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Experiment Magdeburg leuchtet für Weltraum-Test

In einigen Straßen Magdeburgs ist es nachts derzeit ungewohnt hell. Grund ist ein Experiment zum Thema Lichtverschmutzung.

Von Marco Papritz 06.04.2019, 01:01

Magdeburg l Noch bis zum 9. April 2019 ist der Sparmodus der 380 Magdeburger Straßenlampen im Hopfengarten und 120 in Pechau mit einer Gesamtleistung von 40 Kilowatt, die mit einer Stromspartechnik je nach Bedarf um bis zu 67 Prozent gedimmt werden können, in den Nachtstunden ganz bewusst ausgestellt. Experten des Deutschen Geoforschungszentrums (GFZ) in Potsdam wollen mit Hilfe eines NASA-Satelliten eine Methode testen, den Anteil der öffentlichen Beleuchtung an der weltweit ständig wachsenden Lichtmenge zu bestimmen. Und schielen dabei auf die direkten Auswirkungen auf die Umwelt.

Dabei geht es auch um das Thema „Lichtverschmutzung“. Damit ist gemeint, dass Licht in der heutigen Zeit im Übermaß verbraucht wird und zunehmend als Störgröße im Naturhaushalt eine Rolle spielt. So ist beispielsweise der Staubsaugereffekt bei Insekten bekannt, die sich um Lampen sammeln und erschöpft verenden.

Und so läuft das Pilotprojekt ab: Zwischen 1 und 4 Uhr überquert der Klimaforschungs-Satellit „Suomi NPP“ allnächtlich in über 800 Kilometern Höhe Magdeburg. Hochauflösende Kameras ermitteln nun in den Wohngebieten präzise aus dem Weltall die nicht reduzierte Lichtmenge der Natriumdampf-Leuchten, die als insektenfreundlich gelten.

Ein Vorher-nachher-Vergleich ist mit Hilfe identischer Aufnahmen aus den Vormonaten möglich. „Wir sind der Stadt Magdeburg sehr dankbar für die Unterstützung unserer Arbeit“, so der GFZ-Projektleiter Christopher Kyba. Der international renommierte Lichtforscher und seine Kollegen hoffen, mit der Auswertung der Daten in den kommenden Monaten die Basis für ein großes Forschungsprojekt zu erhalten.

Kyba plant, die Stadt Magdeburg auch hier einzubeziehen. Der kommt das Vorhaben auch aus eigenem Interesse zugute: Magdeburg ist eine zertifizierte Energieeffizienzkommune. In Zusammenarbeit mit der Deutschen Energiesparagentur (Dena) verfolgt die Stadt u. a. die Erhöhung der Energieeffizienz und dimmt in diesem Zusammenhang vorhandene Beleuchtungen.

Möglich mach dies die KD Elektroniksysteme GmbH. Das Unternehmen aus Zerbst hat kleine Steuergeräte entwickelt, die in den Schaltkästen am Straßenrand eingesetzt werden und die Helligkeit der Laternen regeln lassen. Dadurch werden der Stromverbrauch und somit die Kosten für die Beleuchtung gesenkt, so Diplom-Ingenieur Ralf Kleinodt über die patentierte DimmLight-Technik.

Einfach ausgedrückt – mit der Technik kann die Stromstärke verändert und damit Einfluss auf den Beleuchtungsgrad genommen werden. „Kommunen haben dadurch die Möglichkeit, erhaltenswerte Bestandsbeleuchtungen energetisch zu sanieren und diese genau so sparsam zu betreiben wie LED-Leuchten“, so Kleinodt.

Über 50 dieser Schaltkästen sind in Magdeburg bereits im Einsatz, das Dimmen in einigen Wohngebieten an der Nachtordnung, wenn man so will. Und damit auch das Schonen von Ressourcen und weitere Schritte zur Nachhaltigkeit. „Wir freuen uns, dass unsere Dimmer dazu beitragen, Flora und Fauna dauerhaft zu entlasten und zugleich die Finanzlast für die Stadt deutlich zu verringern“, sagt KD-Geschäftsführer Ralf Kleinodt.

An dem Pilotprojekt beteiligen sich neben Magdeburg u. a. die Stadt Königssee (Thüringen) sowie Kommunen in den USA.

Und hier ist es bis Dienstag nachts heller: Im Karree der Straße Am Hopfengarten, Hirschbreite und Maikäferweg, entlang der Gustav-Ricker-Straße, in der Spaßvogelsiedlung, im Doctor-Eisenbart-Ring sowie in der Carnotstraße und teilweise im Klostergraben. In Pechau wird in den Straßen Am See, Am Kanal, Zur Mühle, Am Mittelteich und der Calenberger Straße und in der Breiten Straße nicht gedimmt.