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EhrungDem Sohn ein Denkmal gesetzt

Ein Kandidat für den Magdeburger des Jahres: Lutz Pape führt das Matthias-Pape-Gedächtnis-Turnier fort und hat Nachwuchsspieler im Blick.

Von Marco Papritz 09.12.2019, 10:23

Magdeburg l „Mit dem Ende der Sommerpause beginnt eigentlich die heiße Phase der Vorbereitung“, sagt Lutz Pape schmunzelnd beim Blick auf sein Telefon, das gerade klingelt. Noch 25 Tage verbleiben bis zum Anstoß des 19. Pape-Cups in Magdeburg, bei dem 20 Nachwuchsteams aus dem In- und Ausland in der Getec-Arena auflaufen.
Unter anderem werden jetzt die Detailabstimmungen mit Hotels zur Unterbringung der Teams und Abstimmungen mit den Caterern getroffen und letzte Sponsorengespräche geführt. Wöchentlich wird sich mit dem organisatorischen Leiter des Nachwuchsleistungszentrums, Mario Winkler, abgestimmt. Die Akquise der Teilnehmer für das Turnier vom 4. bis 5. Januar begann bereits, als das 18. lief. „Da haben uns Mannschaften gefragt, ob sie wiederkommen dürfen und wir haben uns schon bei den Teams gemeldet, die wir unbedingt dabei haben wollten“, so der 73-Jährige. Er führt das Turnier fort, das seinem Sohn Matthias gewidmet wurde. Doch es brauchte lange, bis Lutz Pape überhaupt dabei sein konnte.
Matthias Pape, Jahrgang 1971, beginnt als Nachwuchsspieler beim TuS Neustadt und steht später kurz davor, beim damaligen Zweitligisten Thale seinen Traum vom Profifußball Realität werden zu lassen. Eine schwere Verletzung und die Diagnose Krebs machen dies zunichte. Voller Eifer wird er Nachwuchstrainer und übernimmt Mitte der 1990er Jahre die A-Junioren des 1. FC Magdeburg. Ein Glücksfall, wie sich zeigt. 1999 holt Pape mit seiner Mannschaft, zu der auch der heutige Sportchef Maik Franz gehört, den DFB-Pokal der Junioren überraschend an die Elbe.
„Matthias hat sich auf dem Rasen und abseits des Feldes um seine Spieler gekümmert. Er hat zum Beispiel mit Lehrern gesprochen, wenn es in der Schule nicht lief und Ausbildungen für die Jungs vermittelt, damit sie auch auf ein Leben neben dem Fußball vorbereitet waren“, sagt Lutz Pape. Zwei Jahre nach dem größten Erfolg der Vereinsgeschichte des FCM im Nachwuchsbereich erliegt Matthias Pape seiner Krankheit. „Sein Verlust schmerzt bis heute. Manchmal reicht nur ein Wort oder ein Gedanke, und die Emotionen überkommen mich“, sagt Pape leise. Auch deshalb hält er sich lieber im Hintergrund.
Weggefährten des Sohnes und des Vaters hatten die Idee zum Matthias-Pape-Gedächtnis-Turnier, das 2001 seine Premiere in der Hermann-Gieseler-Halle feierte. „Wir fühlten uns geehrt, dass unserem Sohn auf diese Weise gedacht werden sollte. Aber hingehen konnten wir nicht. Das war einfach zu viel“, sagt Lutz Pape stellvertretend für seine Familie.
2004 erlebt er zum ersten Mal das Turnier hautnah mit, das ihm als trauerndem Vater einiges abverlangte. „Aber die Freude und Begeisterung der jungen Spieler, Zuschauer und der vielen ehrenamtlichen Helfer zu sehen, haben uns geholfen und stolz gemacht“, fügt er hinzu. Mittlerweile ist es Tradition, dass er, seine Frau Rita sowie die Kinder Sebastian und Katharina stets in der Halle sind, wenn das Turnier angepfiffen wird.
2011 übernimmt Lutz Pape die Organisation. Er sieht sich als Teil eines Teams. „Es gibt so viele Helfer wie Eltern und Trainer sowie Sponsoren, ohne deren Einsatz das Turnier gar nicht möglich wäre. Das gilt auch für die Unterstützung des FCM.“ Tatsächlich hat sich der Pape-Cup den Ruf erarbeitet, in Deutschland und auch europaweit eines der besten Turniere der Altersklasse der 14- bis 15-Jährigen zu sein. Lutz Pape: „Matthias ist damit zur Legende geworden und ein Teil der FCM-Geschichte.“
Was wohl ganz im Sinne von Matthias Pape sein dürfte: Der Pape-Cup bietet jungen Talenten eine Bühne. Hier zeigten sich schon spätere Weltmeister, Champions-League-Sieger und Meister wie Mario Götze, Jerome Boateng und Marc-André ter Stegen. An einen Spieler kann sich Lutz Pape noch besonders gut erinnern. „Bei Toni Kroos hat jeder in der Halle gesehen, dass er einmal ein ganz Großer wird.“
Seit 2016 ist die Getec-Arena die Spielstätte des zweitägigen Turniers, das in der Gieselerhalle an seine logistischen Grenzen stieß. „Die Auflagen für einen Verbleib in der Gieseler-Halle und das Risiko, dass Mannschaften wegen der überalterten Halle fernbleiben, waren zu groß“. Der harte Kern der FCM-Fans, der sich im Block U organisiert, kritisiert den Umzug als einen Schritt in Richtung Kommerz und bleibt dem Cup zum Bedauern von Pape fern. Bis auf das erste Jahr in der Arena, da waren sie dabei und haben mit ihrer Unterstützung die Halle zum Beben gebracht.
Unter den 20 Teilnehmern sind stets auch internationale Clubs wie Tottenham Hotspurs und Cambridge United. Letzterer Verein ist nun das achte Mal dabei und „damals waren wir sehr erstaunt, dass sie auch die Anreisekosten komplett selbst übernommen haben, weil sie unbedingt dabei sein wollten“, so Lutz Pape.
Er führt die Arbeit seines Sohnes fort, wenn man so will: Lutz Pape engagiert sich unter anderem als Laufbahnberater für Nachwuchsspieler des FCM und zeigt ihnen Perspektiven auf – auch ohne das runde Leder. „Denn es ist leider so, dass nicht jeder eine Profikarriere starten wird.“
Vor dem Start des Turniers am 4. Januar 2019 fiebert Lutz Pape schon dem 20. Cup entgegen. Zum Jubiläum wünscht er sich, dass wieder mehr deutsche Spitzenmannschaften in Magdeburg dabei sein werden und erstmals Mannschaften aus Frankreich und Russland begrüßen zu können. Und wer Lutz Pape kennt, weiß, dass daran schon gearbeitet wird.
Alles rund um die Wahl zum "Magdeburger des Jahres 2019" finden sie hier.
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