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Eisdiele Die Eisprinzessin und der Pinguin

Silke Kruse aus Magdeburg hat das süße Geschäft mit Eis zum Beruf gemacht. Und das kommt nicht von ungefähr.

Von Christina Bendigs 02.08.2020, 01:01

Magdeburg l Als sie ihren Mann kennenlernte, war die Freude groß: Nicht nur Silke Kruses Mutter betrieb mit dem Café an der Jakobstraße in Magdeburg ein Eisgeschäft, in dem Silke Kruse selbst arbeitete. Auch die Eltern ihres Mannes hatten sich am Hasselbachplatz mit dem Eiscafé Pinguin selbstständig gemacht. Nein, beim Eisessen habe sie ihren Mann aber nicht kennengelernt, sagt Silke Kruse schmunzelnd. Und das Eiscafé Pinguin am Hasselbachplatz gibt es heute zwar nicht mehr. Das originale Speisekarten-Design aus der Zeit, als Klaus und Helga Kruse im Jahr 1988 das Café am Hasselbachplatz gründeten, existiert aber weiter. Und darauf legt Silke Kruse, die die Zweitfiliale in Olvenstedt übernommen hat, als Kruses in den Ruhestand gingen, auch großen Wert. Schließlich gebe es viele Stammgäste, die extra wegen des Eisbechers Pinguin, der sich durch die Mandelsplitter als i-Tüpfelchen auszeichnete, noch heute den Weg nach Neu-Olvenstedt auf sich nehmen. Dann schlemmen sie und schwelgen vielleicht auch in Erinnerungen.

Silke Kruse ist gern Eisverkäuferin. „Aber es ist natürlich auch ein hartes Geschäft“, sagt sie, „denn im Sommer muss ich das Geld für die Wintermonate schon mitverdienen.“ Und so beginnen ihre Arbeitstage im Sommer früh und enden spät. Bereits um 5.30 Uhr am Morgen beginnt Silke Kruses Arbeitstag. Dann bereitet sie das Eis vor, das ab den frühen Mittagsstunden an der Olvenstedter Chaussee über die Theke gereicht wird. Um 18 Uhr schließt Silke Kruse den Laden wieder zu. Feierabend hat sie dann aber noch nicht. Denn nach der Ladenöffnungszeit bereitet sie ebenfalls noch einmal Eis für den nächsten Tag vor – natürlich nach der Original-Rezeptur der Schwiegereltern. „Solange es Spaß macht, ist es in Ordnung“, sagt sie. Ihre fünf Mitarbeiter beschäftigt sie seit 10  bis 15 Jahren. „Wir sind wie eine Familie“, erzählt sie. Ihr Mann habe Verständnis. „Im Winter haben wir dann ja wieder mehr Zeit füreinander“, erzählt sie, dann hat sie auch die Betriebsferien. Ob ihr eigener Sohn mal ins Eisgeschäft einsteigen wird? Bislang sehe es nicht danach aus. Aber ausgeschlossen ist es nicht.

Die Gäste seien in Zeiten von Corona zwar noch immer ein wenig zurückhaltend und vieles spiele sich draußen ab, aber Silke Kruse und ihre Mitarbeiter sind froh, dass der Café-Betrieb überhaupt wieder aufgenommen werden konnte. Als im März die Anordnung des Landes kam, Cafés zu schließen, „hatten wir Glück im Unglück“, erinnert sich Silke Kruse. Es sei die Zeit gewesen, als es wieder wärmer wurde und die Eis-Saison so langsam begonnen habe. Durch den Außerhausverkauf habe sie 50 Prozent des Umsatzes realisieren können. Ihre Mitarbeiter musste sie jedoch trotzdem in Kurzarbeit schicken. Umso größer war nun die Freude, als es wieder losging.

Wovon die Eisdiele profitiert, sei das Umfeld und auch die Entwicklung in Olvenstedt. Viele Seniorenpflegeeinrichtungen befinden sich in der Nähe, auch Kindertagesstätten gebe es mehrere im Umfeld, die neuen Eigenheimsiedlungen im sich wohl am stärksten wandelnden Stadtteil der Stadt trügen ihr Übriges bei. Das Umfeld sei saniert, auf dem Platz vor der Eisdiele könnten Eltern ihre Kinder getrost spielen lassen, weil rundherum verkehrsberuhigte Bereiche vorhanden sind.

Immer wieder einmal probiert Silke Kruse auch neue Eissorten aus. „Wir hatten zum Beispiel mal Prosecco-Eis, das hat sich aber nicht durchgesetzt“, erinnert sie sich. Und auch Kokoseis oder Malaga-Eis brauche sie nicht mehr zu versuchen. Auch ein Eis mit Erdnüssen sei bei den Eisessern nicht so gut angekommen, erinnert sie sich.

Eine weitere Filiale in der Stadt aufzumachen, vielleicht sogar am alten Standort im Bereich des Hasselbachplatzes, das kommt für Silke Kruse nicht infrage. Mit dem Café in Olvenstedt sei sie vollkommen ausgelastet. Es bestehe die Gefahr, dass eine zweite Filiale stiefmütterlich behandelt werden würde.

Mehrfach habe sie schon Anfragen bekommen, das Eiscafé zu verkaufen: „Aber wieso sollte ich das tun, das ist doch meine Existenz.“ Und die will sie vorerst nicht aufgeben.