaftsräte auf das erneute Hindernis auf dem Weg zum Hochwasserschutz.

Die archäologischen Grabungen im Bereich des Deiches haben unterdessen keine größeren Funde zutage gebracht, die eine Verzögerung der Bauarbeiten hervorrufen würden, verkündete Bernd Dommning.

Die Baustraße auf dem Klusdamm von Abzweig Zipkeleben bis Pechau soll 2017 erfolgen. Der Radweg ist für die Bauphase nicht zu nutzen. Einen Ausweich bietet der straßenbegleitende Radweg von Pechau nach Magdeburg.

Um auch weiterhin die Aufmerksamkeit auf eine zügige Sanierung des linken Umflutdeiches im Bereich Pechau zu lenken, führte daher die SPD-Stadtratsfraktion am Montag in Pechau ihre öffentliche Fraktionssitzung durch.

„Wir hoffen, dass die Zwischenlösung schnellstmöglich umgesetzt wird“, erklärte Fraktionsvorsitzender Jens Rösler auf Volksstimme-Nachfrage. Doch weitere Informationen zum Fortgang der geplanten Hochwasserschutzmaßnahmen, die nicht bereits auf der letzten Bürgerversammlung und am vergangenen Donnerstag auf der Pechauer Ortschaftsratssitzung bekanntgegeben wurden, hatten die SPD-Stadträte nicht.

Seit dem letzten großen Hochwasser sind drei Jahre vergangen, und vor allem die Bewohner der ostelbischen Stadtteile Magdeburgs machen sich Sorgen um die Sicherheit ihrer Häuser.

Der Deich zwischen der Haberlandbrücke und dem Pechauer Siel ist von Land aus nicht erreichbar. Deshalb wurde beim Hochwasser 2013 die notwendige Deicherhöhung mit Sandsäcken vor allem mit kilometerlangen Schubkarrenfahrten auf der Deichkrone sowie Hubschraubereinsätzen bewältigt. Dass das noch einmal so funktioniert bei einem Hochwasser in diesem Ausmaß, bezweifelte LHW-Mitarbeiter Ronald Günther Mitte Juli auf einer Bürgerversammlung in Pechau.