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Freizeit Magdeburg Jugendkunstschule für ältere Semester

Wenngleich der Name etwas anderes vermuten lässt, studieren an der Jugendkunstschule in Magdeburg ebenso Erwachsene.

Von Karolin Aertel 31.12.2019, 00:01

Magdeburg l Sehen, empfinden, erkennen. Dies seien Schlüsselbegriffe des künstlerischen Schaffensprozesses. Zumindest versteht Dietmar Sauer es so. Er erklärt: „Ich sehe etwas. Ich empfinde etwas.“ Hinter dem, was ein Künstler tut, sollte ein Erkenntnisprozess stecken. Dennoch weiß er: „Wenn man gut künstlerisch arbeiten möchte, darf man nicht mehr denken.“

Durch seine Arbeit als Dozent an der Fachhochschule Potsdam (1994 -1997) und Dozent an der Jugendkunstschule Magdeburg (seit 2005) weiß er, dass genau darin die Schwierigkeit liegt. „Die Menschen sind zu verkopft.“ Leider auch schon in jungen Jahren, wie er als Kunstlehrer am Domgymnasium erfahren musste. „Ich habe versucht, sie frei zu machen, etwas aus ihnen rauszukitzeln“, erzählt er. Doch bei einer Klassenstärke von rund 30 Schülern sei das schier unmöglich gewesen. Pro Schüler blieben nicht einmal zwei Minuten, um sich mit ihnen und ihrer Arbeit auseinanderzusetzen. „Da hat man keine Chance an sie heranzukommen.“

Daher brach er die Lehramtstätigkeit schon nach einem halben Jahr ab. In der Jugendkunstschule, in der die Klassenstärke idealerweise für ihn bei etwa acht bis zwölf Lernenden liegt, könne er intensiver auf seine Schüler eingehen, „Blockaden aus den Köpfen lösen“.

Den Weg zum eigenen künstlerischen Ich beschreitet er im neuen Semester an der Jugendkunstschule in einem ausgiebigen Streifzug durch die verschiedenen Gestaltungstechniken. Von der Bleistift- oder Kohlezeichnung über farbige Skizzen bis hin zu Öl-, Acryl- und Aquarellmalerei werde alles durchlaufen, um das eigene zeichnerische Mittel zu finden. Experimentierfreude seiner Schüler vorausgesetzt. „Ich will meine Schüler nicht deckeln, sondern aus jedem etwas herausholen - die rechte Gehirnhälfte, die kreativen Bereiche fördern“, erklärt der 65-Jährige.

Das mache er auf seine eigene, auf durchaus sehr direkte Art und Weise. „Dabei passiert es schon mal, dass ich in die Arbeit meiner Schüler reinzeichne. Viele mögen das nicht.“ Doch er wisse, was er tut und ihm gehe es letztlich darum, seine Schüler so aus „ihrer Norm herauszuholen, aus ihrer Komfortzone zu locken“. Und je älter seine Schüler sind, umso schwieriger gestalte sich das. Daher sind die Kunstsemester für den studierten Maler und Grafiker, der zudem Restauration an der Hochschule für Bildende Künste in Dresden studierte, eine besondere Herausforderung. „Ich mache keinen Malzirkel. Es ist ein Kurs in einer Kunstschule.“

Neben Dietmar Sauer dozieren im neuen Kunstsemester, das Ende Januar 2020 beginnt, auch Anne Rose Bekker, Jan Focke, Viktoria Veil und Jochen P. Heite. Zudem bietet Goldschmied Gerfried Kliems einen Tageskurs zum handwerklichen Arbeiten mit Silber an.