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Elbe-Schifffahrt Riesiger Tanker zieht Blicke auf sich

Der einstige Schiffer Dietmar Felke hat die Reise des Tankers auf der Elbe durch Magdeburg beobachtet. Er kennt die gefährlichen Stellen.

Von Christina Bendigs 19.02.2019, 12:30

Magdeburg l Nachdem monatelang kein Schiffsverkehr auf der Elbe möglich war, kommt dank steigender Pegel nun wieder Bewegung auf den Fluss, der zu den 100 längsten der Erde zählt. Am 18. Februar 2019 passierte ein Schubverband aus Tschechien Magdeburg. Zwei Schubboote nahmen den in Tschechien gebauten Tanker in ihre Mitte und manövrierten das noch im Rohbau befindliche Schiff unter der Hubbrücke hindurch, vorbei am Domfelsen und in Richtung Rothensee.

Der schwimmende Koloss hat eine Länge von 110  Metern und ist 13,5  Meter breit. In den Niederlanden bekommt er seinen Motor und das Innenleben. Schon seit mehreren Tagen sind das Schiff und seine Besatzung unterwegs. Geankert wird zumeist nicht in Häfen, sondern mitten auf der Elbe. Deshalb war es nicht möglich, die Crew persönlich zu treffen.

Einer, der das Geschehen allerdings vom Ufer aus aufmerksam mitverfolgte, war Dietmar Felke. Und der kennt sich aus. Seit eineinhalb Jahren ist der einstige Schiffer im Ruhestand. Aber so richtig kommt der 67-Jährige von seinem Beruf nicht los.

Er hat selbst 50 Jahre lang auf Schubverbänden gearbeitet und große und kleine Kähne die Elbe hinauf oder hinunter transportiert. Dabei gehörte er zu den letzten, die noch ein Patent bis ganz oben hatten – also bis nach Tschechien fahren durften. Auch die ersten drei großen Neubauten aus Tschechien hat Felke nach Hamburg gebracht, den ersten im Jahr 2004.

„Wenn man einen Kinderwagen schiebt, dann bleibt der in seiner Spur. Aber Wasser macht immer irgendetwas“, erklärt Felke bildhaft, worin die Schwierigkeit beim Manövrieren von Schubverbänden bestehe. „Es gibt immer Stellen, an denen man aufpassen muss“, sagt er. Vor allem die Wasserstände seien sehr wichtig und müssten immer berücksichtigt werden. „Heute läuft das alles elektronisch“, sagt er.

Früher hingegen gab es die sogenannten Wasserstandsanzeiger (Pegel). Dabei handelte es sich um analoge Anzeigen entlang des Flusses. In Torgau konnten beispielsweise auch schon die Wasserstände von Dresden und Wittenberg abgelesen werden, die Zahlen wurden von Hand gesteckt, berichtet Dietmar Felke. In Magdeburg befand sich der Pegelanzeiger am Wahrschauer an der Spitze des nördlichen Werders. Der Wahrschauer saß am Werder und auf der Sternbrücke und hielt Ausschau, ob die einspurige Stadtstrecke in Magdeburg frei war zur Durchfahrt.

Dass solche großen Schiffe wie der Tanker Namens „Spera“ aus der tschechischen Reederei CSPL einmal in Richtung der Küsten gebracht werden würden, habe sich früher niemand vorstellen können, sagt Felke. Doch es funktioniert – mit viel Fingerspitzengefühl am Steuer der Schiffe. Probleme gebe es allerdings, wenn die Pegel stark fallen. Dann sei Schiffsverkehr auf der Elbe nicht mehr möglich – so wie 2018, als sich der Pegelstand in Magdeburg an der Strombrücke über Wochen hinweg bei 50 Zentimetern hielt.

Felke sei stets angestellter Schiffer gewesen. Manch Selbstständigen jedoch könne eine so lange Niedrigwasserperiode wie im vorigen Jahr die Existenz kosten. Und wenn die Fracht erst einmal auf die Schiene oder Straße verlegt worden sei, sei es schwierig, sie noch mal wieder zurück aufs Schiff zu bekommen. Bei allen Vorteilen, die die Schifffahrt mit sich bringt, bringen Lastwagen die Waren schließlich von Haustür zu Haustür, während Schiffe immer zwei Ladekanten brauchen, eine am Start und eine am Zielort.

Aber was macht man dann nun eigentlich den ganzen Tag, wenn man auf einem Schiff arbeitet? Nur entspannt aufs Wasser gucken? So einfach ist es natürlich nicht. „Es muss immer einer am Steuer sein, verhungern will man an Bord auch nicht, im Maschinenraum gibt es zwei Hilfs- und Hauptmotoren, das Schiff muss innen und außen saubergehalten werden, irgendetwas ist eigentlich immer zu tun“, erinnert Felke. Aber es habe auch jene entspannteren Phasen gegeben, in denen er die Natur beobachtete. Die körperlich schwere Arbeit wartete zumeist in den Häfen, wenn ein Schiff mit den großen Tauen festgemacht werden musste.

Die Besatzungsstärke richtet sich zum einen nach der Größe eines Schiffes, zum anderen nach dem Vorhaben mit dem Schiff und der Ausstattung. Ein Schiff, das beispielsweise 24  Stunden ohne Zwischenstop unterwegs sein will, benötigt entsprechend eine größere Crew und ausreichend Kajüten.

Wenn man Felke so zuhört, dann scheint es, als würde er am liebsten morgen wieder die Anker lichten. Aber das überlässt er nun anderen. Stattdessen ist er nun mit der Kamera am Ufer unterwegs – gemeinsam mit anderen ehemaligen Kollegen dokumentiert er besonderen Schiffsverkehr auf der Elbe. Ursprünglich stammt Felke aus Brandenburg, hat in Magdeburg schifffahrtsbedingt aber eine neue Heimat gefunden.