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Digitale Bildung Magdeburger Schüler lernen Programmieren

In der Leibniz-Schule in Magdeburg sorgen Mini-Computer für Lernfreude. Hier startete ein landesweites Projekt für digitale Bildung.

Von Sylvia Farnbacher 07.03.2018, 23:01

Magdeburg l Nur ein paar Klicks auf dem Laptop braucht Gvan, schon läuft „Hallo“ über den Bildschirm des Mini-Computers, der an den Laptop angeschlossen ist. Seit 2017 besucht der 14-Jährige die Umwelt-Medien-AG in der Magdeburger Gemeinschaftsschule „Gottfried Wilhelm Leibniz“.

Acht Mitschüler aus den beiden sechsten Klassen der Schule besuchen mit ihm die Arbeitsgemeinschaft. Geleitet wird sie von Kathleen Friedrichs, die eigentlich Lehrerin für Geschichte und Biologie ist.

Die Medien-AG entstand aus dem Projekt „Fifty Fifty Energiesparen“, das Friedrichs drei Jahre lang betreute. „Ich beschäftige mich selber viel mit Medien und finde, dass dies an den Schulen noch zu kurz kommt. Für die Zukunft ist es wichtig, dass die Schüler sich mit Programmieren auseinandersetzen“, berichtet die Lehrerin. Dadurch würden die Kinder beispielsweise auch lernen, warum der PC oder das Handy bestimmte Dinge tun oder nicht tun und wie bestimmte Programme den Nutzer ausspionieren können.

Unterstützt wird Kathleen Friedrichs von Calliope — einer Art Mini-Computer. Die handtellergroßen Geräte können theoretisch Musik abspielen, Schriftzüge anzeigen, Temperatur und Lichtverhältnisse messen. Doch dafür müssen sie entsprechend an den Computern programmiert werden. Das ist die Aufgabe der Sechstklässler.

Eine pädagogisch wertvolle Hilfe im Unterricht, die den Bogen zwischen Medien und Umwelt spannt, wie Friedrichs findet. „Man kann den Calliope in etwa anzeigen lassen, ob es hell genug ist, und dann darauf reagieren, indem man das Licht ausschaltet und so Energie spart“, erklärt sie.

Auf die kleinen Rechner aufmerksam wurde die Leibnizschule auf einer Fortbildung zum Thema Digitalisierung. „Wir besuchen sehr viel solcher Veranstaltungen“, sagt Schulleiter Roland Schöpp. „Wir waren von dem Calliope begeistert und haben uns aus eigenen Mitteln ein paar davon gekauft.“

Für Schöpp überraschend bekam die Schule dann einen Klassensatz der kleinen Platinen gespendet. Die Spende erfolgte im Rahmen des Programms „LiGA — Lernen im Ganztag“ der Deutschen Kinder und Jugendstiftung (DKJS). An diesem Programm, das vor allem auf individuelle Förderung und digitale Bildung setzt, nehmen 78 Schulen in Sachsen-Anhalt teil. Vor allem bildungsbenachteiligte Schüler sollen davon profitieren.

33 der 78 LiGa-Schulen erhielten als Pilotschulen die Calliope-Rechner. Ein Klassensatz (25 Stück) der Geräte kostet 750 Euro. Unterstützt wird das Projekt der DKJS von der Stiftung Mercator sowie vom Ministerium für Bildung, dem Landesschulamt Sachsen-Anhalt und dem Landesinstitut für Schulqualität und Lehrerbildung.

Die Unterstützung der Schulen erfolgt nicht nur durch finanzielle Mittel, sondern auch durch die Fortbildung der Lehrkräfte, wie Heinz-Josef Sprengkamp vom Ministerium für Bildung Sachsen-Anhalt erzählt. „Das Thema digitale Bildung soll in Zukunft in allen Lehrplänen auftauchen. Von etwa 900 Schulen im Land haben bisher nur 267 ein Medienbildungskonzept. Dabei ist es wichtig, dass wir nicht einfach die Technik in die Schulen werfen und die Lehrer sich selbst überlassen. Die Veränderung muss gewollt werden.“

Auch Schulleiter Schöpp kennt das Thema: „Unsere Schüler sind begeistert von der neuen Technik. Viele der Kollegen müssen aber erst lernen damit umzugehen.“ Auf freiwilliger Basis werden den Lehrkräften Weiterbildungsmaßnahmen angeboten. Natürlich müssen nicht alle Lehrer programmieren lernen. Wie die Schulen digitale Bildung in Zukunft integrieren, ist ihnen selbst überlassen.

Die Notwendigkeit, in diesem Bereich etwas zu tun, ist ohne Frage da, resümiert Roland Schöpp: „Die Schüler sind viel motivierter, wenn man sie aus der eigenen Lebenswelt abholt.“