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Dommuseum Forschung zu Textilien in Edithas Sarg

Neue Erkenntnisse zu Editha-Textilien: Der Förderverein des Dommuseums in Magdeburg lädt am 27. April 2019 in den Domremter ein.

Von Martin Rieß 26.04.2019, 15:00

Magdeburg l Der Förderverein des Magdeburger Dommuseums trifft sich am 27. April 2019 im Remter des Magdeburger Doms. Die Veranstaltung ist für jene offen, die sich für die Arbeit des Vereins interessieren.

Von besonderem Interesse dürfte dabei ein Vortrag zu den Textilien aus dem Bleisarg von Königin Editha sein. Dieser Vortrag beginnt um 10.30 Uhr. Thomas Nawrath ist Vorsitzender des Fördervereins und sagt: „Es gibt zu den wahrlich spektakulären Funden immer wieder neue Erkenntnisse, die unser Bild vom Mittelalter immer weiter verbessern.“ Referentin ist Brigitte Dreyspring aus Wiesbaden. Die Textilrestauratorin gilt als herausragende Expertin bei der Rettung mittelalterlicher Textilien. Sie spricht unter dem Titel „Die Gewebe aus dem Bleisarg der Königin Editha – Neue Funde bei der aktuellen Untersuchung“.

Hintergrund: Die Entdeckung des Bleisargs mit den sterblichen Überresten der ostfränkisch-deutschen Königin Editha, die etwa von 910 bis 946 lebte, war im Sommer 2008 eine der großen Entdeckungen der archäologischen Forschungsgrabungen im Magdeburger Dom. Die Analyse der Knochen und Zähne aus dem Sarg ergab, dass es sich dabei mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit tatsächlich um die Gemahlin Ottos des Großen handelt. Thomas Nawrath: „Wir wissen, dass Editha am 26. Januar 946 überraschend verstarb und in Magdeburg im Moritzkloster beigesetzt wurde."

"Laut Inschrift des Bleisargs von 1510 wurde Königin Editha zumindest zweimal umgebettet: Wohl nach Errichtung des gotischen Domneubaus ab 1207/09 und 1510, als kurz vor Vollendung der Westtürme des Doms für Editha ein oberirdischer Prunksarkophag errichtet wurde. Es könnte sein, dass es noch weitere Umbettungen im 10./11. Jahrhundert gegeben hat.“ Auf jeden Fall wurden Edithas sterbliche Überreste nach den wissenschaftlichen Untersuchungen im Oktober 2010 feierlich im Dom zu Magdeburg in einem neuen Sarg beigesetzt.

Einen besonderen Stellenwert hatten von Anfang an die Untersuchung und Restaurierung jener Textilien, die mit Edithas sterblichen Überresten im Bleisarg gefunden wurden. Dazu gehörte ein weißes Leinentuch, welches die Bestattung von 1510 umhüllte. Daneben wurden neun größere Komplexe von Seiden- und Leinengeweben geborgen, zudem elf bis zu handtellergroße Textilstücke und über 200 sehr kleine Gewebereste, die zum Teil stark verschmutzt waren.

Die renommierte Textilrestauratorin Brigitte Dreyspring war von Anfang an maßgeblich am Projekt beteiligt und hat erst jüngst einen weiteren Komplex der Editha-Textilien aus dem Bleisarg restauriert. Die aktuelle Restaurierung wurde im Auftrag des Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologie durch den Förderverein Magdeburger Dommuseum mit Fördermitteln der Kloster Bergeschen Stiftung ermöglicht.

Besucher des Dommuseums Ottonianum Magdeburg kennen schon drei der roten bzw. mehrfarbigen Seiden- und Wollgewebe aus dem Edithagrab. Bereits das Reinigen der teilweise über 1000 Jahre alten und sehr fragilen Textilien erwies sich als aufwendig und herausfordernd. So mussten feine Reinigungspinsel, Lupe und Pinzette verwendet werden, um die sensiblen Stoffe zu schonen. Restauratorin Brigitte Dreyspring wird in ihrem Vortrag auf die wichtigsten Erkenntnisse der Restaurierungsarbeiten und ihrer Untersuchungen eingehen sowie zahlreiche Fotos der schönsten Stoffe aus dem Edithagrab präsentieren.

Derweil ist auch die Anschaulichkeit für die Besucher ein Thema. Denn bei allem historischen Wert: Um die Pracht der Funde zu erahnen, benötigen die Museumsbesucher viel Fantasie. Vereinsvorsitzender Thomas Nawrath bestätigt daher einen früheren Vorschlag: „Als Verein könnten wir uns vorstellen, eine Nachempfindung des historischen Textils zu finanzieren.“ Dies allerdings ist noch Zukunftsmusik. Denn erst müsste geklärt werden, ob es sich um einen preiswerten Textildruck oder um eine echte Nacharbeit handeln soll und wie dieses Exponat präsentiert werden könnte.