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Denkmal 1. Platz für Magdeburger Katharinenportal

Die Magdeburger Denkmalpfleger der Paul Schuster GmbH wurden mit einem Preis geehrt. Sie bauten das Katharinenportal wieder auf.

Von Jana Heute 12.11.2018, 12:00

Magdeburg l Abendstunden im Nordabschnitt des Breiten Wegs in Magdeburg. Dezent angestrahlt werden die Details des prachtvollen Katharinenportals sichtbar. Es ist ein wichtiges Stück Magdeburger Stadtgeschichte, eine Stätte der Erinnerung an die zerstörte Katharinenkirche, die einst an dieser Stelle stand, wo heute der Katharinenturm der Wobau seinen Platz hat.

Rund 70 Kilometer nördlich zieren sieben Barockfiguren den Schlossgarten Schönhausen in der Altmark. Im Schloss wurde der berühmte Reichskanzler von Bismarck geboren. Die Skulpturen hatte ein unbekannter Künstler vor rund 250 Jahren geschaffen. Stilistisch barocken Gartenfiguren nachempfunden, stellen sie Götter und Halbgötter der griechischen Mythologie dar: Amor, Apollo, Ceres Venus, Diana, Flora, Fortuna und Herkules.

Auch diese steinernen Zeitzeugen waren schon fast verloren, in der Nachkriegszeit dem Vandalismus preisgegeben. Der Anblick der vom Sockel gestürzten Figuren, der abgeschlagenen Köpfe und Beine forderten den Magdeburger Denkmalschützer Hans Schuster, Vater der heutigen Geschäftsführer Frank und Hans-Jörg Schuster, einst zum Handeln. In den 1960er Jahren rettete er die Figuren vor der endgültigen Zerstörung, holte sie nach Magdeburg und lagerte sie im Betriebshof an der Münchenhofstraße ein.

Gleiches geschah zu dieser Zeit mit den Fragmenten der im Zweiten Weltkrieg beschädigten Katharinenkirche, als diese von den DDR-Oberen endgültig dem Boden gleichgemacht wurde. Hans Schuster und seine Mitstreiter retteten Originalteile des Kirchenportals.

Immer hatte Schuster Senior den festen Wunsch und die Hoffnung, dass die historischen Zeugnisse irgendwann wieder an ihren angestammten Platz zurückkommen würden.

Und so geschah es auch. Seine Söhne Frank und Hans-Jörg Schuster haben sein Erbe fortgeführt und zu Ende gebracht. Die Barockfiguren aus dem Bismarck-Dorf Schönhausen sind 1994 auf Wunsch der Gemeinde wieder in den Park überführt worden – nach 31 Jahren.

Viele Magdeburger werden Herkules, Fortuna und Co. kennen, die der Volksmund gern „Arschbacken-Promenade“ nannte. Denn bis dahin waren die inzwischen mit Geldern der Stadt aufwändig restaurierten Skulpturen nahe der Elbe vor dem ehemaligen Bauarbeiterhotel aufgestellt gewesen.

Nicht minder anspruchsvoll gestaltete sich für die Denkmalpfleger der Firma Schuster Jahre später der Wiederaufbau des Katharinenportals an historischer Stelle in der Magdeburger Innenstadt. So musste die heilige Katharina, deren Original längst ihren Platz in der Wallonerkirche gefunden hatte, in einer 1:1-Replik wieder hergestellt und das Puzzle aus Steinen des alten Portals wieder zusammengefügt werden.

Unter der Projektleitung des „Kuratoriums zur Wiedererrichtung des Katharinenportals“ wuchs die prominente Pforte in Magdeburg im Breiten Weg und konnte Ende Oktober 2016 feierlich eingeweiht werden.

Nun, zwei Jahre später, gibt es die besondere Auszeichnung für beide Projekte: das Katharinenportal und die Rettung der Barockfiguren Schönhausen. Die Jury des Peter-Parler-Preises 2018 würdigte mit dem 1. Platz das „besondere langjährige Engagement“ der Firma Schuster für das kulturelle Erbe.

Für Firmenchef Frank Schuster ist die Auszeichnung eine wichtige Anerkennung des Steinmetzhandwerks gerade auch auf dem Restaurierungssektor. Die Firma leiste hier seit vielen Jahren wichtige Arbeit. „Deshalb freuen wir uns natürlich über die bundesweite Würdigung“, sagte Schuster der Volksstimme.

Seit 1999 hat sich der Betrieb regelmäßig um den Preis beworben. Doch mehr als eine Belobigung gab es nicht. Anders in diesem Jahr, wo es sogar für den 1. Platz reichte.

19 Bewerbungen wurden für den Wettbewerb des Bundesverbandes Deutscher Steinmetze abgegeben. Den zweiten Preis erhält die Bildhauerwerkstatt Itta aus Überlingen für Restaurierungsarbeiten am Überlinger Ölberg. Jeweils einen dritten Preis bekommen die Firma Gebauer Steinmetzarbeiten aus Berlin für Restaurierungsarbeiten am Berliner Kaiserin-Friedrich-Haus und Gerhard A. Roth für die Sanierung historischer Grabmale in München-Moosach.

Der Preis ist für alle vier Ausgezeichneten auf insgesamt 15.000 Euro dotiert.

Namensgeber Peter Parler aus der Familie Parler war ein deutscher Bildhauer und einer der bedeutenden Dombaumeister des Mittelalters. Mit dem Preis werden heute Steinmetze geehrt, die sich in der Denkmalpflege engagieren.

Die Preisträger aus Magdeburg reisten nach Leipzig, um die Auszeichnung auf der Messe „Denkmal“ in Empfang zu nehmen. „Wir nehmen acht Mitarbeiter mit. Sie alle haben an den Projekten mitgearbeitet“, sagt Frank Schuster.