1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Magdeburg
  6. >
  7. Magdeburger Künstler fahren Notprogramm

EIL

Finanznot Magdeburger Künstler fahren Notprogramm

Mit einer besonderen Aktion versuchen Kunstschaffende den Künstleraustausch mit Magdeburgs Partnerstadt Le Havre selbst zu finanzieren.

Von Karolin Aertel 16.03.2018, 00:01

Magdeburg l Es sei ein Notprogramm, das nun gefahren werden muss, erklärt Volker Kiehn. Andernfalls könne der zum siebenten Mal geplante Künstleraustausch womöglich nicht stattfinden. Gerade einmal ein Viertel der bisherigen Förderbeträge sind den Magdeburger Initiatoren zugesagt worden. Warum sie 2018 keinerlei finanzielle Unterstützung des Kulturbüros und der Staatskanzlei bekommen, habe man ihnen nicht mitgeteilt.

Die klaffende Finanzlücke soll nun mit Hilfe einer Fundraisingausstellung geschlossen werden. Zwölf Magdeburger Künstler zeigen in der HO-Galerie ab 16. März 2018 Arbeiten, die jeweils für einen Festbetrag von 150 Euro verkauft werden.

Die insgesamt 24 Werke – von Malerei über Grafiken bis hin zu Skulpturen – können so bestenfalls 3600 Euro einbringen. Mit den zumindest vom Büro für Städtepartnerschaften in Aussicht gestellten 2000 Euro und Vereins- sowie privaten Geldern kann der Künstleraustausch zumindest stattfinden.

Im Zwei-Jahres-Rhythmus laden die HO-Galerie und der H2O-Turmpark Kunstschaffende aus Magdeburgs Partnerstadt Le Havre zum kreativen Austausch und gemeinsamen Arbeiten ein. Und alle zwei Jahre fahren Magdeburger Künstler in die französische Hafenstadt, um dort Kunstwerke zu erschaffen.

In diesem Jahr ist Magdeburg wieder an der Reihe. Im April werden zehn Künstler aus Le Havre erwartet, die eine Woche lang im Turmpark tätig sind. Die Fahrtkosten tragen die Franzosen selbst. Unterkunft, Verpflegung und vor allem die Arbeitsmaterialien stellen die Gastgeber – die beiden Magdeburger Vereine. Acht- bis zehntausend Euro kommen so locker zusammen.

Andersherum funktioniert das Prinzip übrigens ebenso. Sind die Magdeburger in Le Have, seien natürlich sie die Eingeladenen. Wenngleich ein Unterschied im Austausch zwischen den Partnerstädten spürbar ist. Empfang und Ausstellung im Rathaus, Aufmerksamkeit der Stadtvertreter und großes öffentliches Interesse sind den Magdeburger Künstlern in Le Havre sicher.

Hierzulande ist die Resonanz dagegen noch eher verhalten. Nicht nur hinsichtlich der finanziellen Unterstützung der auf kreative Weise gelebten Städtepartnerschaft. Auch das Interesse der Bevölkerung an der Arbeit der französischen Künstler könnte größer sein. Denn den Kunstschaffenden kann eine Woche lang beim Arbeiten über die Schulter geschaut werden.

Konkret entstehen in der Zeit vom 22. bis 27. April im Turmpark Salbke Skulpturen, Bilder und Grafiken, die final am 28. April im Hundertwasserhaus ausgestellt werden. Besucher sind bereits während des Schaffensprozesses herzlich willkommen.

Doch zunächst gilt es die Finanzierung des Austausches sicherzustellen. Die Künstler geben sich hierbei Hilfe zur Selbsthilfe, indem sie jeweils zwei ihrer Arbeiten zum Verkauf anbieten, deren Erlös zu einhundert Prozent in den Künstleraustausch fließt. Es sind u. a. Arbeiten von Christopher J. Smith, Bernd Müller, Gilles Fugier, Wolfgang Krebs, Beate Schoppmann, Werner Kuhrmann, Steffen Müller, Sebastian Herzau, Max Grimm und Thomas Andreé, die ab Freitag in der HO-Galerie zum Verkauf stehen.

Das Besondere: „Die Werke werden anonym verkauft. Das bedeutet, dass das Bild oder die Skulptur gefallen sollen und nicht der Name, der darunter steht“, erklärt Volker Kiehn. Wobei sich so manch „Handschrift“ eines Künstlers gewiss nicht verbergen lasse.

Dennoch könnte die Zuordnung zum Künstler bei dem einen oder anderen schwieriger werden als erwartet. Denn bei den Arbeiten kann es sich um ein unbekanntes Frühwerk eines Künstlers handeln, ein außergewöhnliches Experiment oder einen Ausflug in fremde Gefilde. Daher sei es das Überraschungsei-Prinzip, das neben dem Kunsterwerb einen zusätzlichen Anreiz bietet, weiß Dorothea Hertel. Beide Künstler, Volker Kiehn und Dorothea Hertel, stellen ebenfalls Arbeiten zur Verfügung.

Ausstellungseröffnung ist am Freitag, 16. März, 19 Uhr in der HO-Galerie, Alt-Westerhüsen 31. Gezeigt werden 24 Arbeiten von zwölf Künstlern. Zu sehen ist die Ausstellung bis 2. April 2018.