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Festival In Magdeburg füllt sich das Vakuum

Die Kraft von Freiwilligen und das Geld vom Studierendenrat der Magdeburger Uni verwandeln ein Industriegelände in ein Festivalgelände.

Von Martin Rieß 24.06.2017, 01:01

Magdeburg l Das war noch einmal knapp: Zwei Tage vor der Eröffnung des Festivals fegt ein Unwetter über Magdeburg. Auch auf dem Freigelände, wo vor allem viele junge Leute in den vergangenen Wochen für das erste Vakuum-Festival gehämmert, gesägt und gestrichen haben, sind Schäden zu beklagen. Auf der Homepage rufen die Inititoren dazu auf, jetzt noch einmal kräftig mit anzupacken, damit das Festival am Sonnabend, 24. Juni, um 14 Uhr beginnen kann.

Zu den Initiatoren gehört Marcus Gercke. Während einer Arbeitspause berichtet der Student der Humanwissenschaften an der Uni: „Im Dezember gab es die ersten Überlegungen, die Magdeburger Subkultur mit einer großen Veranstaltung einander näherzubringen.“ In den ersten Monaten des Jahres gossen die Akteure die Idee in Formen, begannen einen passenden Standort zu suchen.

Gefunden haben sie einen Platz in der Freien Straße 38. Es handelt sich um ein altes Industriegebäude mit einem großen freien Platz davor. Draußen ist in den vergangenen Monaten dank einer generationenübergreifenden Zusammenarbeit eine grüne Oase entstanden. Daneben werden die Freiraummöbel gezimmert. Außen gibt es eine Bühne, drinnen eine weitere. Mit dem Aufbau haben die Organisatoren gelernt, wie man eine Veranstaltung organisiert, welche Voraussetzungen geschaffen werden müssen. Sicher kein einfacher Prozess. Einmal stand die Idee gänzlich vor dem Scheitern.

Kern der Idee ist nicht allein das Festival. Marcus Gercke: „Wir möchten zeigen, was Menschen gemeinsam auch ohne den Wunsch nach Profit erreichen können.“ Damit sei allein schon die Zeit des Aufbaus ein voller Erfolg, in der sich ein harter Kern von rund 30 Mitstreitern gefunden hat. Immer mehr Freizeit haben sie hier investiert und nehmen auch für sich selbst viel mit: „Vor zwei Jahren hätte ich selbst kaum geglaubt, dass ich heute eine brauchbare Treppe mit einer ordentlichen Verzierung zimmern kann.“

Einige derer, die beim Vakuum-Festival dabei sind, haben ihre ersten Erfahrungen beim Abaton-Projekt des Kulturankers im vergangenen Jahr gesammelt. Unterstützung erfahren die Festivalmacher unter anderem vom Verein Kulturhafen und vom Werk 4. Den harten Kern macht inzwischen eine Truppe von rund 40 Menschen aus. Unter ihnen sind Studenten verschiedener Fachbereiche und Uni und Hochschule, viele, die die Schule gerade beendet haben, Auszubildende und Berufstätige. Die Idee, mit dem Festival nicht allein den Wunsch nach Party zu befriedigen, schlägt sich im Programm nieder: In der ersten Woche gestaltet beispielsweise der Verein Der Weg sein Programm, es gibt die verschiedensten Workshops und am Sonntag in einer Woche steht der gesamte Tag im Zeichen der Nachhaltigkeit. Sarah Stibane steht derweil neben der Bühne auf dem Freigelände auf einer Leiter.

Caroline Meier reicht ihr Stoffstreifen und Nägel, sie befestigt die Streifen an Holzleisten. Sie sagt: „Wir bauen hier eine Rakete als Dekoration.“ Erfahrung haben die beiden ohne Zweifel, denn als Raumausstatterinnen kennen sie sich mit verschiedenen Materialien und deren Wirkungen aus. Caroline Meier erzählt: „Beim ersten großen Treffen sind wir noch nicht dabei gewesen, dann im April dazugestoßen.“ Sarah Stibane: „Seitdem sind wir dabeigeblieben – die Idee vom Vakuum-Festival fasziniert einfach.“

Faszinierend ist sicher, dass der Eintritt zu allen Veranstaltungen frei ist. Die finanziellen Mittel hat der Studierendenrat der Otto-von-Guericke-Universität, der auch der Veranstalter ist, zur Verfügung gestellt. Es soll darum gehen, Mittel, die die Studierenden mit ihren Semestergebühren gezahlt haben, auch wieder an sie zurückzugeben – in Form von Kultur und Party, von Diskussionen und spannenden Ideen.

Geld wird seitens der Besucher des Geländes allein an der Kasse der Bar fließen. Doch auch hier soll kein Gewinn aus dem Getränkeverkauf eingestrichen werden. Vielmehr werden die Initiatoren den Überschuss, den sie nach Abzug der Kosten erwirtschaftet haben, an gemeinnützige Initiativen ausschenken. Beispiele sind die Breakdeance-Crew, der Interkulturelle Garten, der Verein Viva con Agua und die Initiative Beginn nebenan aus der Neustadt.