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Drachenfest Magdeburg hat eine neue Drachenkönigin

Katrin Lippelt ist am Sonnabend beim 27. Drachenfest der Volksstimme zur neuen Drachenkönigin gekürt worden.

Von Karolin Aertel 23.09.2018, 21:31

Magdeburg l 2018 ist alles ein bisschen besonders. Die Magdeburger erlebten einen Jahrhundertsommer. Und der Herbst zeigt sich beim Drachenfest der Volksstimme anders als in den vergangenen Jahren von seiner stürmischen Seite.

Für Katrin Lippelt ist es noch aus einem anderen Grund ein besonderes Jahr. Die 13-jährige Magdeburgerin schickt zum zehnten Mal einen Drachen ins Rennen um den Titel des Magdeburger Drachenkönigs. Bereits in den vergangenen Jahren hatte sie sich sehr viel Mühe gegeben; wurde dafür zumeist auch mit Platzierungen im vorderen Bereich belohnt. Doch dieses Mal schaffte sie es bis auf den Thron - die Krönung ihres Drachenbauerjubiläums.

Katrin ist durch einen Gendefekt gehandicapt, motorisch wie auch sprachlich. Sie kommuniziert mit einem Sprachcomputer. Dennoch hat sie tolle Ideen, die zumeist ihre Lebensumwelt betreffen und die sie gemeinsam mit Mama Anett umsetzt. In diesem Jahr hat sie sich besonders viel Mühe gemacht. Ein Eisdrachen sollte es sein. Der Sommer war schließlich außergewöhnlich heiß und Katrin hat so viel Eis gegessen wie noch nie; am liebsten Zitroneneis.

Vier Wochen lang werkelte sie immer mal wieder an den Motiven. Mama half beim Zuschneiden der Leisten und beim Leimen der Konstruktion. Aus Pfeifenreiniger und Knete rollte Katrin Eiskugeln. „Das Aufkleben der Kugeln war nicht einfach. Sie wollten einfach nicht halten“, erklärte sie. Mit einer vierfachen Portion Sekundenkleber gelang es dann aber doch. Zudem malte Katrin diverse Eistüten und druckte weitere Motive aus.

So viel Drachenleidenschaft wurde von den Juroren, den Volksstimme-Redakteuren Jana Heute und Karolin Aertel, mit dem Drachenkönigskrönchen belohnt. Der 13-Jährigen waren Aufregung und Freude ins Gesicht geschrieben, als sie nach so vielen Jahren erstmals auf dem großen roten Königsthron Platz nehmen durfte.

Ganz leicht fiel der Drachen-Jury die Wahl allerdings nicht. Denn der Drachenkönig des vergangenen Jahres, Marlon Schubert, begeisterte die beiden Redakteurinnen nicht minder. Mit einem feuerroten Drachen, der einen aus Trockensteckmasse geschnitzen Kopf und aus Holz geschliffene Zähne hatte, war ein ebenso würdiger Anwärter auf den Thon. Doch auch über den zweiten Platz freute sich der Siebenjährige. Insbesondere, dass er dadurch in den Trampolin-Park nach Leipzig fahren darf.

Mit viel Aufwand, vor allem aber Begeisterung, hatte Ben Kempe seinen Drachen gebaut. Die Begeisterung galt hier vor allem seiner Schule. Denn genau diese machte er zum Thema seines Drachens. Seit August ist er Schüler der Grundschule Ottersleben. Und weil er es so toll findet, zur Schule gehen zu dürfen, hat er die Klassenräume, die Sporthalle, ja sogar ein Foto seiner Klasse auf dem Drachen verewigt. Auch die ersten Buchstaben und Zahlen, die er gelernt hat, sind darauf zu finden.

Unterstützung bekam er beim Basteln übrigens von seiner zwölfjährigen Schwester Michelle. Nicht fehlen dufte allerdings sein Fußballverein SV Preußen, bei dem er im Tor steht. Ihm widmete er im vergangenen Jahr seinen Drachen und flog damit geradewegs auf Platz drei. So auch dieses Jahr wieder.

Zu einem Familienprojekt machen die Tepperies das Drachenbauen. In diesem Jahr widmeten sie ihren Himmelsstürmer dem 1. FC Magdeburg. Aus Butterbrotpapier und zahlreichen Überschriften, Fotos und Zeitungsartikeln über den FCM wurde er gebaut. Das besondere: Eigentlich sind nur der 13-jährige Deen und Mama Yvonne FCM-Fans. Die Herzen von Papa Enrico, seinen Brüdern Noah und Tylor sowie Schwester Loreen schlagen zwar auch Blau-Weiß, allerdings für Schalke. So viel familäre Fan-Toleranz verdiente einen Sprung aufs Siegertreppchen - Platz 4 für Familie Tepperies.

Die Familie stand auch beim Drachenbauen im Hause Kubisch im Fokus. Gemeinsam mit Papa Matias baute die achtjährige Mia eine „Lucia“ - eine Fliegerin, die sowohl von Mia gemalte Bilder aus dem Kroatien-Urlaub gen Himmel hob als auch ein Bild von Mia, die sich beim Drachensteigenlassen malte. Platz 5 für Mia und ihre „Lucia“.

Aber auch alle anderen Teilnehmer sind mit einer Drachenbauer-Urkunde belohnt worden. Und wer die Drachen weder bauen noch tanzen lassen wollte, wurde durch das Bühnenprogramm bestens unterhalten. Dort wurde nämlich jede Menge getanzt. Die Dance Factory aus Egeln war dabei, der Tanzclub Vilando, die Akrobaten vom MSV und auch die Breakdancer der Movement Dance Academy.

Zudem konnten die Besucher mit Alpakas der Fronanza-Farm aus Frohse auf Schmusekurs gehen, Tonfiguren bemalen oder sich selbst bemalen lassen. Hüpfeburgen standen zum Toben bereit und Clown Kuni hatte jede Menge Schabernack im Sinn, der die Kinder zum Quietschen brachte.

Manch Besucher saß aber auch einfach nur da und beobachtete, wie die Drachen im Wind tanzten, denn das taten sie Dank einer kräftigen Brise in diesem Jahr tatsächlich.