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Domviertel Kran-Ballett tanzt am Magdeburger Dom

Ein „Ballett aus Stahl“ ragt zurzeit auf der Großbaustelle für das Magdeburger Domviertel in den Himmel. Wer hat hier eigentlich Vorfahrt?

Von Peter Ließmann 11.02.2018, 08:00

Magdeburg l Bei schönem Wetter bleiben immer wieder Passanten stehen und schauen sich das „Kran-Ballett“ im Breiten Weg an. Auf einer Länge von rund 200 Metern Baustelle drehen sich sieben Krane im Wind. Und der Betrachter fragt sich unweigerlich: Warum kommen sich die stählernen Lastenträger nicht gegenseitig in die Quere?

Die Bezeichnung „Kran-Ballett“ ist nicht ganz von der Hand zu weisen, findet auch Karin Grasse. Sie ist Technischer Vorstand der Wohnungsgenossenschaft „Otto von Guericke“, die einen Teil des neuen Domquartiers im Breiten Weg baut. Ein Ballett tanzt nach einer genauen Choreographie. Das ist „fast“ auch bei den sieben Baukranen in der Nachbarschaft des Doms so.

„Unsere ausführenden Baufirmen haben vor Baubeginn genau festgelegt, wo welcher Kran stehen muss. Für jeden Kran wurde ein Fundament für die Standsicherheit angelegt“, sagt Karin Grasse im Volksstimme-Gespräch. Zuerst wurde ein kleiner Kran aufgebaut, mit dessen Hilfe dann der nächst größere installiert werden konnte. Alle Kranstandorte sind so ausgewählt, dass sich jeder Kran im Kreis drehen kann, ohne dass sein Ausleger einen anderen Kran berührt.

Eine weitere wichtige Voraussetzung für das harmonische Kran-Ballett: Jeder Kran hat eine andere Höhe. So können sich die Ausleger der Krane nicht gegenseitig berühren. Der höchste Kran im Ballett am Breiten Weg ragt 60 Meter mit in den Himmel, sein kleinster Mittänzer bringt es nur auf 36 Meter. Die Höhen der anderen liegen gut verteilt dazwischen. Jeder Kran muss mindestens 5,5 Tonnen heben können.

Das ist die Grundaufstellung des Kran-Ensembles. Die Gefahr liegt dann im Tanz selbst, also wenn die Krane an die Arbeit gehen. Denn die einzelnen Ausleger können zwar über- und untereinander vorbeischweben, hängt allerdings eine Last am Ausleger und die sogenannten „Laufkatze“, in der das Seil am Ausleger entlangläuft, ist weit vorn am Ausleger, dann könnte der Ausleger des Nachbar-Krans gegen das Seil schlagen.

Gegen diese Gefahr hilft nur eins: Die Ballettmeister, also die Kranführer müssen miteinander reden. „Die Kranführer sind alle per Funkgerät miteinander verbunden und sprechen sich genau darüber ab, wann wer seinen Kran in welche Richtung dreht“, sagt Karin Grasse. Und es gibt für die sieben Krane auch nur drei Kranführer.

Bewegt werden alle Kran-Tänzer übrigens per Fernsteuerung vom Boden aus. Zwar haben die großen Krane in luftiger Höhe eine Steuerkanzel, dort sitzen die Kranführer aber erst, wenn von unten das Mauerwerk so hoch geworden ist, dass sie die Baustelle nicht mehr gut einsehen können.

In den kommenden Wochen bekommt das stählerne Ballett noch Zuwachs, wenn die Hochbauarbeiten am nächsten Bauabschnitt des neuen Domquartiers Richtung Hasselbachplatz beginnen.

Übrigens: Bei Sturm tanzen alle Krane ausschließlich nach der Pfeife des Windes. Dann wird die Drehmechanik eines jeden Krans entriegelt, damit sich der Lastenträger nach dem Wind ausrichten kann und eine möglichst kleine Angriffsfläche für den Sturm bietet. So wird das „Umpusten“ der Stahltänzer vermieden.