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Feuerwehr-TestWenn die Retter plötzlich feststecken

Es brennt, doch die Feuerwehr kommt wegen Falschparkern nicht durch. Dieses Horrorszenario droht in so mancher Straße Magdeburgs.

Von Robert Richter 16.08.2017, 01:01

Magdeburg l Nichts geht mehr für das zehn Meter lange Drehleiterfahrzeug DL 23/12 der Magdeburger Feuerwehr. An der Einmündung von der Helmholtzstraße zur Kutzstraße, einem Seitenstrang der Raiffeisenstraße im Süden Magdeburgs, parkt ein weißer Skoda-Kombi im engen Kurvenbereich. Dabei ist das Parken in der Fünf-Meter-Zone von Kreuzungen und Einmündungen ohnehin verboten.

Die Magdeburger Feuerwehr soll und will in maximal 12 Minuten an jedem Einsatzort im Stadtgebiet zur Stelle sein. Das ist die sogenannte Hilfsfrist. Doch hier in der Kutzstraße ist für den Fahrer des Feuerwehrautos trotz Rangierens und Hilfe eines Kollegen als Einweiser kein Durchkommen. „Im echten Einsatz müssten wir abwägen, was wir machen. Bis ein Abschleppfahrzeug da ist und den Wagen aufgeladen hat, vergeht locker bis zu einer Stunde. Das wäre sicher keine Option“, sagt Reinhard Sandmann, Abteilungsleiter für vorbeugenden Brandschutz der Berufsfeuerwehr Magdeburg.

Die Szene, die sich am Montagabend auf der Kutzstraße abspielte, war zum Glück nur eine Testfahrt mit dem Drehleiterfahrzeug der Feuerwache Süd. Neben Feuerwehrleuten fuhren Vertreter des Stadtordnungsdienstes und der Straßenverkehrsbehörde (Tiefbauamt) mit.

Auch im Porse-Privatweg, unweit vom Puppentheater, wäre im Brandfall mit Löschzug und Drehleiterfahrzeug nichts zu machen. Hier stehen Autos am Rande der schmalen Ringstraße durch die Siedlung im Parkverbot.

Die Testfahrt mit dem Feuerwehrauto löst hier gleich einen kleinen Tumult unter den Anwohnern aus. Sie liefern sich teils heftige Wortgefechte mit den Stadtordnern, weil sie keine andere Möglichkeit sehen, ihre Fahrzeuge zu parken. „Macht uns nicht das Leben noch schwerer“, ruft ein Anwohner den Rettungskräften entgegen. Reinhard Sandmann erwidert: „Das ist eine der Stellen im Stadtgebiet, an denen wir mit einem Feuerwehrfahrzeug definitiv nicht durchkommen.

In anderen getesteten Straßenzügen klappt die Durchfahrt unterdessen, teils sogar trotz Falschparkern. „Aber“, gibt Sandmann zu bedenken, „heute haben wir optimale Bedingungen – es ist hell, es ist trocken und wir haben keinen Zeitdruck. Trotzdem ist zu erkennen, welcher Aufwand damit verbunden ist. Das Fahrzeug extra einzuweisen, bedeutet Zeitverlust. Ob eine oder zwei Minuten – das ist alles Zeit, die im Einsatz fehlt“, macht er deutlich.

Feuerwehr und Behörden wollen nach der ersten Testfahrt am Montag im Süden nach und nach weitere neuralgische Punkte in Magdeburg ins Visier nehmen. „Diese Fahrten sollen sich in den nächsten Monaten fortsetzen“, sagt Gerd Dorn, Teamleiter des Magdeburger Stadtordnungsdienstes: „Unsere Aufgabe ist jetzt, diesen Probleme nachzugehen, notfalls auch abzuschleppen, damit in Zukunft die Einfahrten für die Feuerwehr frei sind. Es geht um Minuten, Rangieren können wir uns nicht erlauben.“

Steffen Scheel von der Straßenverkehrsbehörde fügte hinzu: „Durch die Straßenverkehrsordnung ist alles klar geregelt. Wir müssen für die neuralgischen Bereiche Lösungen finden – für die Anwohner und für die Feuerwehr.“

Die Behörde setze auf Kompromisse. „Wir müssen hoffentlich nicht noch weitere Halte- und Parkverbotsschilder aufstellen, so dass die Anwohner nicht noch mehr beeinträchtigt werden.“