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  7. Erbauer des AMO hält Abriss für "Unsinn"

Er war Chef beim Bau des bekannten Kulturhauses: Gerhard Neumann erinnert an die Anfänge Erbauer des AMO hält Abriss für "Unsinn"

Von Robert Richter 31.08.2013, 03:12

Magdeburg. Für das vom Abriss bedrohte AMO steht politisch eine Woche der Entscheidung bevor. Der Magdeburger Bauingenieur Gerhard Neumann wünscht sich den Erhalt. Der 88-Jährige kennt das Kulturhaus wie kaum einer, es ist ein Teil seines (Berufs-)Lebens: Er leitete zeitweise dessen Bau.

"Das AMO abzureißen, dürfte schwierig werden", sagt Gerhard Neumann und blickt im Wohnzimmer seines Hauses im Osten der Stadt nachdenklich auf das angrenzende Feld. Ein Satz mit durchaus doppelter Bedeutung: Erschweren dürften einen Abriss des AMO nicht nur die massiven Proteste von Magdeburgern, sondern nach Einschätzung des Experten auch das feste Fundament aus Stahlbeton.

Gerhard Neumann hat den Bau des AMO "von Anfang bis Ende" mitgemacht: "1949 war ich als Bauingenieur im Thälmannwerk eingestiegen und wurde dann zum Bau des Kulturhauses delegiert, das unter sowjetischer Leitung entstand. Ich hatte es nicht weit zur Arbeit, denn ich wohnte damals in der Klosterbergestraße in Buckau", erzählt er, während er sich Negative einiger Schwarz-Weiß-Fotografien aus den Bautagen von 1950/51 anschaut. "Die Abzüge kann ich gerade leider nicht mehr finden. Einige hatte ich zum 50-jährigen Bestehen des AMO für eine Chronik abgegeben."

Gerhard Neumann "wühlt" deshalb lieber weiter in seinem Gedächtnis, ein vergnügtes Lächeln im Gesicht, der Blick hellwach: "Ich war einer von den zwei Bauführern. Etwa 50 Mann arbeiteten auf der Baustelle zumeist in zwei Schichten. Weil der Bach, die Klinke, in der Nähe ist und man steigendes Grundwasser befürchtete, wurde der Keller entsprechend extra isoliert. Die Pfeiler sind ebenfalls aus Stahlbeton, das Haus wurde gemauert", erzählt der 88-Jährige. "Das Material heranzuschaffen, war schwierig. Kies und Zement wurden mit einer eigens eingerichteten Kleinbahn vom Bahnhof Buckau zur Baustelle transportiert." Auch die staatlich verordnete Arbeitsnorm und die entsprechende leistungsbezogene Bezahlung der Arbeiter gehörten zum Alltag der AMO-Erbauer in der DDR, erinnert sich der damalige Bauführer, der später zum Beispiel auch beim Bau der Elbeschwimmhalle oder des Hotels "International" mitwirkte. "Eigentlich sollte am AMO übrigens noch ein Schwimmbad an der Seite zur Klinke gebaut werden", sagt Neumann, "dieser Plan wurde dann aber wieder verworfen."

Das sollte die Stadt aus Sicht von Gerhard Neumann auch mit den Abrissplänen so halten: "Ein Abriss wäre Unsinn. Das AMO ist prima gebaut und gut gelegen. Es war ja auch ein angesagtes Haus", sagt der Magdeburger.

Es mangelt allerdings an Nutzungsideen. Am Donnerstag wollen AMO-Freunde Tausende Unterschriften gegen den Abriss an den Stadtrat übergeben, der ab 14 Uhr im Rathaus tagt und zunächst konkret über die mögliche Schließung des Kulturhauses Ende 2014 beraten wird. Eine geplante nichtöffentliche Entscheidung über den Abriss hatten Grüne und Linke im Juli verhindert.